Essen-Kettwig. Das neue Leitungsteam der selbstständigen Realschule Kettwig hat ein klares Ziel: Die Stärken dieser Schulform sollen mehr in den Fokus rücken.
Nach vier Jahren als Dependance der Albert-Einstein-Realschule ist die Realschule Kettwig seit August wieder eigenständig. Die Redaktion sprach mit dem neuen Leitungsteam, Schulleiterin Angelika Spielmann und Stellvertreterin Melanie Kühn, über die Herausforderungen einer solchen Selbstständigkeit und künftige Projekte.
Für die Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufen sechs bis zehn änderte sich zum Schulbeginn nicht viel: Sie kamen in die Räume, die sie kannten, werden derzeit von Lehrern unterrichtet, die auch schon im letzten Schuljahr mit dabei waren an der Brederbachstraße. Nur gehen sie jetzt auf eine nominell neue Schule: die Realschule Kettwig.
Über deren endgültige Namensgebung werde zwar die Schulkonferenz erst in zwei Wochen entscheiden, „doch derzeit firmieren wir unter Realschule Kettwig“, erklärt Schulleiterin Angelika Spielmann und ergänzt schmunzelnd: „Die jetzigen Zehner haben sogar schon den Zustand davor gehabt, nämlich die alte Realschule.“
Freude am Lernen vermitteln und erhalten
Angelika Spielmann unterrichtet die Fächer Mathe („Ich liebe Zahlen und Fakten“), Hauswirtschaft („Das ist die Handarbeit“) und katholische Religion („Das ist für Herz und Seele“). Für den Posten in Kettwig hat sie sich ganz bewusst entschieden. „Hier würde es mir gefallen“, sei ihr erster Gedanke gewesen, als sie Anfang 2020 von der freien Stelle hörte. „Kettwig ist wie eine Insel, das finde ich reizvoll, und es ist auch eine Herausforderung im Essener Süden“, sagt die 55-Jährige, die als Konrektorin an Realschulen in Mülheim und Dinslaken wirkte.
Herausforderung? „Weil die Schulform Realschule in den Köpfen der Eltern hier nicht so präsent ist.“ Es werde für den Sprössling das Gymnasium angestrebt. Das sei aber nicht für jeden passend. Es gehe vielmehr darum, das Leistungsvermögen des Kindes im Blick zu haben. „Die Kinder sollen Freude am Lernen haben. Wer sich auf dem Gymnasium abmüht und Misserfolge einfährt, verliert die Lust am Lernen und bringt auch keine Leistung mehr“, konstatiert die Schulleiterin.
Gemeinsam mit den Eltern die Stärken der Kinder stärken
Stellvertreterin Melanie Kühn, seit 14 Jahren in Kettwig tätig, pflichtet bei: „Wir möchten, dass die Eltern es nicht als Manko empfinden, wenn ihr Kind eine Realschule besucht.“ Das sei leider das Bild, das in der Öffentlichkeit vielfach noch existiere. „Wir möchten die Stärken der Kinder fördern“, betont Kühn. „Leider fällt der Blick viel zu häufig auf die Schwächen der Kinder. Aber wir wollen gemeinsam mit den Eltern daran arbeiten, dass das Selbstbewusstsein gefördert wird.“
Die Stärken der Kinder stärken – und die Stärken der Realschule weiter nach vorne bringen: In den letzten Monaten seien deshalb Konzepte erarbeitet worden, wie die Balance zwischen dem Bewährtem aus der Zeit der Albert-Einstein-Realschule (mit der man nach Corona eine Kooperation anstrebt) und neuen Ideen gefunden werden kann.
Das Ziel sei, dass sich junge Erwachsene nach sechs Jahren Schulzeit, in denen auch Zeit für AGs, Freunde und Sport war, für ihren individuellen Weg entscheiden können: Abitur oder Berufsausbildung. „Beides ist möglich, die Wege sind offen“, betont Angelika Spielmann.
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Umweltschutz im Mittelpunkt des neuen Konzepts
„Nachhaltigkeit“ ist ein weiterer Schwerpunkt. Umweltschutz und nachhaltige Ideen sollen Teil des Alltags werden. „Besonders wichtig ist uns dabei, die regionale Verwurzlung wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken“, fasst Kühn die Ideen des Kollegiums zusammen.
Schulleiterin Spielmann: „Nachhaltig bedeutet, dass etwas lange Zeit nachwirkt. Das möchten wir als Realschule in Kettwig zukünftig intensiv gemeinsam leben: Nachhaltig gut sein.“
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