Essen-Kupferdreh. Absehbares Chaos, Horrorverkehr, Gefahren für Schulkinder: So beschreiben Betroffene die Verkehrssituation in Kupferdreh. Folgen einer Baustelle.

Kaum haben die Arbeiten der Stadtwerke an der Kupferdreher Straße begonnen, hagelt es Kritik an den Umleitungen für den Verkehr. Entstehen wird ein unterirdisches Regenrückhaltebecken, für dieses Bauvorhaben ist ein Abschnitt der Kupferdreher Straße zur Einbahnstraße geworden. Nun sei das Chaos perfekt, da etwa kleine, enge Straßen als Umgehungsweg genutzt würden, klagen Betroffene und fordern Abhilfe. Für die Baustelle kündigen die Stadtwerke immerhin eine Dauer von zweieinhalb Jahren an.

Gebaut wird ein Regenrückhaltebecken (ab Hausnummer 28) mit einem Speichervolumen von knapp 2000 Kubikmetern (etwa 12.000 gefüllte Badewannen), das bei Starkregen als Zwischenspeicher für Regen- und Schmutzwasser genutzt werden soll. „Auf diese Weise wird das Mischwasser gedrosselt über den Abwasserkanal der Kläranlage zugeführt und nicht mehr in die Ruhr eingeleitet“, erklärt Stadtwerkesprecher Dirk Pomplun.

Rund 90 Jahre alter Abwasserkanal wird erneuert

Zudem werde der nun über 90 Jahre alte Abwasserkanal erneuert und teilweise vergrößert. Dazu werden auf einer Länge von etwa 560 Metern entlang der Kupferdreher Straße die Abwasserrohre abschnittweise in offener Bauweise verlegt, heißt es zu den Plänen, die den Abschnitt von der Kreuzung Schroertal bis zur Feuerwehrwache betreffen.

Voraussetzung für den Start der Maßnahmen war zunächst die Fertigstellung der Kampmannbrücke, um den Verkehr auch über diese zu führen. Zudem wurde eine Einbahnstraßenregelung (etwa 450 m Länge) in Richtung Überruhr gewählt, damit Beckenbau und Kanalerneuerung gleichzeitig erfolgen können. So könne immerhin die Bauzeit in der Kupferdreher Straße erheblich verkürzt werden.

Alternative zur Einbahnstraße wären Ampeln gewesen

In Richtung Essen-Überruhr ist die Kupferdreher Straße derzeit auf einem Teilstück als Einbahnstraße befahrbar.
In Richtung Essen-Überruhr ist die Kupferdreher Straße derzeit auf einem Teilstück als Einbahnstraße befahrbar. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska


Der Verkehr fließt nun von der Kreuzung Kupferdreher Straße/Hinsbecker Berg bis zur Kreuzung Schroertal ausschließlich in Fahrtrichtung Überruhr. Wer aus Richtung Überruhr kommend in Richtung Kupferdreh Mitte fahren will, wird über Heisingen, also über die Kampmannbrücke, umgeleitet. Zur Umleitung erklärt Stadtsprecher Patrick Opierzynski: „Diese ist über die Langenberger Straße, Marie-Juchacz-Straße und Wuppertaler Straße eingerichtet.“ Das betrifft auch den Busverkehr.

Die Alternative, um die Fahrspuren in beide Richtungen zu erhalten, wären laut Stadt Ampeln gewesen. Befürchtet wurde allerdings erheblicher Rückstau. Auch wegen des Standortes der Feuerwehr hielt die Stadt das für keine gute Lösung. Aus Sicht der Ruhrbahn sei die Einbahnstraßenregel mit Blick auf die Einhaltung des Fahrplanes ebenfalls besser, als die Einschränkung durch die Baustelle samt langer Rückstaus.

Kleine Straßen sollten lediglich für Anlieger freigegeben werden

Betroffene sehen die gesamte Planung deutlich kritischer. Ein Unding sei es, so lautet ein Kritikpunkt, den Fahrenberg für den Durchgangsverkehr frei zu lassen. Ganze Kolonnen nutzten diesen, das könne nicht funktionieren. Viele wüssten nicht, wo es bei Gegenverkehr eng werde. Von Horrorverkehr auf dem Berg sprechen manche in der Diskussion, die etwa in sozialen Medien wie Facebook entfacht ist. Für eine Langzeitbaustelle hätten sich einige eine bessere Planung gewünscht. Ein Vorschlag lautet, kleine Straßen wie den Fahrenberg lediglich für Anlieger freizugeben.

Denn auf dem Fahrenberg, der an vielen Stellen keine Bürgersteige habe, stünden immerhin auch auf den Schulbus wartende Kinder. Zudem halte sich kaum jemand an Tempo 30, auch das erhöhe die Gefahr, beschreiben Anwohner und wenden sich auch an die Politiker vor Ort.

Politik hat sich inzwischen erneut eingeschaltet

Der Verkehr in Richtung Essen-Kupferdreh wird aus Heisingen über die Kampmannbrücke geführt.
Der Verkehr in Richtung Essen-Kupferdreh wird aus Heisingen über die Kampmannbrücke geführt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska


Inzwischen hat es einen Termin vor Ort gegeben, die Situation ist dem Ratsherren Dirk Kalweit (CDU) und Rolf Reithmayer (SPD-Fraktionsvorsitzender auf der Ruhrhalbinsel) durchaus bekannt. Die nun begonnene Baumaßnahme der Stadtwerke an der Kupferdreher Straße sei bereits seit mehreren Jahren intensiv in den politischen Gremien vor Ort behandelt worden, heißt es in einer Stellungnahme von Dirk Kalweit. Nun sei der Verkehr am Fahrenberg, in Teilen des Nöckerbergs sowie im Gewerbegebiet Christine schon zu Beginn der Baumaßnahme zeitweise zusammengebrochen.


Dabei hätte die Politik eine sogenannte Bypass-Verkehrsführung über die Gasstraße im Gewerbegebiet Christine favorisiert, welche laut Kalweit nach langjähriger intensiver Prüfung scheiterte. Schließlich hätten alle Fraktionen der zuständigen Bezirksvertretung ein Verkehrskonzept von der Stadt gefordert. Die Politiker schlugen etwa vor, den Verkehr aus der Innenstadt über die Nebenstrecke und die neue Kampmannbrücke zu führen. Die Veränderung der Ampelschaltung an der Poststraße sowie eine optimierte Ausschilderung hätten sie gefordert.

Weitere Baumaßnahme mit dem Kreisverkehr in Burgaltendorf

Zudem hätten sie auf die zeitgleich laufende Großbaumaßnahme des Kreisverkehres in Burgaltendorf hingewiesen (Ableitung über die Hauptstraße Deipenbecktal), ein weiterer Konfliktpunkt, wegen dem die völlige Überlastung der dörflichen Straßen im Stadtteil Byfang zu befürchten sei. „Trotz dieser massiven und eindringlichen Eingaben der Politik stellte sich die Verwaltung auf den Standpunkt, kein Verkehrskonzept zu erstellen und erst einmal zu schauen, wie die Verkehrsströme sich entwickeln würden. Das Chaos war also absehbar“, kritisiert Dirk Kalweit, bei dem Beschwerden der Bürger und Gewerbetreibenden angekommen seien.

Dabei könne doch auf dem Fahrenberg im oberen Teil eine Einbahnstraßenreglung Richtung Kupferdreher Straße überdacht werden, lautet nun ein Vorschlag. Die Beschilderung müsse zudem optimiert werden. Auch die Politik dringt auf Abhilfe, eine Lösung gebe es noch nicht.