Essen. Der Vater einer Clan-Größe wird in Essen-Stoppenberg beigesetzt. Wie viele Trauernde anreisen werden, wissen weder Stadt noch Polizei.

  • Die Stadt und die Polizei Essen bereiten sich auf eine Clan-Beerdigung in Essen-Stoppenberg vor. Wie viele Trauernde anreisen werden, wissen derzeit wohl beide aber nicht. Die Schätzungen gehen von 50 bis vielleicht 5000.
  • Doch auch für die Trauernden am Donnerstag gilt die Corona-Schutzverordnung, die derzeit nicht mehr als 150 Anwesende auf einer Beerdigung erlaubt.
  • Die Stadt Essen setzt bei der Clan-Beerdigung vor allem auf verkehrslenkende Maßnahmen. Die Polizei werde, wenn nötig, im Sinne einer Null-Toleranz-Strategie einschreiten.

Wenn die Stadt Essen und die Polizei so gemeinsam wie aufmerksam die Vorbereitungen für eine Beerdigung verfolgen, geht es um eine Bestattung von besonderer Brisanz: Am Donnerstagmittag wird ein Mitglied des einschlägig bekannten Al-Zein-Clans auf dem Friedhof am Hallo in Stoppenberg beigesetzt.

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Bei dem Verstorbenen soll es sich nach Erkenntnissen der Behörden um den Vater von Bilal H., genannt „Pumpgun Bilal“, handeln – einer aus der kurdisch-libanesischen Sippe, dessen Onkel der sogenannte Pate von Berlin ist und den die Behörden als verurteilten Intensivtäter aus dem Essener Nordviertel ziemlich weit oben in der Familien-Hierarchie eingeordnet haben. Entsprechend groß könnte die Zahl der ehrenwerten Beerdigungsgäste ausfallen.

Clan-Beerdigung: Stadt Essen setzt in erster Linie auf verkehrslenkende Maßnahmen

Am Mittwoch noch haben der Kommunale Ordnungsdienst und die Polizei ihre frischen Erkenntnisse über das ausgetauscht, was auf den Norden der Stadt zukommen könnte. Auch wenn bislang niemand so recht zu wissen scheint, wie viele Trauernde zu erwarten sind – die Spanne der Schätzungen reicht tatsächlich von 50 bis vielleicht 5000 –, gibt man sich zuversichtlich, die Lage mit überschaubaren Mitteln in den Griff zu kriegen, zumal die Trauerfeier nach der Friedhofszeremonie in Recklinghausen stattfinden soll. Das könnte die Situation in Essen durchaus entzerren, heißt es.

Die Strategie erscheint simpel. Ob sie auch effektiv ist, wird sich zeigen: Die Stadt setzt in erster Linie auf verkehrslenkende Maßnahmen, um einen womöglich zu großen Andrang frühzeitig in ruhige Bahnen zu lenken. Denn: Auch für Clan-Treffen gelte ohne Wenn und Aber die Corona-Schutzverordnung, die derzeit eben nicht mehr als 150 Anwesende auf einer Beerdigung erlaubt. „Darauf hat die Stadt im Vorfeld hingewiesen“, sagte deren Sprecherin Silke Lenz am Mittwoch auf Anfrage: „Die Verkehrsüberwachung und Beamte der Polizeiinspektion Nord versuchen das Ganze über den anreisenden Verkehr zu steuern.“

Clan-Beerdigung: Polizei fährt Null-Toleranz-Strategie

Und wenn die Rechnung nicht aufgeht? Dann müsste wohl Verstärkung hinzugerufen werden, um die schließlich für alle ohne Ausnahme geltenden Corona-Regeln durchzusetzen.

Die Polizei steht jedenfalls bereit, „wenn strafrechtlich etwas anfällt“, sagte deren Sprecher Peter Elke. Wenn mehr Menschen auf den Friedhof drängen sollten als erlaubt, werde man im Sinne der Null-Toleranz-Strategie einschreiten, heißt es intern bei der Stadt. Denkbar sei aber auch, mehreren maximal großen Gruppen hintereinander den Zutritt auf den Friedhof zu gewähren.

So wurde es kürzlich in Berlin praktiziert, als die ebenfalls polizeibekannte arabische Großfamilie Remmo eine der Ihren zu Grabe trug. Im dortigen Stadtteil Schöneberg war die Polizei deshalb über Stunden mit Hunderten Polizeikräften und einem Hubschrauber im Einsatz, um eine Ansammlung von mehreren Tausend Menschen wie bei der Beerdigung des Clan-Mitglieds Nidal R. ein halbes Jahr zuvor zu verhindern.

Doch alle hielten sich an die Regeln, ohne dass die Staatsmacht hätte einschreiten müssen, und am Ende stand die Frage, ob der massive Auflauf tatsächlich notwendig gewesen sei. Die Antwort darauf könnte am Donnerstag aus Essen kommen.

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