Essen-Borbeck. Seit drei Jahren ist die Gerichtsstraße in Borbeck eine Baustelle. Nun soll das Pflaster endlich erneuert werden. Das Marktfest fällt aus.

Wohl kein Essener Stadtbezirk ist derzeit so gebeutelt mit Baustellen wie der Bezirk IV. Ob auf Bottroper- und Bocholder Straße, auf der Levinstraße oder rund um Reuenberg und Donnerstraße in Dellwig: Überall werden neue Abwasser- und weitere Versorgungsleitungen verlegt. Sogar die für den Durchgangsverkehr eigentlich unbedeutende Erdwegstraße wird demnächst zur Baustelle, weil die Stadtwerke Essen Hausanschlüsse erneuern müssen. Doch auf eine Baustelle warten die Borbecker bisher vergeblich: Auf die Pflaster-Reparatur in der Gerichtsstraße. Jetzt peilt die Stadt Mitte September an.

Terminzusagen in Essen-Borbeck konnten nicht eingehalten werden

Angefangen hatte die leidige Geschichte vor drei Jahren, als die Stadtwerke den Bau neuer Abwasserrohre auf der Gerichtsstraße ankündigten. Schon damals konnten Terminzusagen nicht eingehalten werden, so dass die Arbeiten erst Ende im Laufe des Jahres 2019 beendet werden konnten.

Zeitplan war nicht einzuhalten

Seitdem lebt die Borbecker Geschäftswelt jedoch mit Flickwerk in der Fußgängerzone. Zwischen Wüstenhöferstraße und Rechtstraße wechseln sich rotes Pflaster und schwarzer Asphalt unschön ab.

Ursprünglich sollte dieser Missstand im Frühjahr behoben werden, hatte die Stadtverwaltung zum Jahreswechsel mitgeteilt. Im Sommer würden dann die Fußgängerzone in neuem Glanz erstrahlen, die maroden Baumscheiben verschwunden, in der Wüstenhöferstraße Sitzbänke aufgestellt und vier junge Bäume gepflanzt worden sein.

Doch die Borbecker warten weiterhin mit wachsender Ungeduld auf die angekündigte Reparatur ihrer Einkaufsstraße.

Nur noch zwei Termine

Nachdem die 38. Borbecker Autoschau im Mai und das 39. Borbecker Marktfest Anfang September ins Wasser gefallen sind, stehen 2020 noch zwei Termine im Borbecker Kalender.

Als nächste Veranstaltungen sind der 26. Weihnachts-Markttag am Sonntag, 29. November, und der Nikolaustag am Montag, 7. Dezember, geplant.

Nun erklärt die Stadtverwaltung auf Anfrage diese Verzögerung: Vor der Fußgängerzone kämen erst die Fahrradstraßenachsen an die Reihe, und zwar die vom Südviertel bis nach Frohnhausen, auf der Rüttenscheider Straße sowie von Steele nach Zollverein. Außerdem, so das Presseamt der Stadt, stehe die Umsetzung der Umweltspur im Stadtkern im Fokus.

Die neuen Fahrradstraßentrassen haben Vorrang

Pressereferent Patrick Opierzynski: „Diese sind als Teile des Vergleichs zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, der Stadt Essen sowie der Deutschen Umwelthilfe an bestimmte Fristen gebunden, weshalb an dieser Stelle aktuell Kapazitäten gebündelt werden. Unter anderem aus diesen Gründen, können die Arbeiten in der Gerichtsstraße leider erst mit der entsprechenden Verzögerung starten.“ Aktuell sei geplant, mit der Neupflasterung der Gerichtsstraße im September dieses Jahres zu beginnen.

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Warum erst im September? Weil erstens die Ausschreibung der Arbeiten erst im Mai herausgegangen sein sollen, und zweitens nun erst das Borbecker Marktfest abgewartet werden soll.

Verwaltung informiert Politik

Auch von oben wirkt die Gerichtsstraße nicht einladender. Die Borbecker haben wirklich zu leiden.
Auch von oben wirkt die Gerichtsstraße nicht einladender. Die Borbecker haben wirklich zu leiden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Das viertägige, als großes Wiedersehen nach den Sommerferien geplante Fest findet traditionell Anfang des Monats inklusive eines verkaufsoffenen Sonntags statt, diesmal also wäre es am 6. September gewesen. Doch wegen Corona muss diese 39. Auflage in diesem Jahr ausfallen. Darüber informierte die Verwaltung am gestrigen Donnerstag die Politik.

Der Initiativkreis Centrum Borbeck (CeBo) hatte das Desaster bereits geahnt. „Eine Großveranstaltung ist derzeit nicht möglich, deshalb planen wir am gleichen Wochenende etwas abgespeckt anderes“, kündigt Vorsitzende Klaudia Ortkemper an. Sie muss aber auch noch in einem anderen Punkt Geduld bewahren. Um den Schaustellern in den harten Corona-Zeiten wenigstens eine kleine Einnahmemöglichkeit zu schaffen, haben die Schausteller und Marktkaufleute Sondernutzungsgenehmigungen in sieben Stadtteilen beantragt.

Biergarten wegen Personalmangels verschoben

Der Schausteller Benjamin Vogel musste die Eröffnung seines kleinen Biergartens in Essen-Borbeck verschieben, weil das Personal fehlte. Foto: Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Der Schausteller Benjamin Vogel musste die Eröffnung seines kleinen Biergartens in Essen-Borbeck verschieben, weil das Personal fehlte. Foto: Volker Hartmann/FUNKE Foto Services © Volker Hartmann

Auch in Borbeck, vor dem Kaufland, sollte ein kleiner Biergarten mit Imbisswagen aufgebaut werden. Doch Betreiber Benjamin Vogel, Stammgast auf allen Festen in Borbeck, musste zum Leidwesen von CeBo kurzfristig absagen, eigentlich aus einem erfreulichen Grund: „Meine eingeplanten Aushilfskräfte haben allesamt einen festen Arbeitsplatz gefunden, die eine in einer Fahrschule, ein anderer bei Stauder. Da bin ich leider in Bedrängnis gekommen.“

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Benjamin Vogel: „Ich suche jetzt dringend neue Mitarbeiter, auch schon für das Weihnachtsgeschäft, ob in Fest- oder Teilzeit.“ In zwei Wochen soll der kleine Biergarten in Borbeck dann doch noch bis Ende August aufgebaut werden.