Essen. Polizei Essen zählt mehr Unfälle und mehr Verletzte. Sieben Menschen kamen im Straßenverkehr ums Leben. So viele wie seit fünf Jahren nicht mehr.
Weniger Schwer- aber mehr Leichtverletzte im Straßenverkehr, darunter mehr verunglückte Kinder, Fußgänger, Radfahrer und so viele Tote wie seit fünf Jahren nicht mehr: 2019 starben sieben Menschen auf Essens Straßen, von denen kein einziger in einem Auto saß.
Diese durchaus alarmierende Entwicklung des Unfallgeschehens im vergangenen Jahr spiegelt für Wolfgang Packmohr, scheidender Chef der Verkehrsdirektion der Essener Polizei, das aktuelle und immer akutere Problem des innerstädtischen Verkehrsraums nur zu gut wieder: Die Fahrzeuge auf den Straßen – vor allem Autos, Fahrräder und E-Scooter – werden mehr, der Platz für jeden einzelnen schrumpft und die Verdrängungseffekte gehen letztlich auf Kosten der Schwächsten.
Die Polizei zählte 2202 Verunglückte auf den Essener Straßen
Das sind die Passanten auf den Gehwegen, vor allem Kinder und Senioren, sagte der Polizeidirektor am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts zur Verkehrsunfallentwicklung: „Die Fußgänger geraten immer mehr unter die Räder.“ Fast 20 Prozent mehr Opfer in dieser Gruppe sind eine erschreckende Größe.
Die Zahl der Verunglückten, die mit keinem Verkehrsmittel, sondern auf Schusters Rappen unterwegs waren, stieg deutlich von 338 auf 403. Von den 2202 Verletzten auf Essens Straßen, deren Zahl im Vergleich zum Vorjahr insgesamt fast konstant blieb, waren 188 Kinder, 273 Senioren und 399 Rad- oder Pedelecfahrer. Bei den jüngsten Verkehrsteilnehmern unter den Verunglückten registrierte die Polizei binnen eines Jahres eine Zunahme um 9,3 Prozent, bei den ältesten um 10,8 Prozent und bei den Radlern um 6,7 Prozent.
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Auf den Gehwegen kommt es zu unvorhersehbaren Gefahrensituationen
Eine zunehmende Zahl von Pedalrittern fühlte sich von den Autos bedrängt, wichen auf die Gehwege aus, die aus gutem Grund den Passanten vorbehalten seien. Deshalb rechnen die Fußgänger nicht mit den Radfahrern. Auf den Bürgersteigen seien aber auch vermehrt Menschen mit Rollatoren unterwegs, die mehr Platz beanspruchen und sich den begrenzen Raum plötzlich teilen müssen. Dann entstehen nicht vorhersehbare Gefahrensituationen und es kommt zu Unfällen mit Verletzten, heißt es bei der Polizei.
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Damit nicht genug, sorgen die E-Scooter seit dem Sommer des vergangenen Jahres für zusätzliche Risiken. In diesem Jahr tauchen sie das erste Mal in der Statistik des Präsidiums an der Büscherstraße auf: 94 Anzeigen binnen noch nicht einmal eines halben Jahres sind auch angesichts der Gesamtzahl von 26.806 Unfällen (2018: 25.996) im vergangenen Jahr keine Bagatelle: Immerhin 69 Roller-Nutzer wurden erwischt, weil sie sich betrunken oder nach dem Konsum anderer Drogen auf einen der Stromer geschwungen hatten. Bei sechs Unfällen mit den Scootern gab es Verletzte und in 19 Fällen ermittelte die Polizei wegen Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz.
Von der Essener Polizei kommt kein grünes Licht für mehr Radverkehr auf Gehwegen
Packmohr machte stellvertretend für die Essener Polizei angesichts der Entwicklungen deutlich, dass man als Behörde den Forderungen der Stadt Essen nicht nachkommen werde, mehr Radverkehr auf den Gehwegen zu erlauben, nur damit den Autos die Parkplätze nicht weggenommen werden müssen. Im Gegenteil sei für die Passanten ein besonderer Schutz notwendig. „Selbst die Radfahrerverbände sehen das so, dass die Fußgänger immer schlechter gestellt werden“, sagte Packmohr. Es sei inzwischen zwingend erforderlich, dass sich diese „schützenswerte Art“ zusammentue und wirksame Lobbyarbeit betreibe. Darin will sie Packmohr nach dem Ende seiner Dienstzeit nach Kräften unterstützen, kündigte er an.
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Außerdem sprach sich der Polizeidirektor für eine deutliche Temporeduzierung aus: In der Stadt sollten künftig nur noch 30, auf Landstraßen 80 und auf Autobahnen 130 Stundenkilometer erlaubt sein. „Die Vorteile sind selbst bei einer Affengeschwindigkeit minimal, die Risiken aber riesengroß“, gibt der oberste Verkehrsaufseher der Essener Polizei zu bedenken.