Essen. Kinderfilmtage laufen wegen Corona über einen ganzen Monat. Im Angebot sind Klassiker und Neuverfilmungen. Gruppen können Termine auswählen.
Leinwand frei für eine frühe Feministin mit großer Klappe und frechen Sommersprossen: Dass Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf noch einmal zur Gallionsfigur der hiesigen Gleichstellungsbeauftragten aus Essen, Mülheim und Oberhausen wird, hätte auch nicht jeder gedacht. Diese geben der Filmreihe aus den späten 1960ern jedenfalls ihr Geleit, die bei den 37. Kinderfilmtagen im Ruhrgebiet anlässlich des 75-jährigen Pippi Langstrumpf-Jubiläums noch einmal eine Renaissance erlebt.
In diesem Corona-Sommer hätte die wilde Anarcho-Göre mit den roten Zöpfen jedenfalls allerhand zu tun. Vielleicht würde sie auf dem Rücken ihres Pferdes Kleiner Onkel einfach mal an Essens Schulen vorbeireiten und sagen, dass man trotz dieses vermaledeiten Virus doch ruhig mal wieder ins Kino gehen sollen. Bislang nämlich seien gerade die Anmeldungen aus Essener Schulen „erschreckend wenig“, bedauert Bernhard Wilmer, Theaterleiter der Essener Lichtburg.
Dabei haben die Organisatoren der traditionsreichen Festivals schon vor dem Lockdown wochenlang diskutiert und getüftelt, haben Plan A, B und C vorbereitet und bei allen Unsicherheiten vorerst entschieden: Die 37. Kinderfilmtage im Ruhrgebiet sollen im Kino stattfinden. „Die Filme gehören auf die Leinwand“, sagt Lichtburg-Theaterleiter Wilmer, wo am 11. Oktober der Abschluss des Festivals mit der traditionellen Verleihung der Kinderfilmpreise Emo und Emmi gefeiert werden soll – sofern es das Infektionsgeschehen zulässt.
Gruppen können sich für den Besuch ihres Wunschfilms anmelden
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Starten werden die 37. Kinderfilmtage schon am 13. September in der Lichtburg Oberhausen, und damit läuft das Festival in diesem Jahr mit fast vier Wochen länger als je zuvor. Aus gutem Grund. Um möglichst vielen Schulklassen, Kitas und anderen Gruppen die Möglichkeit zu geben, die Kinobesuche in Abstimmung mit den Lichtspielhausbetreibern individuell und unter den geltenden Schutzauflagen abzustimmen, hat man sich für eine möglichst lange Laufzeit entschieden. Und hofft nun auf entsprechende Resonanz. Denn obschon die Kinderfilm-Produktion wegen Corona über viele Monate so stillstand wie in anderen Branchen auch, haben Kinder- und Erwachsenen-Jury am Ende doch noch die Qual der Wahl aus Beiträgen gehabt, von denen nun sieben im Wettbewerbs-Programm gezeigt werden.
Wunschfilm für Gruppen
Die Preise für den besten in Deutschland produzierten Kinderfilm und die beste schauspielerische Leistung eines Kindes werden am 11. Oktober in der Essener Lichtburg vergeben. Emo und Emmi erscheinen dabei in diesem Jahr in neuem Design. Gestaltet wurden sie in einem Projekt der Essener Jugendberufshilfe für psychisch erkrankte Jugendliche.
Für Schulklassen, Kindertagesstätten, den Offenen Ganztag und andere Gruppen ab zehn Personen gibt es in diesem Jahr die Möglichkeit, einen Wunschfilm auszusuchen und einen Vorstellungstermin im Essener Eulenspiegel oder dem Rio Mülheim zu vereinbaren. Absprache und Anmeldung unter info@lichtburg-essen.de, Tel. 0201-275555. Eintritt: 2 Euro pro Person.
Das Angebot reicht vom Animationsfilm „Die Rückkehr der Heinzelmännchen“, denen Stars wie Jella Haase und Louis Hofmann ihre Stimme geliehen haben, bis zum Vampir-Abenteuer „Die Wolf-Gäng“, von der Superheldinnen-Geschichte „Invisible Sue – Plötzlich unsichtbar“ bis zur Neuverfilmung von „Lassie“.
Auch Otfried Preußlers „kleine Hexe“ wirbelt über die Leinwand
Ergänzt wird das Angebot in diesem Jahr mit einer kleinen Filmauswahl zu Otfried Preußler, dem die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ab dem 12. September eine Ausstellung widmet. „Das kleine Gespenst“ und „Die kleine Hexe“ finden zudem den Weg auf die Leinwand.
Die Mischung aus Klassikern der Kinderliteratur und neuen Filmen soll Lehrer und Schüler wieder fürs Kino gewinnen. „Wir stehen voll und ganz hinter dem Festival und hoffen, dass es noch viele Jahre weitergeht“, sag Claudia Hoose von der Kinderstiftung. Sie gehört wie die PSD-Bank zu treuen Partner und Sponsoren des Festivals, das auch in Coronazeiten gemeinschaftliche Kinoerlebnisse unter den geltenden Schutzauflagen ermöglichen will. Schließlich hat schon Pippi Langstrumpf gewusst, dass es im Leben nicht nur um „Plutimikation“ geht, sondern manchmal auch ums Zusammenhalten in schwierigen Zeiten.