Essen. Nach einer mutmaßlichen Schutzgelderpressung in Essen-Steele haben Polizisten jetzt Geschäftsleute und Cafébetreiber gezielt angesprochen.
Nur wenige Tage nach den drei Festnahmen wegen mutmaßlicher Schutzgelderpressung in Essen-Steele hat die Essener Polizei am Mittwoch nachgelegt. Am Vormittag rückten Beamte der Einsatzhundertschaft aus, um Geschäftsleute, Gastwirte und Bürger in Steele für die Gefahr von Schutzgelderpressung zu sensibilisieren. „Die Polizei will verhindern, dass sich hier in Steele und auch anderswo kriminelle Strukturen etablieren“, sagte einer der Beamten vor Ort.
Der Kaiser-Otto-Platz in Steele zeigt sich an diesem sonnigen Sommermorgen von seiner besten Seite. Die Cafés auf dem Platz sind belebt, Sonderangebote ziehen die Kunden in die Boutiquen. Der Platz ist ein beliebter Treffpunkt. Mittendrin die Beamten der Einsatzhundertschaft, die mit ihren Baretts und den dunkelblauen Monturen ein weitaus wuchtigeres Auftreten haben als der freundliche Bezirksbeamte mit Krawatte.
Die Polizeikommissare gehören der BAO „Aktionsplan Clan“ an
Die vier Polizeikommissare der 7. BPH (Bereitschafts-Polizei Hundertschaft) sind in Zweier-Teams unterwegs. Sie gehören der Besonderen Aufbau-Organisation (BAO) „Aktionsplan Clan“ an, die seit bald zwei Jahren in kleinen Kontrollen und Groß-Razzien gegen organisierte Kriminalität arabisch-türkischer Großfamilien vorgeht. Heute ist rund um die Steeler Mitte Klinkenputzen angesagt: bei Cafés, Gastwirtschaften, Kiosken, der Änderungsschneiderei, dem Musikgeschäft, Frisören, Schmuckläden.
In jedem Geschäft fragen sie gezielt nach, ob bereits Schutzgeldforderungen erhoben worden sind. „Wir wissen, dass es dem einen oder anderen peinlich sein könnte“, sagt ein Oberkommissar (36). In jedem Lokal lässt er deshalb Visitenkarten zurück mit den Telefonnummern der Schutzgeld-Experten der BAO im Präsidium.
Am Kaiser-Otto-Platz demonstriert die Polizei Entschlossenheit und Bürgernähe
Der Auftritt der Bereitschaftspolizisten unterstreicht die Entschlossenheit der Essener Polizei im Kampf gegen Schutzgelderpressung und findet viel Beachtung. „Die Reaktionen sind sehr positiv, viele Menschen bedanken sich für unsere Aktion“, sagt ein Polizeikommissar (29).
Das eine Team klappert an diesem Vormittag zehn Lokale ab, das andere 15. Das Café, das am vergangenen Mittwoch gegen 10 Uhr das Ziel der mutmaßlichen Schutzgelderpressung war, ist immer noch geschlossen. Drei Männer im Alter von 25 bis 50 Jahren sollen den Bar-Besitzer nach Erkenntnissen der Polizei massiv und gewaltsam bedroht und zur Herausgabe von Geld gezwungen haben.
Es handele sich um Schutzgelderpressungen, die seit mehreren Monaten gegen den Cafébetreiber vollzogen wurden, so eine Polizeisprecherin. Insgesamt sei ein Betrag in sechsstelliger Höhe übergeben worden. Eine SEK-Einheit hat einen der Verdächtigen am Mittwochabend festgenommen, die anderen beiden haben sich Tage später der Polizei gestellt. Der Amtsrichter schickte alle drei in Untersuchungshaft.
Ein Geschäftsmann behauptet: „Das war nie und nimmer Schutzgelderpressung“
Ein Steeler Geschäftsmann, Inhaber des alteingesessenen Goldstübchens in einer Seitenstraße des Platzes, hat die Entwicklungen der letzten Tage intensiv verfolgt – auch die aktuelle Aktion der Bereitschaftspolizei. Der gebürtige Deutsche meldet sich nach der Aktion zu Wort und versichert, sowohl den Cafébetreiber als auch die drei Männer, die in U-Haft sitzen, zu kennen. Auslöser der Gewalttätigkeiten am vergangenen Mittwoch, behauptet er, sei „nie und nimmer Schutzgelderpressung“ gewesen. Vielmehr habe der Cafébetreiber „jeden in Steele angepumpt“, aber die Schulden nicht zurückgezahlt. „Auch mir schuldet der Mann viel Geld“, behauptet der Kaufmann. „Es sind genau 34.000 Euro.“