Essen. Nach dem Brand zweier Autos in Essen kleben Reste geschmolzener Reifen und Mülltonnen auf der Straße: Niemand kümmere sich, klagen Geschädigte.
Eine böse Überraschung wartete nach ihrem Kurzurlaub auf eine Kettwigerin: Ihr Kleinwagen war ausgebrannt. Das Auto parkte vor dem Haus und fing Feuer, nachdem offenbar der Wagen ihrer Nachbarn angesteckt worden war, so berichtet es die 71-Jährige. Für sie begann dann eine Odyssee, die täglich zahllose Telefonate bedeutete: „Weder bei der Stadt noch bei der EBE fühlte sich jemand zuständig, die stinkenden Reste von der Straße zu entfernen.“
Es war die Nacht zu Dienstag, 28. Juli, als ein Zeuge um 1.19 Uhr Polizei und Feuerwehr rief. Bei dem Brand wurden ein VW Passat und die Front eines Nissan Micra beschädigt. Zudem gerieten Mülltonnen in Brand, die sich in unmittelbarer Nähe der beiden Fahrzeuge befanden, berichtet Polizeisprecher Christoph Wickhorst.
Mann hat im Schlaf mit Ohrenstöpseln nichts vom Einsatz mitbekommen
„Die Einsatzkräfte haben in der Nacht bei uns geklingelt, mein Mann war Zuhause, hat aber vom Feuer und Einsatz selbst wegen der Ohrstöpsel nichts mitbekommen“, sagt die Kettwigerin, die selbst verreist gewesen ist. Erst am Morgen auf dem Weg zum Briefkasten sah er, was in der Nacht vor seiner Haustür geschehen war. Die beiden Wagen seien dann abtransportiert worden, sagt seine Frau. „Um den Rest hat sich aber niemand gekümmert.“
Die Reste bedeuteten in diesem Fall die verschmorten Autoreifen und der große Klumpen, der von drei Mülltonnen übrig geblieben ist. „Das stank, war alles völlig verrußt und schmierig“, beschreibt sie die Tage nach dem Brand, in denen sie kaum die Fenster habe öffnen können oder mit dem anderen Wagen aus der Garage fahren, da die ausgebrannten Fahrzeuge auf der Straße davor gestanden hatten.
Stinkende Masse blieb tagelang auf der Straße kleben
„Ich habe dann täglich mehrere Stunden telefoniert, habe Polizei, Feuerwehr, mehrere Ämter der Stadt und die Entsorgungsbetriebe angerufen“, sagt die 71-Jährige. Erfolglos, da sich niemand zuständig gefühlt habe, sei sie zig mal verwiesen und bei nur einem Telefonat gleich sechs Mal durchgestellt worden – die stinkende Masse auf der Straße aber sei über Tage geblieben, an denen es sehr heiß gewesen sei.
„Das ist doch Sondermüll, der fließt doch beim ersten heftigen Regen hier bergab in den Gully“, sagt die Geschädigte. Sie hätten dann beim Verlassen des Hauses stets die Schuhe gewechselt, die Urlaubserholung war da längst hin. „Ich bin wirklich bedient.“
Brandrückstände können Gefahrstoffe wie Schwermetalle und Dioxine enthalten
„Die EBE holt abgebrannte Behälter bzw. deren Überreste nur dann ab, wenn sie noch transportfähig sind. In der Regel sind das Tonnen, die teilweise zerschmolzen sind“, erklärt EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp.
Schon hierbei müssten besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden, da die Brandrückstände Gefahrstoffe wie Schwermetalle, Dioxine und Teerrückstände enthalten könnten, die wiederum als Stäube eingeatmet werden könnten.
„Wenn der Abfallbehälter allerdings so intensiv verbrannt ist, dass der Kunststoff bereits am Boden festklebt, muss wohl eine Spezialfirma beauftragt werden“, fügt sie hinzu. Und verweist auf die Stadt: Da der „Eigentümer“ der Straße in den meisten Fällen die Stadt Essen sei, wäre naheliegend, dass das Amt für Straßen und Verkehr als Straßenbaulastträger für die Reinigung der Straße Sorge trage.
Nach einer Woche wurde die Fahrbahn vom groben Müll gereinigt
„Die Straße wurde nun vom groben Müll gereinigt“, freut sich die Kettwigerin dann eine Woche später, die wegen des weiteren Vorgehens gleich beim Tiefbauamt anrief und immerhin auf einen sehr freundlichen wie hilfsbereiten Mitarbeiter gestoßen sei: „Endlich kommt nun jemand raus und schaut sich die Straßendecke an.“
Tatsächlich verantwortlich bei der Stadt ist der Regiedienst, der zum Amt für Straßen und Verkehr gehört, erklärt Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Üblicherweise werden nach solchen Schäden die Kollegen von den Einsatzkräften informiert, nun sei es die Versicherung gewesen. Dann habe alles seinen Lauf genommen, erst nach der Reinigung der EBE („Das sind Sonderaufträge“) hätten die Verantwortlichen vom Regiedienst übernehmen können. Sie seien mehrfach vor Ort gewesen und hätten nun den Bereich gesichert, also abgesperrt. Damit sei die Erstmaßnahme abgeschlossen.
Jetzt müssten Mitarbeiter von der Straßenerhaltung übernehmen, um den Schaden zu sichten. Dabei geht es etwa darum, ob lediglich die Oberfläche oder etwa auch der Asphalt beschädigt sei. Dann gelangt der Schaden auf die Prioritätenliste, auf der allerdings Fälle Vorrang hätten, die den Verkehr akut gefährdeten. Wie lange sich die Anwohner daher gedulden müssen, bis ihr Schaden beseitigt werde, das sei noch offen.
Die Kriminalpolizei ermittelt wegen vorsätzlicher Brandstiftung.
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