Essen-Kupferdreh/Steele. Sonnenblumenfest in Kupferdreh und historischer Handwerkermarkt in Steele wurden abgesagt. Verkaufsoffene Sonntage fallen aus. Frust ist groß.

Die verkaufsoffenen Sonntage am 13. September in Kupferdreh sowie am 20. September in Steele fallen aus. Die Veranstaltungen Sonnenblumenfest und historischer Handwerkermarkt wurden abgesagt, damit fehlte für die Öffnung der Geschäfte die Voraussetzung. Der Stadtrat hatte erst am 26. August die verkaufsoffenen Sonntage, die bis Ende Jahres 2020 veranstaltet werden sollten, verabschiedet. Nun schließt laut Werbegemeinschaft sogar das erste Geschäft in Kupferdreh in der Corona-Zeit.

Eva Großimlinghaus ist die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Kupferdreh, die sich gegen eine Sonntagsöffnung ohne Veranstaltung entschieden hat: „Wir wollen den Leuten doch etwas bieten und nicht nur die Läden aufsperren.“ Es gehe mehr ums Flair drum herum als ums Shoppen: „Ein Gesamtpaket mit Angeboten und Präsenten.“ Sonntags habe man noch die Zeit zum Bummeln, die unter der Woche nicht bleibe. Im Prinzip könne sie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sogar verstehen mit ihren Klagen, die Gewerkschaft hatte gegen die offenen Sonntage in Werden und Borbeck geklagt.

Inhabergeführte Geschäfte hätten sonntags geöffnet

Das Sonnenblumenfest (wie hier bei einem früheren Fest) wird es nun in Essen-Kupferdreh nicht geben.
Das Sonnenblumenfest (wie hier bei einem früheren Fest) wird es nun in Essen-Kupferdreh nicht geben. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Diese besonderen Zeiten erforderten von allen Kompromissbereitschaft: „Bei uns in Kupferdreh sind es inhabergeführte Geschäfte, die sonntags öffnen würden.“ Gerne hätte Großimlinghaus das Sonnenblumenfest gefeiert. Man hielt eisern durch, warf aber vor drei Wochen doch das Handtuch. Die 60 Mitglieder der Werbegemeinschaft hätten gefasst auf die Absage reagiert. Eine gute Idee sei gewesen, es wenigstens mit Sonnenblumen in den Schaufenstern und einer Rabattaktion zu versuchen. Für eine Umsetzung leider zu kurzfristig.

Nun werde auf einer Vorstandssitzung besprochen, was man noch stemmen könne in diesem Jahr: „Wir hoffen auf den 1. Advent.“ Sie sei da Zweckoptimistin, befürchte aber, dass Verdi wieder klage. Den Adventsmarkt wolle man vorsichtig ausbauen. Sie sehe da eine echte Chance, in Kupferdreh ein weiteres Event zu etablieren. Doch die drohende Klage versalze die Suppe: „Das halte ich momentan für illusorisch. Das Risiko ist einfach zu hoch.“

Perspektivlosigkeit und Frustration

Hoffnung habe sie kaum noch für eine Sonntagsöffnung am 29. November. Dabei wäre es ein so wichtiges Signal, denn den Kaufleuten gehe es schlecht: „Der erste Laden in Kupferdreh schließt wegen Corona. Viele Geschäftsinhaber versuchen zu kämpfen und hoffen aufs Weihnachtsgeschäft.“ Ohne Planungssicherheit sei aber auch fürs kommende Jahr alles in der Schwebe: „Diese Perspektivlosigkeit ist schwierig.“ Die Frustrationsquote sei zurzeit jedenfalls sehr hoch.

Der Weihnachtsmarkt in Essen-Steele soll nach aktuellem Stand wie im Vorjahr stattfinden,
Der Weihnachtsmarkt in Essen-Steele soll nach aktuellem Stand wie im Vorjahr stattfinden, © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Von der Corona-Krise betroffen sind auch die Aktionen des Initiativkreises City Steele. Vorsitzender Léon Finger musste alle Veranstaltungen absagen, bis auf den 44. Steeler Weihnachtsmarkt. Der soll am 5. November eröffnet werden und bis zum 3. Januar 2021 andauern. Hier werde es aufgrund der Auflagen Änderungen geben müssen, erklärt Finger: „Wir verzichten in diesem Jahr auf ein Bühnenprogramm und Musikpräsentationen.“

Weihnachtsmarkt mit Gastronomie und Tanne

Enges Gedränge müsse vermieden werden, für den Innenbereich des Marktes mit der Gastronomie würden die schon bekannten Corona-Regeln gelten. Im Mittelpunkt stehe wieder die 15 Meter hohe Tanne.

Der am 20. September parallel zum abgesagten historischen Handwerkermarkt vorgesehene verkaufsoffene Sonntag muss entfallen: „Sehr bedauerlich, aber nicht zu ändern.“ Da müsse man grundsätzlich denken und die Voraussetzungen ändern. Die Landesregierung habe es zwar gut gemeint mit der coronabedingten Freigabe, aber Verdi habe oft genug vor Gericht Recht bekommen.

Gewisse Fluktuation bei Steeler Einzelhandel

Initiativkreis Steele geht in die Offensive

Léon Finger vom Initiativkreis Steele berichtet von dem neuen Format „Es ist Sommer in Steele“. Der Initiativkreis wolle Leben in den Stadtteil holen und die Schausteller suchten Möglichkeiten. Nun gibt es in der Fußgängerzone drei bis vier Kinderfahrgeschäfte und ebenso viele Gastro-Stände, die in gewissen Abständen ausgewechselt werden.

Das Programmheft ist zugleich eine Gutschein-Aktion. Über 60 Einzelhändler und Gastronomen bieten darin Einkaufs- und Einkehr-Angebote an. Wegen der regen Nachfrage wird das Programm verlängert bis Ende Oktober. Die Gutscheine bis zum 31. Dezember 2020 einlösbar.

Dabei müssten in heutigen Zeiten sehr viele Menschen auch sonntags arbeiten. Die 240 Mitglieder des Initiativkreises seien immer bestens im Bilde über den neuesten Stand der Dinge. Seit sieben Jahren gebe es das regelmäßige „Wir für Steele“-Frühstück an unterschiedlichsten Orten. Das ideale Feld für Gespräche, findet Léon Finger.

Zurzeit sei nicht erkennbar, dass Mitglieder des Initiativkreises aufgeben müssten, sagt er mit Blick auf die Zukunft des Einzelhandels: „Wir sind gut aufgestellt in Steele. Wir haben zwar eine gewisse Fluktuation, aber kaum Leerstände zu verzeichnen. Unsere Mischung aus Gastronomie und Handel wird gut angenommen.“