Essen. Vor den Freibädern bilden sich lange Schlangen. 2021 will die Stadt Essen deshalb Reservierungen online möglich machen

Obwohl sich vor den Freibädern am Wochenende lange Schlangen bildeten und sich nicht alle, die Einlass begehrten, an den Corona bedingten Abstand hielten, bleibt es in dieser Badesaison beim gewohnten Procedere: Die Zahl der Badegäste bleibt begrenzt, Tickets gibt es nur an den Tageskassen. Ein Online-Reservierungssystem, mit dem sich der Andrang der Besucher, steuern ließe, will die Stadt erst im kommenden Jahr einführen.

Derzeit fehlten der Stadt für ein Buchungssystem die technischen Möglichkeiten, erklärte Stadtsprecherin Silke Lenz auf Anfrage der Redaktion. Für die kommende Freibadsaison will die Stadt jedoch nachrüsten. „Wir werden ein solches System anschaffen“, kündigte Lenz an. Allerdings soll auch dann nur ein Teil der Eintrittskarten im voraus online verkauft werden. Nach wie vor soll es auch Tickets an den Kassen geben. Nicht jeder Besucher verfüge über ein Smartphone oder sei mit Online-Buchungen vertraut. Anderen mangele es an der sprachlichen Kompetenz, um ein solches System nutzen zu können. Diese Besucher sollen nicht vor verschlossenen Bädern stehen.

Andere Kommunen nutzen Online-Reservierungen, aber Tickets sind schnell vergriffen

Andere Kommunen wie beispielsweise Düsseldorf nutzen Online-Reservierungen gerade in Corona-Zeiten. Badegäste können ein Zeitkontingent buchen. Allerdings waren die Tickets in Windeseile vergriffen.

In Essen will die Stadt ihre Bürger weiter zeitnah über soziale Medien darüber informieren, ob sich der Weg ins Schwimmbad noch lohnt, oder ob es dort schon zu voll ist. Infos soll es täglich geben, dann auch für das Schwimmzentrum-Oststadt.

Das Presseamt hatte einen solchen Info-Ticker am Wochenende getestet. Dies konnte nicht verhindern, dass Hunderte Badegäste trotz Hitze Schlange standen. Vor dem Grugabad und auch vor dem Freibad in Kettwig war diese zeitweise mehr als 200 Meter lang. Dass da mancher gereizt reagiere, sei nur allzu verständlich, sagt Peter Jüssen, Stammgast im Grugabad und Mitglied im Verein „Grugabad-Freunde“. Wer mit Kind, Kegel und schweren Badetaschen anreist und das möglicherweise mit Bus oder Bahn, wird nicht gerade begeistert sein, wenn er vor verschlossenen Toren steht.

Badbesucher fordern ende der Mittagspause

Fürs Grugabad meldete die Stadt am Samstag gegen 14 Uhr: Nichts geht mehr. Auch das Freibad „Hesse“ in Dellwig ließ am Mittag niemanden mehr herein, allerdings nur eine Stunde lang. Die überwiegende Mehrheit habe dafür Verständnis gezeigt“, berichtet Badleiter Sven Conrads. Am Grugabad und in Kettwig schauten Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorbei, um Wartende daran zu erinnern, dass sie Abstand halten mögen.

Grugabad-Freundin Petra Jüssen ist überzeugt, die Situation ließe sich entzerren, würde die Stadt nur endlich die leidige Mittagspause im Bad abschaffen. Vier Stunden lang - von 10 Uhr bis 14 Uhr - herrscht unter der Woche Siesta. Nicht nur für Stammgäste ist die Regelung seit Jahren ein Ärgernis. Gerade wenn das Bad nach dem Mittag öffnet, knubbele es sich am Eingang.

Stadt: Die Pause ermöglicht es mehr Bürgern das Bad zu besuchen

Stadtsprecherin Silke Lenz führt „betriebliche Gründe“ für die Mittagspause ein. Soll heißen: Um das Bad durchgehend zu öffnen, müsste die Stadt zusätzliches Personal einstellen. Gleiches gelte für frühere Öffnungszeiten. Viele Bürger können nicht nachvollziehen, dass das Freibad an Wochenenden erst um zehn Uhr aufmacht, bestätigt Lenz.

Für die Mittagspause würden in Zeiten von Corona weitere Argumente sprechen, betont Silke Lenz: Nicht nur dass die Pause genutzt werde, um den Hygiene-Vorschriften nachzukommen und das Bad zu reinigen. Sie erlaube es, mehr Besucher hinein zu lassen. Maximal 1500 Badegäste dürfen sich zeitgleich im Schwimmbad aufhalten - vor der Mittagspause und danach: macht rechnerisch 3000 pro Tag. Petra Jüssen bezweifelt, dass diese Rechnung in der Praxis aufgeht. Am Freitag wurden im Grugabad immerhin 2056 Besucher gezählt.

Wer einmal drin ist, darf sich auf ein vergleichsweise entspanntes Badevergnügen freuen. Die weitläufigen Liegewiesen bieten genügend Platz. Das gilt trotz der Beschränkungen auch für die Becken. Kein Vergleich mit heißen Sommertagen in der Vor-Corona-Zeit, an denen 6000 Besucher ins Bad drängten und man im Wellenbad das Gefühl hat, man könne auf Leibern übers Wasser laufen. Und doch wünscht sich wohl so mancher diese Zeiten möglichst schnell zurück.