Essen. . Neuer Abschnitt zwischen westlicher Stadtgrenze und Mülheim Hauptbahnhof wird erst Ende November eingeweiht, ist aber schon jetzt stark frequentiert.

Die Macher des Radschnellwegs Ruhr (RS1 Ruhr) überschlagen sich – nicht zu Unrecht – schon jetzt mit Superlativen. Er soll eine Art „A 40“ für Radfahrer werden und der erste seiner Art in ganz Deutschland. In vier Wochen – am 27. November – wird ein weiteres Teilstück dieses Vorzeigeprojekts offiziell eingeweiht: der 5,8 Kilometer lange Abschnitt zwischen der westlichen Essener Stadtgrenze und dem Mülheimer Hauptbahnhof.

Weil Neugierde und Vorfreude nur schwer zu bremsen sind, haben Radfahrer und Inline-Skater, Jogger und Spaziergänger die neue Strecke längst schon erobert. Streng genommen endet der Radschnellweg zwar noch in Höhe des Frohnhauser Weges nahe dem Schönebeckweg. Doch der Spalt neben dem hohen Bauzaun ist breit genug, um die Schar der Neugierigen durchzulassen. Sie bewegen sich auf einer Strecke, die mit reichlich sattem Grün und himmlischer Stille aufwartet, um dann – durchaus gewöhnungsbedürftig – mit dem plötzlichen hereinbrechenden Getöse von ICEs und Schnellbahnen zu überraschen. Bahnliebhabern wird ihr Anblick in jedem Fall ein Genuss sein.

Machbarkeitsstudie: Ein Gewinn für die Region

Bundesverkehrsministerium und RVR haben 2014 eine Machbarkeitsstudie für den 100 Kilometer langen RS1 vorgelegt.

Der Radschnellweg soll Duisburg, Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund und Hamm verbinden. Der erste Abschnitt: Essen-Universität bis Frohnhausen. Geschätzte Baukosten: 183,7 Millionen Euro.

Für Radwegeplaner Christoph Haep, Teamleiter beim Regionalverband Ruhr (RVR), ist die bevorstehende Freigabe ein Meilenstein. „Dann verbindet der Radschnellweg zum ersten Mal zwei Stadtzentren – die von Essen und Mülheim.“ Mit diesem zehn Kilometer langen Teilstück sind zehn Prozent des Radschnellwegs zwischen Duisburg und Hamm fertiggestellt. Eine breite Radachse mitten im Ballungsraum: fast ohne Kreuzungen, weitgehend ebenerdig und überraschend schnell. Selbst für Durchschnittsradler dürften diese zehn Kilometer bequem in 20 bis 25 Minuten zu bewältigen sein, schätzt Haep, und fügt hinzu: „Schneller ist man mit dem Auto bestimmt nicht.“

Kosten von rund 4,5 Millionen Euro

Schon vor der offiziellen Eröffnung stark frequentiert: Der neue Radschnellweg Essen – Mülheim.
Schon vor der offiziellen Eröffnung stark frequentiert: Der neue Radschnellweg Essen – Mülheim. © NRZ

Mit dem schnellen Radschnellweg wollen die RVR-Planer den Menschen einen Ausweg aus dem A40-Stau anbieten – und so das Umsteigen von vier auf zwei Räder erleichtern. „Die neue Strecke ist attraktiv für Alltagsradler, die mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Universität fahren wollen“, sagt Haep. Aber auch Erholungssuchende sollen auf der vier Meter breiten, asphaltierten Radpiste und dem davon getrennten, zwei Meter breiten Fußweg auf ihre Kosten kommen. Wer die Neubaustrecke verlassen will, hat dazu reichlich Gelegenheit. Es gibt bis zu acht Auf- und Abfahrten, auf die die in den Asphalt eingelassenen Straßennamen ausdrücklich hinweisen.

Die Umwandlung des Damms der alten Rheinischen Bahn in den Radschnellweg Ruhr hat auf Mülheimer Gebiet rund 4,5 Millionen Euro gekostet. Ohne Fördermittel aus dem Brüsseler Strukturhilfefonds wäre dieses wichtige Verkehrsprojekt nicht möglich gewesen. „50 Prozent der Kosten trägt die Europäische Union, 30 das Land NRW und 20 der Regionalverband“, sagt RVR-Projektleiter Haep.

Radfahren auf alten Güterbahntrassen wird ein Markenzeichen der Grünen Hauptstadt Europas sein – und zusehends attraktiver: Im Frühjahr ist die klaffende Lücke zwischen der den Radwegen Rheinischen Bahn und Grugabahn geschlossen worden. Kosten dieses ebenfalls EU-geförderten Bauprojekts: 1,4 Millionen Euro. Und wie geht’s nach dem 27. November auf Essener Gebiet weiter? Nun, in gut fünf Jahren will der Regionalverband die Stadtzentren von Essen und Bochum verbunden haben: von der Universität in Essen bis zur Jahrhunderthalle in der Nachbarstadt.