Essen. Als die Corona-Krise auf ihrem vorläufigen Höhepunkt war, wurde Pflegekräften mehr Wertschätzung versprochen. Was ist daraus geworden?
Ärzte, Pfleger, Supermarkt-Mitarbeiter, Müllmänner und einige mehr wurden auf dem vorläufigen Höhepunkt der Corona-Krise mancherorts auch hierzulande aus Dankbarkeit allabendlich mit Applaus bedacht. Inzwischen kehrt der Alltag immer weiter ein im Leben vieler Menschen - auch in das der „Helden des Alltags“.
Der Applaus ist verstummt.
Einer dieser Helden ist Lars Rupprecht, der zusammen mit den Ärzten und seinen Kollegen auf der Intensivstation der Uniklinik Essen teilweise um das Leben von bis zu 50 Corona-Patienten gleichzeitig gekämpft hat - und auch heute noch „alles gibt, um unsere Patienten bestmöglich zu pflegen“. Der 24-jährige ist Krankenpfleger aus Überzeugung, wie er glaubhaft versichert - und das nicht wegen, sondern vielmehr trotz der Bezahlung.
Wertschätzung hat gut getan
Der Applaus von der Straße und die Wertschätzung durch die Politik, „sie haben schon gut getan“, sagt Rupprecht. Aber bei Worten dürfe es nicht bleiben: „Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir wichtig und wenn nötig zurückstecken, um den Patienten zu helfen. Wir haben uns einer erhöhten Infektionsgefahr gestellt und stets flexibel auf alle Veränderungen reagiert. Aber wenn die Pandemie überstanden ist, dann hoffe ich, hält die Politik ihr Versprechen ein und die Gesellschaft unterstützt uns dabei, es im Zweifel einzufordern.“
Was Lars Rupprecht erwartet, unterscheidet sich nicht von den Wünschen unzähliger weiterer Kranken- und Altenpfleger in Deutschland. Es geht im Wesentlichen um zwei Themen: Mehr Personal und Geld.
„Wir brauchen grundsätzlich einen höheren Personalschlüssel, um nicht von Patient zu Patient eilen zu müssen und nur das Nötigste machen zu können“, sagt Rupprecht. Pflege sei auch Zuwendung - und das brauche Zeit. Ein höheres Gehalt werde nicht nur den immer komplexer werdenden Anforderungen an das Pflegepersonal gerecht, so der 24-Jährige, es dürfte wohl auch eine heilsame Wirkung bei den Bemühungen gegen den chronischen Fachkräftemangel entfalten.
Noch räumen Rupprecht und seine Kollegen der Politik eine Corona-Schonfrist ein, „wir wären aber sehr enttäuscht, wenn sich langfristig gar nichts ändert“.
Corona-Prämie: Pfleger und Schwestern im Krankenhaus gehen in NRW leer aus
„Heldinnen und Helden des Alltags“ hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) die Angestellten in der Pflege im Mai genannt. Diese Menschen hätten „nicht nur warme Worte, sondern langfristig auch bessere Löhne verdient“. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte sich persönlich dafür einsetzen, dass Pfleger und Schwestern, die in der Krise besonders gefordert seien, Zusatzleistungen erhalten.
Die von Spahn versprochene Corona-Prämie wurde inzwischen auch auf den Weg gebracht. Doch die Prämie geht nur an Beschäftigte in der Altenpflege. Nur die Bundesländer Bayern (500 Euro) und Schleswig Holstein (bis 1500 Euro) zahlen auch Pflegern in Krankenhäusern Corona-Prämien. In den Kliniken im Rest der Republik geht das Personal leer aus, wenn sich nicht die Häuser selbst dazu entscheiden, ihren Mitarbeitern Prämien zu zahlen. „Das haben wir auch alle zunächst anders verstanden“, gibt Lars Rupprecht ein wenig enttäuscht zu.
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Für manch Schwester und Pfleger war das bereits eine bittere Pille. Nicht wenige hätten dies als Wortbruch verstanden.
Rupprecht, der vor fünf Jahren seine Ausbildung in der Uniklinik begonnen hat und seit 2018 auf der Intensivstation arbeitet, wo er „immer hin wollte“, hat die Hoffnung auf mehr Persona und Geld noch nicht aufgegeben. Schon seine Eltern waren beide Krankenpfleger, arbeiten inzwischen aber in anderen Krankenhaus-Bereichen, „denn bis zur Rente schafft diesen Job keiner“, so Rupprecht. Auch deshalb appelliert der junge Krankenpfleger jetzt: „Vergesst uns nicht!“