Essen-Holsterhausen. Zentrum 60 Plus heißt ein neuer Verbund von Treffpunkten, den die Stadt Essen ins Leben gerufen hat. Angebote für Senioren stehen im Mittelpunkt.

Auf Betreiben der Stadt sind neue Anlaufstellen für ältere Menschen entstanden. Ein Standort ist im Holsterhause Melanchthon-Zentrum beheimatet.

Vielfältiges Programm für ältere Menschen am Standort in Essen-Holsterhausen

Eigentlich fühlt sich Brigitta Ströse mit ihren 71 Jahren noch gar nicht als Seniorin und erst recht wollte sie einen großen Bogen um Treffen machen, zu denen die Altersklientel eingeladen wird. Doch dann kam alles anders. Sie beteiligt sich jetzt an einem Kunstkurs des Zentrums 60 Plus in Holsterhausen. Dabei ist das Angebot so neu wie die Einrichtung selbst. Unter dieser Marke firmiert ein Verbund von künftig zwölf Anlaufstellen, den die Stadt ins Leben gerufen hat. Erklärtes Ziel: Menschen ab 60 Jahren sowohl mit Rat und Tat zur Seite stehen als ihnen auch Angebote für die Freizeit zu unterbreiten. Ein Standort ist im Melanchthonzentrum beheimatet.

Die Neugierde habe sie gepackt und deshalb habe sie sich dann doch für den Kurs entschieden, erzählt Brigitta Ströse. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Leiterin der Einrichtung, Ragnhild Geck. Sie rührt seit Wochen kräftig die Werbetrommel und motiviert ältere Menschen, sich an den Treffen zu beteiligen. Schon gleich nach der ersten Zusammenkunft zeigte sich Brigitta Ströse sehr angetan: „Ich habe eine Menge über Malerei und die Materialien gelernt, die man verwenden kann.“

Wünsche und Vorschläge stammen nicht nur von Senioren

Ursula Hartmann und Jürgen Brodowski testen bei dem Kunstkurs im Melanchthon-Zentrum Maltechniken aus.
Ursula Hartmann und Jürgen Brodowski testen bei dem Kunstkurs im Melanchthon-Zentrum Maltechniken aus. © FFS | Katrin Böcker / FUNKE Foto Services

Das Programm der Anlaufstelle richtet die Leiterin nach Wünschen und Vorschlägen aus, die nicht nur von Senioren stammen müssen. Die Studentin Titziana Otten (28), die gerne mit älteren Menschen zusammenarbeitet und die Diakonie wertschätzt, hatte von dem neuen Netzwerk gehört. Mit der Frage, ob ein solcher Kunstkurs in Frage käme, rannte sie offene Türen ein.

Astrid Gabb von der lesbisch-schwulen Generationenarbeit der Aidshilfe hatte über die sozialen Netzwerke zu einem Treffen in den Räumen des GMZ aufgerufen. Acht Frauen und Männer folgten der Einladung, sie wollen eine Wandergruppe organisieren und sich in eine bestehende Kino-AG einbringen. Einige von ihnen wären auch sofort dabei, wenn ein lesbisch-schwuler Chor gegründet würde. „Noch sind wir nicht ganz soweit“, sagt Geck. Das Gemeindezentrum eigne sich auf jeden Fall für Chorproben. Mit dem Motto ,Altern unterm Regenbogen’ möchten wir den Menschen Angebote für das alltägliche Leben unterbreiten“. Als eine pensionierte Dolmetscherin wissen wollte, ob denn auch ein Französisch-Kurs passen würde, bekam sie sofort eine Zusage.

Einladung zur Ideenwerkstatt für Ausweitung des Programms

Darüber hinaus meldete sich eine Reihe von Bürgern mit weiteren Ideen. Auf regelmäßige Doppelkopfrunden und Spaziergänge habe man sich bereits verständigt, erzählt die Leiterin. Zusätzliche Vorschläge seien willkommen. Diese können Besucher auch bei der Ideenwerkstatt einbringen, die für den 25. August geplant ist in der Zeit von 14.30 bis 16.30 Uhr. In lockerer Runde wolle man den Menschen ein Forum bieten und auf diese Weise das Zentrum weiterentwickeln.

https://www.waz.de/staedte/essen/nord/essener-seniorenprojekt-60plus-zieht-erste-positive-bilanz-id228131853.htmlZu den festen Terminen gehöre zudem, dass jeden dritten Freitag im Monat Ansprechpartner des Pflegestützpunkt der Stadt Essen vor Ort seien. Jeweils von 9 bis 12 Uhr beantworten sie Fragen zu Pflege- und Krankenversicherung und stehen auch für Themen rund um die Sozialhilfe zur Verfügung.

Zentren verstehen sich als Ergänzung zu vorhandenen Angeboten

Ranghild Geck (Leiterin des Zentrums 60 Plus in Holsterhausen), Angelika Gabb (Lesbisch-schwule Generationenarbeit der Aidshilfe), Julia Oberwinster (Mitarbeiterin Zentrum 60 Plus) und Claudia Hartmann (Senioren- und Generationenreferat der Diakonie Essen)
Ranghild Geck (Leiterin des Zentrums 60 Plus in Holsterhausen), Angelika Gabb (Lesbisch-schwule Generationenarbeit der Aidshilfe), Julia Oberwinster (Mitarbeiterin Zentrum 60 Plus) und Claudia Hartmann (Senioren- und Generationenreferat der Diakonie Essen) © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Da nun unter dem Dach des Melanchthon-Zentrums auch die Evangelische Kirchengemeinde Seniorenangebote unterbreitet, betont Ragnhild Geck, dass 60 Plus keinesfalls als Konkurrenz verstanden werden solle. Vielmehr sollen zusätzliche Möglichkeiten für die Zielgruppe geschaffen werden. Der Stadtrat habe im vergangenen Jahr die Weichen gestellt, dass in jedem Bezirk eine Anlaufstelle für Fragen rund um das Älterwerden entstehen, erläutert Claudia Hartmann vom Senioren- und Generationenreferat der Essener Diakonie.

Mit wissenschaftlicher Begleitung von der Uni Essen-Duisburg sei das Konzept erarbeitet worden, unterstreicht Hartmann. Ganz entscheidend sei zudem, dass sich die Mitarbeiter in den Zentren ein Bild von der sozialen Situation in dem jeweiligen Beritt verschaffen. Dazu würden Zahlen und Daten ausgewertet. Wichtig für die Arbeit sei ferner, ein Netzwerk aller Beteiligten zu bilden, um den Kontakt untereinander zu fördern. Durch ihre vielseitigen Kontakte hatte zunächst auch Brigitta Ströse, die sich ehrenamtlich für die Grünen Damen engagiert und Patienten in Krankenhäusern begleitet, von den Angeboten im GMZ gehört und wird sicherlich das Zentrum weiterempfehlen.

Öffnungszeiten in Holsterhausen: dienstags von 13 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 14 Uhr, freitags von 10 bis 15 Uhr. Die Einrichtung ist zuständig für die Stadtteile Holsterhausen, Fulerum, Haarzopf und Margarethenhöhe.

Stadt zahlt drei Millionen Euro

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der Stadtrat die Gründung der Zentren beschlossen, die die Wohlfahrtsverbände (Awo, DRK etc. )betreiben. Die Stadt hat drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. An jedem Standort sind 1,5 Stellen für die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen vorgesehen.

Folgende Zentren 60 Plus sind bereits umgesetzt: Bezirk I, Vielrespektzentrum, Rottstraße 24-26 (Kontakt: 01578/0691521, 01578/6896784, 01578/691635), Bezirk II, ehem. Isenbergtreff, Isenbergstraße 81 (260958), Bezirk III, Messings Garten 4 (8778990) und Melanchthon-Gemeindezentrum, Melanchthonstraße 3 (2205157), Bezirk IV, Wilhelm-Heine-Haus, Butzweg 5 (2200744), Bezirk V, Paul-Humburg-Gemeindehaus, Hövelstraße 71, (8562807), Bezirk­ VI, Louise-Schröder-Sozialzentrum, Alte Kirchstraße 1 (3611203), Internationales Zentrum 60 Plus, Altenessener Straße 392 (36194521). Für alle Zentren gelten Öffnungszeiten mittwochs von 10 bis 12 Uhr, weitere Zeiten werden von den Häusern festgelegt.

Im Laufe des Jahres werden laut Angaben der Stadt noch weitere Zentren geöffnet, es würden derzeit noch passende Räume gesucht.