Essen. Wenige Mannschaften, kein Nachwuchs: Das Aus für den SC Frintrop war absehbar. Nun wird aus der Sportanlage am Schemmannsfeld ein Bürgerpark.
Ob er sich schon einmal gekniffen hat, weil er sein Glück nicht fassen kann? Werner Engels schmunzelt kurz. „Wir haben auch etwas dafür getan“, sagt der 1. Vorsitzende des SC Frintrop selbst. Einige Jahre sind ins Land gegangen, seit der Fußballverein aus Unterfrintrop erstmals mit einer Idee hausieren ging, die man gewagt nennen darf:
Aus der einsam gelegenen Sportanlage an der Stadtgrenze zu Oberhausen, die längst zu groß geworden war für den kleinen Club sollte eine Begegnungsstätte für alle Bürger des Stadtteils werden. Werner Engels und seine Mitstreiter wurden dafür belächelt. Nun spricht alles dafür, dass die ehrgeizigen Pläne Wirklichkeit werden.
Im Oktober dürfen sie ihr Vorhaben im Düsseldorfer Landtag vorstellen. „Darauf sind wir schon ein bisschen stolz“, sagt Günter Kropp. Der ehemalige Geschäftsführer des Essener Sportbundes (Espo) hatte dem SC Frintrop so manche Tür geöffnet. So erinnerten sie sich im Sportministerium an den Fußballverein aus dem Ruhrgebiet, als es darum ging, ein Inklusionsprojekt zu fördern, das Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenführt.
Das Land NRW fördert den Umbau zum Bürgerpark mit einer Million Euro
Drei Jahre zuvor hatten sie noch vergebens im Ministerium vorgesprochen, erinnert sich Werner Engels. Nun ging alles ganz schnell, denn die Ruhrkonferenz hatte beschlossen, etwas fürs Revier zu tun. So fließen eine Million Euro in den Umbau der Sportanlage am Schemmannsfeld.
Im Herbst, hofft Engels, werden sie den 1. Spatenstich feiern für einen Bürgerpark. Einer der beiden Ascheplätze soll umgestaltet werden zu einer Grünanlage mit zahlreichen Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten: mit einem Basketballfeld, einer Kletterwand, mit Trampolinen, mit einem Bouleplatz, einer Mehrzweckhalle und einer barrierefreien Schaukellandschaft.
Auf dem Fußballfeld nebenan haben die Arbeiten bereits begonnen. Die Stadt baut den Ascheplatz zu einem Kunstrasenplatz um. Einen solchen hätten auch gerne andere Vereine, weiß Werner Engels. Auch im Sportausschuss des Stadtrates erntete der SC Frintrop nicht nur Applaus. Die sonst übliche 2:1-Regel, wonach eine Sportanlage nur dann mit Kunstrasen ausgestattet wird, wenn eine andere aufgegeben wird und die Vereine den neuen Platz gemeinsam nutzen - diese Regel wird am Schemmannsfeld aufgeweicht.
Der SC Frintrop setzt mit seinen Angeboten auf Inklusion und Integration
Tatsächlich ging es für den Vorortclub ums nackte Überleben. Der Nachwuchs ließ sich nur schwer zum Kicken auf Asche begeistern; Eltern melden ihre Kinder lieber bei Adler Union am Frintroper Wasserturm an, wo längst auf Kunstrasen gespielt wird. „Es gibt ein Gefälle“, sagt Werner Engels und meint damit nicht nur den geografischen Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterfrintrop, wo es keine Kirche mehr gibt, keine Schule und auch keine Geschäfte.
Mittlerweile läuft auch für den SC Frintrop wieder eine Bambini-Mannschaft auf. 35 Steppkes sind die Hoffnung auf die Zukunft. Wobei sich am Schemmannsfeld längst nicht mehr alles allein um das runde Leder dreht.
„Wir haben uns geöffnet“, sagt Werner Engels. So bietet der SC bietet Sport- und Bewegungsangebote für Kinder und Senioren an, setzt auf Inklusion und Integration. Syrische Flüchtlinge wurden zu Übungsleitern ausgebildet oder erlernten das Fahrradfahren. Ohne dieses Engagement wären dem Verein Türen verschlossen geblieben, die ihm nun offen stehen, ist Engels überzeugt. Sonst hätte sich wohl auch die Stadt Essen nicht so stark engagiert. Dass die Volleyballer des VC Allbau auf der Suche nach einer neuen Heimat waren und diese auf der Sportanlage an der Stadtgrenze finden werden, erwies sich für den SC Frintrop als Glücksfall.
Nun müssen nur noch die Bürger mitspielen. 2021, hofft Engels, wollen sie am Schemmannsfeld Eröffnung feiern.
Mehr Nachrichten aus Essen lesen Sie hier.