Essen. Die Nuklearmedizin und die Radiopharmazie an der Uniklinik Essen bekommen ein neues Gebäude mit modernster Ausstattung.

Das Uniklinikum Essen will seine Position als führende medizinische Einrichtung in der Krebsforschung und -behandlung stärken. Am Montag wurde der Grundstein für die neue Klinik für Nuklearmedizin gelegt. Das Land als Träger der Uniklinik investiert in den Neubau rund 130 Millionen Euro. Die neue Nuklearmedizin entsteht neben dem Parkhaus am Haupteingang an der Hufelandstraße und soll 2023 bezugsfertig sein.

In der neuen Klinik werden die Nuklearmedizin und die Radiopharmazie zusammengelegt. In der Radiopharmazie werden radioaktive Arzneimittel hergestellt, die die Nuklearmedizin zur Diagnose und Behandlung nutzt. Derzeit sind die beiden Bereiche auf dem Gelände der Uniklinik noch räumlich getrennt und in Gebäuden teils aus den 1960er Jahren untergebracht.

In dem Neubau sollen die Betriebsabläufe und die Zusammenarbeit in der Forschung, der Diagnostik und der Therapie von Krebserkrankungen verbessert werden, wovon schließlich die Patienten profitieren würden, heißt es.

Nuklearmedizin Essen hat 30.000 Patientenkontakte im Jahr

Der Direktor der Klinik, Professor Ken Herrmann, spricht von modernster Diagnostik und Therapie, die der Bevölkerung im Ruhrgebiet und darüber hinaus mit der neuen Klinik zur Verfügung gestellt werden. „Wir werden mehr und wir werden neue Geräte haben“, sagte der 43-Jährige, der vor vier Jahren aus Los Angeles nach Essen kam und seither die Klinik leitet. Experten sprechen von einer deutschlandweit einmaligen Ausstattung, die die neue Klinik haben wird.

Radiopharmaka in der Medizin

Mit Hilfe der Radiopharmazie und der Nuklearmedizin können Ort und Ausdehnung bestimmter Tumore bestimmt und zum Teil zu behandelt werden. Dabei werden auf jeden Patienten abgestimmte Therapieformen gewählt, die geringe Nebenwirkungen haben.

Radionuklide sind Bestandteil von Radiopharmaka. Sie haben eine kurze Halbwertzeit. Damit bleibt der Wirkstoff nur begrenzt haltbar, was gut für die Patienten ist aber Herausforderungen bei der Anwendung mit sich bringt. Deshalb ist es von Vorteil, wenn eine Klinik Radiopharmaka selbst herstellen kann und das dann sogar unter einem Dach der Nuklearmedizin, wie demnächst in Essen.

Rund 30.000 Patientenkontakte zählt die Nuklearmedizin derzeit. Die Zahlen wachsen jedes Jahr um etwa zehn Prozent, weil immer mehr Krebsarten auf diese Weise diagnostiziert und behandelt werden können. Anfangs lag der Schwerpunkt auf der Erkennung und Behandlung von Schilddrüsenkrebs und von neuroendokrinen Tumoren. Heute nehmen vor allem die Fälle von Prostatakrebs zu. Die Behandlungsmethoden der Nuklearmedizin helfen, solche Tumore frühzeitig zu erkennen und zu therapieren.

Platzprobleme auf dem Uniklinik-Gelände verzögerten Bau

In der Baugrube wird bereits gearbeitet. Die Wände der neuen Klinik werden zum Teil bis zu drei Meter dick sein, um die Strahlung abzuschirmen.
In der Baugrube wird bereits gearbeitet. Die Wände der neuen Klinik werden zum Teil bis zu drei Meter dick sein, um die Strahlung abzuschirmen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die neue Nuklearmedizin sollte ursprünglich schon 2020 fertiggestellt sein. Doch die ursprünglichen Pläne, sie in die derzeit entstehende Kinderklinik mit unterzubringen, erwiesen sich als wenig sinnvoll. Allerdings ist der Platz auf dem Areal des Universitätsklinikums nahezu erschöpft. Also entschied sich die Klinikleitung die Nuklearmedizin an die Stelle zu bauen, wo ursprünglich das Logistik- und Versorgungszentrum geplant war. Letzteres baute die Uniklinik in Bredeney schließlich auf dem Gelände des ehemaligen IBM-Zentrums.

Der Neubau der Nuklearmedizin soll auch darauf einzahlen, dass die Uniklinik Essen zusammen mit der Uniklinik Köln ein nationales Tumorzentrum bilden wollen. Die beiden onkologischen Spitzenzentren in Köln und Essen wollen unter dem Titel Cancer Center Cologne Essen (CCCE) dabei eng kooperieren. Das Westdeutsche Tumorzentrum (WTZ) der Universitätsmedizin Essen gehört bereits heute zu den führenden Standorten in der Krebsmedizin.