Essen. Essen ist seit langem eine Clan-Hochburg. Das aktuelle Clan-Lagebild weist nach, dass Essen leider auch bei den Straftaten erneut weit vorn liegt.
Der dramatische Anstieg von Straftaten, der auf das Konto krimineller Mitglieder türkisch-arabischer Clans in Essen geht, ist beunruhigend. Das neue Clan-Lagebild des Innenministeriums verleiht Essen einen unrühmlichen Spitzenplatz. 852 Straftaten in nur zwölf Monaten - das sind mehr als zwei an einem Tag und zwei zu viel.
Wer ausgerechnet die Polizei und die politischen Verantwortlichen nach der letzten Groß-Razzia bezichtigt, ganze Familienverbände kollektiv unter Verdacht zu stellen oder gar zu kriminalisieren, verdreht schlichtweg die Tatsachen. Es ist eine Rhetorik, die vorwiegend im linken Lager in Gebrauch ist, aber auch in Teilen der nach links driftenden Sozialdemokratie.
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Dabei belegt die Bandbreite der Straftaten eindrucksvoll, wie sehr diese kriminellen Clans das Land als Beutegesellschaft behandeln und wie notwendig die Politik der tausend Nadelstiche ist. Schutzgelderpressung, Drogengeschäfte, Prostitution - darin sind auch albanische, chinesische oder russische Mafiosi wahre Meister. Der Unterschied ist nur: Letztere tragen nicht so dick auf wie die Clans, die Essen zu ihrer Hochburg gemacht haben. Die Angeberei mit Protzautos, die primitive Verhöhnung von Polizei und Rechtsstaat, oft gepaart mit einer erschreckenden Dosis geistiger Schlichtheit - das ist nur schwer erträglich.
Mit seiner Doppelstrategie begibt sich der OB auf ein minenreiches Terrain
Die meisten Großfamilien leben schon in dritter Generation in dieser Stadt, immer mehr ihrer Mitglieder besitzen den deutschen Pass. Die pauschale Behauptung, Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft treibe die Menschen in die Illegalität, ist falsch. Mittlerweile sollte auch der letzte begriffen haben, dass die Türen in Schule und Beruf dem Strebsamen weit offenstehen.
Anders als die politischen Verharmloser fährt Oberbürgermeister Thomas Kufen seit Jahren eine nahe liegende Doppelstrategie, die jedoch nicht frei von Risiken ist: die Anständigen fördern und die Bösen bestrafen. Doch damit begibt er sich auf ein minenreiches Terrain.
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Als Kandidat geht er gerade jetzt wieder auf viele besonnene Repräsentanten der libanesischen Community zu. Deshalb darf er bei der Wahl erneut mit etlichen Stimmen aus diesem Lager rechnen. Doch sie erwarten Gegenleistungen von dem Mann, den sie für den allmächtigen Stadt-Chef halten. Nur: Dass derselbe, der ihnen Tage zuvor die Hand reicht, bei der jüngsten Groß-Razzia in der ersten Reihe steht, empfindet so mancher als Verrat.