Essen. In den Kliniken-Essen sorgen Kühlhauben dafür, dass Frauen mit Krebs trotz Chemo ihre Haare behalten. Warum das für Andrea B. so wichtig ist.

Monatelang erzählten ihr die Ärzte, sie hätte wahrscheinlich eine Rippenprellung, möglicherweise ausgelöst durch zu starkes Niesen. Doch Andrea B. glaubt das nicht, im November vergangenen Jahres fragt sie ihre Frauenärztin, ob sie nicht einmal mit ihrem Ultraschallgerät nachschauen könne, warum sie anhaltend Schmerzen im Brust- bis zum Rückenbereich hat. Die Gynäkologin kommt der Bitte nach und entdeckt die Ursache: Andrea B. hat Brustkrebs. Das Mammakarzinom hat sich um die sechste und siebte Rippe gelegt und drückt auch auf Nervenstränge, daher die Schmerzen.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Nur wenige Tage später wird die Essenerin schon in den Kliniken Essen-Mitte behandelt. Zeit, um den Schock zu verarbeiten, bleibt der toughen Frau nicht. Recht bald schon bekommt sie Medikamente und eine Chemotherapie. Inzwischen sind es schon 18 Sitzungen gewesen, aber die Therapie scheint anzuschlagen: „Im Moment sieht es gut aus. Ich fühle mich gut“, sagt Andrea B. Schon nach der neunten Chemo habe man den Krebs kaum noch gesehen. Kraft zieht die dreifache Mutter auch aus Ihrem Spiegelbild. Denn dort schaut sie auf eine selbstbewusste Frau mit schulterlangen, blonden Haaren.

Kühlhauben-Behandlung bewahrt Essenerin vor Haarausfall trotz Chemotherapie

Dank einer Kühlhauben-Behandlung konnte sie trotz der Chemo einen Teil ihrer Haare behalten. Dass Ihre Haare nicht ausgefallen sind – so wie es bei vielen anderen Patienten der Fall ist – bedeutet der 56-Jährigen sehr viel, wie sie beteuert.

Sherille Veira und Simone Oster vom Verein Menschenmögliches besuchen Andrea B. bei einer Behandlung mit der Kühlhaube 
Sherille Veira und Simone Oster vom Verein Menschenmögliches besuchen Andrea B. bei einer Behandlung mit der Kühlhaube  © Menschenmögliches e.V. | Privat

Es ist ein Stück Normalität, ein Teil ihres Lebens vor dem Krebs, der ihr blieb. Ihre Haare sind wie ein natürlicher Schild, der sie davor schützt, anderen Menschen ungewollt einen intimen Einblick in ihr Leben zu gewähren. „Und ich hatte so nicht auch noch ständig das Gefühl, krank zu sein. Auch meine Kinder (21, 24, 25) haben den Krebs nicht ständig vor Augen gehabt“, sagt Andrea B..

Der Verein „Menschenmögliches“ stiftete dem Frauenkrebszentrum der Kliniken Essen-Mitte mit der Unterstützung der Sparkasse Essen jüngst ein zweites Kühlgerät mit zwei Hauben und beteiligt sich mit 25.500 Euro an den Kosten. Somit haben noch mehr Patientinnen die Chance, ihre Haare zu behalten. Die Anschaffung des ersten Gerätes wurde vor drei Jahren mit der Spende eines Mannes finanziert, dessen an Brustkrebs erkrankte Frau erfolgreich im Huyssensstift behandelt wurde.

Die Haare zu behalten hilft Frauen im Kampf gegen den Krebs

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Die Haare zu behalten ist für Frauen von immenser Bedeutung, berichten Ärzte aus ihren Erfahrungen mit Patientinnen. Gerade durch den Haarverlust wird die Krankheit sichtbar. Daher entscheiden sich die meisten Frauen für einen Haarersatz. Mit der Kühlhaube wird bei jeder zweiten bis fünften Frau die Perücke nicht mehr benötigt. Damit fällt die oft sehr schmerzhaft empfundene Veränderung des Körperbildes weg, bestätigt auch Andrea B. den therapeutischen Wert des Haarerhalts.

Die Kühlhauben kommen während der chemotherapeutischen Sitzungen zum Einsatz. Die Kopfhaut wird auf drei bis fünf Grad heruntergekühlt. Die Kühlung der Kopf­haut bewirkt, dass sich die Gefäße verengen und so die Haarwurzeln schlechter durch­blutet werden. Dadurch gelangen geringere Mengen der chemischen Substanzen über den Blut­kreis­lauf an die Haarwurzeln, weniger Zellen werden zerstört, die Haare fallen kaum noch aus.

„Mich hat das im Kampf gegen den Krebs gestärkt. Ich kann die Kühlhaube nur weiterempfehlen“, macht Andrea B. anderen Frauen Mut.

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