Essen. Eigentümer Kölbl Kruse startet mit dem Abriss des Y-Hochhauses. Das 40 Jahre alte Gebäude soll Platz für einen neuen Bürokomplex machen.

Der Projektentwickler Kölbl Kruse macht Ernst und beginnt mit dem Abbruch des ehemaligen RWE-Hochhauses an der Huyssenallee 2. Bis Ende 2021 sollen das Hochhaus und die angrenzenden Gebäude abgetragen sein, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Kölbl Kruse, seit 2016 Eigentümer des Areals zwischen Kruppstraße, Huyssenallee und Dreilindenstraße, will an dieser Stelle ein neues Büroquartier errichten.

Der Abriss des 19-geschossigen Gebäudes ist eine Herausforderung. Eine Sprengung kam unter anderem wegen der Nähe zur Autobahn und der darunterliegenden U-Bahn nicht in Frage. Deshalb muss „klassisch abgebrochen“ werden – Etage für Etage mit einem riesigen Kran. Entsprechend lange dauern die Arbeiten.

Hochhaus an der Huyssenallee wird zunächst eingerüstet

In einem ersten Schritt werden die Schadstoffe im Hochhaus entfernt. Dafür muss es zunächst eingerüstet werden. Voraussichtlich im November beginnt dann der eigentlich Abriss. Im Frühjahr 2021 folgen die leerstehenden Gebäude an der Huyssenallee 20, 18,16, 12 und 14 sowie zwei Häuser an der Dreilindenallee.

Kölbl Kruse will nach eigener Darstellung die Rückbauarbeiten von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zertifizieren lassen. Damit sollen so viele Stoffe wie möglich recycelt werden.

Kölbl Kruse plant in Essens Mitte einen riesigen Bürokomplex

Auf dem drei Hektar großen Gelände soll ein innerstädtisches Büroviertel entstehen, das insgesamt 120.000 Quadratmeter Fläche bieten soll. Ursprünglich wollte der Energiekonzern Innogy auf einem Teil des Areals seine neue Konzernzentrale errichten. Der Deal platzte allerdings.

Abbruch des ehemaligen RWE-Geländes in der Essener Stadtmitte.
Abbruch des ehemaligen RWE-Geländes in der Essener Stadtmitte. © funkegrafik nrw | Marc Büttner, Hans Blossey

Nun werden Befürchtungen laut, dass nach dem Abriss des Hochhauses und der angrenzenden Gebäude mitten in der Stadt eine Brachfläche entsteht, auf der sich längere Zeit nichts mehr bewegt. Denn Kölbl Kruse ist dafür bekannt, erst mit dem Bauen zu beginnen, wenn ein größerer Teil der Flächen bereits vorvermietet sind.

Dieser Besorgnis tritt Kölbl Kruse entgegen. „Davon gehen wir nicht aus. Wir sind bereits in Gesprächen mit potenziellen Nutzern“, sagte eine Sprecherin. Sie räumte jedoch ein, dass noch kein Vertrag geschlossen wurde. Sie sei aber überzeugt, dass Kölbl Kruse in den kommenden Monaten bereits Namen nennen könne.

Hochhaus an der Kruppstraße 5 ist denkmalgeschützt

Das RWE-Hochhaus mit der markanten Ypsilon-Form wurde 1980 vom Energieriesen RWE errichtet. Es entstand damals als Erweiterung des direkt benachbarten Konzernsitzes in der Kruppstraße 5. Dass es nach nur 40 Jahren bereits wieder abgerissen wird, begründet Kölbl Kruse unter anderem mit den Grundrissen und den Deckenhöhen, die nicht mehr zeitgemäß seien.

Das benachbarte RWE-Hochhaus in der Kruppstraße ist derweil von den Abrissplänen nicht betroffen. Das Haus steht unter Denkmalschutz und konnte so vor dem Abbruch gerettet werden.

Bebauungsplan erlaubt den Bau eines Hochhauses

Im Y-Hochhaus an der Huyssenallee war bis Juli RWE Mieter. Mit dem Umzug in die neue Konzernzentrale im Nordviertel wurde nun der Weg frei für den Abriss. Momentan treibt Kölbl Kruse nach eigenem Bekunden die Entwicklung des Geländes „mit voller Kraft“ voran. Basis dafür ist ein bereits im Jahr 2017 in Auftrag gegebener Architektenentwurf des Hamburger Büros BAID, das einen offenen Campus mit mehreren Bürogebäuden vorsieht.

Konkrete Pläne dafür hat Kölbl Kruse noch nicht öffentlich vorgelegt. Mit Spannung wird vor allem erwartet, wie der neue Komplex zur Freiheit hin gestaltet wird. Denn das jetzige Y-Hochhaus ist mitprägend für die Hochhaus-Landschaft der Stadt. Der Bebauungsplan, den die Stadt aufgestellt hat, erlaubt deshalb an dieser Stelle auch wieder den Bau eines 20-geschossigen Hochhauses. So soll die Wiederherstellung der Silhouette zumindest theoretisch möglich gemacht werden.

Kölbl Kruse will nach Angaben der Sprecherin den Bau davon abhängig machen, was sich die künftigen Mieter wünschen. Ob wieder ein Hochhaus entstehen wird, sei daher offen.