Dellwig. Weil Schwerlastverkehr zur Ripshorster Straße monatelang über Gebiet der Nachbarstadt fließt. Anwohner kritisieren auch eigene Stadtverwaltung
Eine der wohl ungewöhnlichsten Baustellen im Ruhrgebiet dürfte derzeit an der Stadtgrenze von Essen-Dellwig und Oberhausen-Borbeck über die Bühne gehen. Dort wird auf Essener Gebiet die Fahrbahn unter der erst vor wenigen Jahren neu eingeschobenen Eisenbahnbrücke aufwändig um 1,1 Meter tiefer gelegt – allerdings nur für eine kurze, vorübergehende Zeit. Das reicht aber, um die Anwohner gegen beide Städte aufzubringen.
Alles hängt mit Umbau des Barchembachs in Essen-Dellwig zusammen
Ursache des Konflikts ist der Umbau des Barchembachs in Dellwig. Auf der Ripshorster Straße beginnen die Stadtwerke derzeit mit der Erneuerung des Abwasserkanals, demnächst wird auch eine der inzwischen hinlänglich bekannten Pressgruben eingerichtet. Schwere Lastwagen, aber auch die Müllabfuhr und die Feuerwehr, können dann nur noch von Norden her das Gewerbegebiet erreichen – also über Oberhausener Gebiet. Weil die Eisenbahnbrücke aber nur eine Durchfahrtshöhe von 2,90 Meter hat, lässt die Stadt Essen jetzt die Fahrbahn tiefer legen.
„Wir sind einfach überrollt worden.“
Mit den Folgen müssen die Bürger jenseits der Brücke in Oberhausen leben. „Die Baustelle vor unserer Haustür liegt nur im ureigenen Interesse Essens. Wir dagegen sind einfach überrollt worden. Auf unsere Belange hat niemand Rücksicht genommen“, kritisiert Renate Glombitza. Sie ist CDU-Bezirksvertreterin in Alt-Oberhausen, versteht ihr Engagement aber ausdrücklich als überparteilich.
Deshalb kommt ihr die Kritik sowohl an der Essener als auch an der Oberhausener Stadtverwaltung leichter über die Lippen. Denn ihr Bürgerverein sei erst Ende 2019 von der bevorstehenden Baustelle und der damit verbundenen Absperrung einer wichtigen Anliegerstraße (Unterbruch) informiert worden. Hier stehen ein Altenheim, eine Kindertagesstätte sowie ein bei Senioren beliebtes Café, die jetzt nur über Umwege zu erreichen seien.
Hätten die Verantwortlichen rechtzeitig mit dem Bürgerverein gesprochen, wäre vielleicht eine alternative Streckenführung möglich gewesen. Nach Ansicht von Renate Glombitza könnte die Umleitung auch über Tunnel-, Quell- und Vondernstraße zum Klaumerbruch führen, also komplett über Essener Gebiet.
Keine Information trotz Nachfragen
Nachfragen in der eigenen Stadtverwaltung hätten aber Ende letzten Jahres ergeben, dass von der Baustelle auf Essener Gebiet nichts bekannt gewesen sei. „Man wusste von gar nichts“, erinnert sich Renate Glombitza.
Was wiederum Klaus-Dieter Pfahl verwundert. Der Dellwiger CDU-Bezirksvertreter und Vorsitzende des Bürgervereins habe nämlich, so erinnert er sich noch lebhaft, Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz von der bevorstehenden Baustelle informiert. Und zwar auf dessen „Bürgerdialog“-Veranstaltung am 23. Mai 2019 in Oberhausen-Borbeck. Damals habe er ihm das Protokoll einer Besprechung zum Kanalbau in der Ripshorster Straße überreicht. Beteiligt waren am 4. Oktober 2018 das Essener Amt für Straßen und Verkehr (AS) und das Baustellenmanagement Oberhausen.
Nachzulesen ist, dass die Baustelle „im Jahr 2015 bereits mit der Stadt Oberhausen und der Deutschen Bahn positiv vorabgestimmt“ gewesen sei.
Klaus-Dieter Pfahl habe es absichtlich Oberhausens Verwaltungschef überlassen, diese Nachricht weiterzugeben: „Ich wollte in der Nachbarstadt kein Fass aufmachen. Dann ist der Teufel los.“ Der Oberbürgermeister habe damals aber kein Wort von der Tieferlegung der Straße verloren, wunderte sich der Dellwiger im Nachhinein.
Nun ist möglicherweise tatsächlich „der Teufel los“. Renate Glombitza kündigt jedenfalls an: „Das ist noch nicht gegessen. Vielleicht machen wir eine Straßensperre.“
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