Essen. Der Vermieter des Warenhauses in Essen hat am Dienstag die Kündigung erhalten. Für Karstadt im Limbecker Platz soll es noch Hoffnung geben.
Das Schicksal des Kaufhof-Warenhauses am Willy-Brandt-Platz scheint besiegelt. Nach Informationen dieser Redaktion hat Galeria Karstadt-Kaufhof den Mietvertrag für die Filiale am Dienstag gekündigt. Der Vermieter, die Koerfer-Gruppe, bestätigte auf Nachfrage den Eingang des Kündigungsschreibens.
Sollte es in letzter Minute nicht doch noch eine Einigung zwischen Vermieter und Galeria Karstadt-Kaufhof geben, gehen Ende Oktober in dem Kaufhaus die Lichter aus. Damit wäre eine lange Handelstradition an dem Standort vorerst zu Ende. Knapp hundert Mitarbeiter sind betroffen.
Der Betriebsratsvorsitzende Ulrich Bartel nahm die Kündigung gefasst auf. „Man musste damit rechnen“, sagte er. Bereits vergangenen Donnerstag hatten die Mitarbeiter von der Geschäftsleitung erfahren, dass ihr Haus nun offiziell zu den Schließungskandidaten gehört. Die Frist für die Mietvertragskündigungen laufen Ende des Monats aus.
Vermieter sauer über das Geschäftsgebaren von Galeria Karstadt/Kaufhof
Bartel schließt derweil nicht aus, dass hinter der Kündigung doch noch taktische Spielchen stecken, um den Druck auf den Vermieter weiter zu erhöhen. Die Koerfer-Gruppe hatte jedoch bereits deutlich gemacht, dass sie zu noch mehr Zugeständnissen nicht mehr bereit ist.
Noch am Freitag hatte Koerfer-Geschäftsführer Daniel Schild nach einem Besuch in Essen gegenüber der Redaktion erklärt: „Uns ärgert das Geschäftsgebaren von Karstadt-Kaufhof. Wir wollten über die Miethöhe verhandeln, aber einfach nur eine Zahl abfragen, das ist für uns keine Verhandlung.“ Er widersprach damit dem Eindruck, dass es in den vergangenen Wochen Gespräche zwischen Koerfer und der Karstadt-Spitze gegeben habe.
Koerfer war bereits im Dezember 2019, als es um die Verlängerung des Mietvertrages für das Haus am Willy-Brandt-Platz ging, Karstadt ein erkleckliches Stück entgegengekommen und hatte bei der Miete ein Drittel nachgegeben. Und auch jetzt soll der Vermieter bereit gewesen sein, Karstadt zumindest für zwei Jahre entgegenzukommen. Bartel hegt daher keinen Groll gegen den Vermieter. „Ich kann total verstehen, dass die angesäuert sind.“
Hoffnung für Karstadt im Limbecker Platz
Unterdessen gibt es Hinweise darauf, dass es für Karstadt im Limbecker Platz doch noch Hoffnung gibt. Zwar steht auch diese Filiale seit Donnerstag auf der offiziellen Schließungsliste. Doch wie diese Redaktion erfuhr, soll aktuell noch ein Mietangebot von Galeria Karstadt-Kaufhof an den Eigentümer, der Union Investment, vorliegen. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen.
Galeria Karstadt-Kaufhof wollte sich zur Zukunft der Filiale nicht äußern. Der Betreiber des Einkaufszentrums, die ECE, bestätigte lediglich, dass die Verhandlungen mit Galeria unverändert liefen.
Fast 10.000 Unterschriften von Kunden gesammelt
Fast schon wie die Ironie des Schicksals scheint es, dass am Dienstagmorgen noch dutzende Mitarbeiter am Willy-Brandt-Platz für den Erhalt ihrer Filiale demonstrierten. Auch die Unterschriftensammlungen in beiden Häusern liefen unvermindert weiter. Allein am Dienstag sammelten Betriebsrat und Gewerkschaft Verdi vor dem Eingang am Willy-Brandt-Platz 1800 Unterschriften von Kunden. 3500 kamen schon die Tage zuvor zusammen. Im Haus am Limbecker Platz haben sich bislang 4200 Kunden auf diese Weise für den Erhalt des Warenhauses ausgesprochen. „Die Solidarität der Essener ist der Wahnsinn“, sagt Bartel.
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Auch wenn das Aus für das Haus am Willy-Brandt-Platz besiegelt scheint, sollen die Protestaktionen der Mitarbeiter weitergehen. „Wir werden nicht einfach sang- und klanglos verschwinden“, gab sich Bartel trotz der schlechten Nachrichten weiter kämpferisch. Schon am Vormittag hatte er betont: „Das sind wir den Kollegen schuldig.“
Diese hatten in den vergangenen Tagen ein Auf und Ab der Gefühle erlebt: am Donnerstag erst die offizielle Verkündung der Schließung. Einen Tag später dann wurde der Karstadt-Sachverwalter Frank Kebekus im „Spiegel“ zitiert, dass wohl doch noch einige der 56 betroffenen Häuser eine Überlebenschance haben und machte den Mitarbeitern wieder Hoffnung.
Für Bartel eine desaströse Kommunikation, die „mich richtig wütend macht“. „Das ist unmenschlich“, betonte er. Auch Sandra Thürnau, Betriebsratsvorsitzende von Karstadt am Limbecker Platz, sagte: „Den Mitarbeitern geht das extrem auf die Psyche.“