Essen. Die Zahl der Radler auf der beliebten Grugatrasse hat sich im April 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. Die Ursache ist eindeutig.
Die Zahl der Radfahrer auf der beliebten Grugatrasse zwischen Rellinghausen und der Stadtgrenze Mülheim hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Das ergeben statistische Daten des städtischen Planungsamtes. Sie betreffen den Monat April jeweils in den Jahren 2019 und 2020.
Während im April des Vorjahres rund 50.900 Radler in Rellinghausen gezählt wurden, waren es in diesem April, kurz nach dem „Lockdown“ durch Corona, etwa 101.000 Fahrradfahrer. Auch bei den Mai-Werten gab es einen erheblichen Zuwachs von 49.300 Radfahrern (2019) auf 98.200. Die explosionsartig gestiegenen Zahlen lassen sich mit Corona erklären: Bus und Bahn wurden von vielen Bürgern gemieden, das Wetter war warm und trocken.
Huyssenallee: Zahl der Radler hat sich kaum verändert
Seit 2018 zählt die Stadt Essen mit zwei fest installierten Zähl-Anlagen den Radverkehr in Essen. Während die eine Zählstelle vor allem den Freizeit-Verkehr auf der Grugatrasse misst, wurde die andere Zählstelle im Asphalt eingelassen auf der Huyssenallee in der Nähe des Aalto-Theaters.
Dort, auf der Huyssenallee, haben sich die Werte zwischen den Jahren 2019 und 2020 kaum verändert: Sie lagen im Mai 2019 bei rund 21.400, im Mai 2020 bei 22.100. Dass es an der Huyssenallee kaum Zuwachs gibt, erklären sich die Fachleute so: Durch den Corona-Lockdown ist die Zahl der Pendler - auch jene, die mit dem Rad zur Arbeit fahren - erheblich gesunken, sodass das grundsätzliche Plus von Radfahrern, das stadtweit gemeinhin unterstellt wird, nicht zum Tragen kommt. Eine andere Erklärung wäre: Die Zahl der Rad-Pendler in Essen ist gar nicht gestiegen, sondern nur die Zahl der Freizeit-Radler.
Radclub ADFC: „Viele Bürger fahren mittlerweile mit dem Rad zur Arbeit“
Dem widerspricht Mirko Sehnke vom Radclub ADFC: „Wir sehen bei den Werten der mobilen Zählstelle am Radschnellweg 1, dass es immer mehr Leute gibt, die das Rad für ihren Weg von und zur Arbeit nutzen.“
Die Stadt misst in regelmäßigen Abständen den Radverkehr auf der Trasse „Rheinische Bahn“ (RS1) mit einer mobilen Anlage, die in der Höhe der Helenenstraße (Altendorf) installiert wird. Im Zeitraum Juli bis September 2019 wurden dort täglich durchschnittlich etwa 1800 Radler gezählt; bei der letzten Zählung im Frühjahr 2020 waren es bereits 2186 pro Tag. Die Daten der Zählanlage beweisen, dass die meisten Radler auf der „Rheinischen Bahn“ werktags tatsächlich in den Morgenstunden vor neun Uhr und am Nachmittag gegen 16 Uhr unterwegs sind - also zu den typischen Pendlerzeiten.
Zahl der Freizeitradler hat massiv zugenommen
Fest steht auch: Corona hat die Zahl der Freizeitradler erheblich steigen lassen - das bestätigen Rad-Händler, die nie gekannte Umsatzrekorde erzielen und häufig auf Lieferschwierigkeiten der Hersteller verweisen. „Viele Bürger haben ihr Urlaubsgeld in diesem Jahr in ein E-Bike investiert“, berichtete bereits vor Wochen eine Fachhändlerin im Südviertel. Was an den beliebten Radwegen und -trassen überall im Stadtgebiet überall gut sichtbar ist – nicht nur an den Wochenenden, sondern auch werktags sind zum Beispiel am Baldeneysee so viele Radler unterwegs wie nie.
Achse „C“ soll von Steele nach Zollverein führen
Während die so genannte „Fahrradachse A“ (Südviertel - Frohnhausen) fertig gestellt ist und am Mittwoch eingeweiht wird, laufen derzeit noch die Arbeiten der „Fahrradachse B“ über die Rüttenscheider Straße.
Als „Fahrradachse C“ ist eine Fahrradstraßen-Verbindung zwischen Steele und Zollverein geplant. Sie läuft durch Kray, Stoppenberg und Katernberg und nutzt teilweise Radwege, die bereits vorhanden sind.
Bereits 2019 war auf der Grugatrasse ein erheblicher Zuwachs an Fahrradfahrern gegenüber dem Vorjahr festgestellt worden - die Zahl der Radler auf Essens ältester Radtrasse stieg zwischen 2018 und 2019 um durchschnittlich rund 18 Prozent. Zuletzt war auch in der Nachbarstadt Mülheim festgestellt worden, dass die Zahl der Radler auf dem Radschnellweg 1 (RS1), der seit Ende 2015 vom Essener Univiertel bis ins Mülheims Stadtmitte führt, massiv zugenommen hat.
Stadt Essen wandelt herkömmliche Straßen in Fahrradstraßen um
Dort, wo keine neuen Radwege gebaut werden können, wandelt die Stadt derzeit bestehende Straßen in so genannte Fahrradstraßen um - prominentestes und umstrittenes Beispiel ist die Rüttenscheider Straße. Auf Fahrradstraßen haben Radler grundsätzlich Vorrang, dürfen nebeneinander fahren, und es gilt für alle Verkehrsteilnehmer die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Am Mittwoch, 12. August, wird die erste von drei so genannten „Achsen“ offiziell eröffnet - zwischen Frohnhausen und dem Südviertel wurden die Straßen entsprechend hergerichtet und umgewidmet. Das hatte in den betroffenen Stadtteilen teilweise für erhebliche Diskussionen gesorgt, weil für die Umbauten einige Parkplätze geopfert werden mussten.
Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte zuletzt deutlich gemacht, dass es zu seinen obersten Zielen zählt, den Anteil am Radverkehr in Essen zu stärken - notfalls mit „restriktiven Maßnahmen“.