Essen-Kettwig/Mülheim. Die Kräuter-Pädagogin Iris Rausch aus Mülheim lädt regelmäßig Gäste zum Naschen in ihren 1200 Quadratmeter großen Garten in Essen-Kettwig ein.

Kita-Kinder und Grundschüler nennen sie „Kräuter-Hexe“. Die Nachbarn schätzen ihren Rat beim Thema Gartenbau: Iris Rausch aus Mülheim kennt sich bestens aus mit Wild- und Nutzpflanzen. Zum Tag der Offenen Tür unter dem Motto „Kräuterrausch“ führte die Natur liebende Sozialpädagogin Besucher durch ihr grünes Reich neben der Ruhrtalstraße.

1200 Quadratmeter misst das Grundstück, in das Iris Rausch seit nunmehr zwölf Jahren ihre ganze Freizeit steckt. In den Ferien ist die Schulsozialarbeiterin täglich acht Stunden dort beschäftigt. Zum Ausruhen kommt sie kaum. Noch mit ihrer Schwester hat sie auf einer verwilderten Kleingartenparzelle kurz hinter der Grenze zu Essen-Werden ein wahres Paradies angelegt. Wie viele Sorten Kräuter, Wildblumen und Gemüsepflanzen bei ihr gedeihen, kann die 58-Jährige nicht zu sagen. „Wer mag, darf selbst zählen“, schlägt sie beim Besuch vor.

Als Aperitif gibt es ein Pinnchen Hagebutten-Essig

Die ersten Gäste begrüßt die Mülheimerin mit einem Aperitif. Doch als Appetitanreger wird hier kein Alkohol, sondern ein Pinnchen Essig gereicht. „Was darf`s denn sein?“, fragt die Kräuterkundlerin die interessierte Runde. Apfel-, Brom- oder lieber Holunderbeeren-Essig? Mispel, Quitte, Kornelkirsche oder eher Schlehe? Sie empfiehlt die Hagebuttenvariante. Die schmeckt zunächst erstaunlich süß und fruchtig, wird erst im Nachgang sauer. „Damit würze ich immer Schafskäse“, berichtet eine Kundin. Könnte passen vom Geschmack. „Ist aber auch als Soße zum Salat eine gute Abwechslung“, weiß eine andere.

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„Meine Mutter hat viel im Garten gearbeitet“, erzählt Iris Rausch. „Als Kind hatte ich ein kleines Beet.“ Kindern die Pflanzenwelt in Workshops näher zu bringen, ist der Kräuter-Pädagogin wichtig. Davon profitiert auch Enkelin Leni. Die Zweieinhalbjährige hat neulich Gänseblümchen mit „Oma Iris“ geerntet. Kein Witz. Die landen in einem süßen Brotaufstrich. Man ahnt es: Auch davon locken viele Sorten auf dem Verkaufstisch vor dem grün getäfelten Gartenhaus. Leni hat alle probiert. Und sitzt am Besuchertag mit Freund Joel im Spielhaus. Keck schauen beide aus dem Fenster des blauen Bretterbaus im hinteren Gartenteil, wo Iris Rausch für Kinder einen eigenen Bereich geschaffen hat.

Enkelin Leni und Freund Joel haben im Garten von Iris Rausch ihr eigenes kleines Kräuter-Paradies.
Enkelin Leni und Freund Joel haben im Garten von Iris Rausch ihr eigenes kleines Kräuter-Paradies. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Ihr Kräuter-Wissen hat Iris Rausch an einer Schule in Bad Münstereifel erworben

Im Zentrum der grünen Oase liegt ein riesiges Rundbeet. Hier berauscht duftender Lavendel in üppigen Büschen die Gäste. Auch die Hummeln sind begeistert. Ein gutes Duzend schwirrt eifrig um die blau-lila Blüten und ergattert reichlich Nektar. Thymian, Wermut, Salbei, Majoran, Barbarakraut und Liebstöckel wachsen ebenso prächtig und machen dem Spinatbaum Konkurrenz. „Er ist eine sehr genügsame Pflanze und braucht wenig Pflege“, sagt die Gastgeberin. Aber den Boden sollte man gut auflockern und Kompost einarbeiten.

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Was da unterm grünen Daumen der Mülheimerin so alles gedeiht, verraten Schiefertafeln in der Erde. Das weckt die Lust aufs Selber-Gärtnern. „Anfängern rate ich zu Minze. Da kann man nichts falschmachen.“ Ihr Wissen hat Iris Rausch an einer Schule in Bad Münstereifel erworben, gemeinsam mit Traudel. Bis zum Tod der Schwester vor dreieinhalb Jahren hatten beide Frauen den Garten zusammen gestaltet und gepflegt. „Das ist keine Unordnung, hier liegen überall Ideen herum“, beschreibt ein Holzschild am Schuppen den kreativen Ort.

Giersch ist kein lästiges Unkraut. Es gehört in die Küche

In jedem Winkel Grün gibt es Neues zu entdecken: Unter der blauen Holzpergola leuchtet ein selbstgegossener Betonstuhl hervor. Die Sitzfläche ist bepflanzt mit gelbem Mauerpfeffer. Pfiffig lugt ein Deko-Frosch aus einem Strauch am Brunnen hervor. Und das Paar ausrangierte Gummistiefel neben der Korbliege charakterisieret die eifrige Gärtnerin. Mit weißem Edding steht da Folgendes zu lesen. „Gärtnern ist mein Yoga“ und „Gummistiefel, meine Pumps.“

In jedem Winkel des großen Gartens gibt es verwunschene Plätze: So wie der Betonstuhl, auf dem gelber Mauerpfeffer wächst.
In jedem Winkel des großen Gartens gibt es verwunschene Plätze: So wie der Betonstuhl, auf dem gelber Mauerpfeffer wächst. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

In Latzhose und Gartenclogs steht die Kräuterfrau mit den lustig roten Haaren am Tor, das sie Besuchern so gern öffnet. Den „Kräuterrausch im Pott“ veranstaltet sie seit fünf Jahren. Wegen des guten Erfolges am Wochenende soll es am Sonntag, 30. August, eine zweite Auflage geben.

Wer nachfragt, kriegt obendrein Rezepte, wie dieses mit Giersch. Die Pflanze mit den weißen Blüten sehen viele als lästiges Unkraut, das bekämpft wird. „Falsch, Giersch gehört in die Küche!“, meint die Expertin. Für eine ebenso erfrischende wie gesunde Limonade benötigt man alten Giersch. „Einfach große Blätter pflücken, waschen und dann leicht quetschen. So entfalten sich die ätherischen Öle besser. In Apfelsaft geben und gut eine Stunde ziehen lassen. Danach abseihen, mit Mineralwasser auffüllen und genießen.

Im Garten-Paradies können auch Kinder Geburtstag feiern

Iris Rausch verkauft auch ihre Kräuter-Produkte und gehört zum Essener Netzwerk „Slow Food“.

Die Diplom-Sozialpädagogin bietet Kräuterkunde für Klein und Groß an.

In ihrem Garten-Paradies an der Ruhrtalstraße 213 richtet sie auch Kindergeburtstage aus.

Kontakt: Kräuter-Pädagogin Iris Rausch, Telefon: 0208-481693, Mail: info@kräuter-pott.de.