Essen-Gerschede. In Gerschede stockt das Wohnungsunternehmen Covivio mehrere Mehrfamilienhäuser auf. 44 neue Wohnungen. Mieter schalten aber Anwalt ein

Die ehemalige Krupp-Werkssiedlung zwischen Acker-, Askari- und der Bischof-Franz-Wolf-Straße in Gerschede verändert derzeit ihr Gesicht. Die Wohnungsgesellschaft Covivio stockt mehrere Mehrfamilienhäuser um jeweils ein Geschoss auf. Das führt zu Unruhe in der Siedlung: Mieter lassen jetzt ihre Interessen von einem Rechtsanwalt vertreten.

Auch in Essen wird zusätzlicher bezahlbarer Wohnraum gebraucht

In der Südseestraße in Essen-Gerschede werden Wohnhäuser aufgestock.
In der Südseestraße in Essen-Gerschede werden Wohnhäuser aufgestock. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Bezahlbarer Wohnraum wird nicht nur in Essen dringend gebraucht. Deshalb sei auch das international tätige Unternehmen Covivio von der Stadt angesprochen worden, neuen Wohnraum zu errichten und die Bestände auf ihr Erweiterungspotenzial zu überprüfen, teilt seine Pressestelle in Berlin mit.

In Gerschede werden deshalb in vier Bauabschnitten 44 neue Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen errichtet. Die neuen Wohnungen sind zwischen zweieinhalb und viereinhalb Zimmer groß.

Dazu kommen, so Covivio, 50 neue Stell- und Garagenplätze, vier neue Spielplätze sowie erweiterte Müllplätze. Die Mieten würden bei der Fertigstellung festgelegt „und werden jedenfalls auf einem für Essen und für diesen Standort marktüblichen Niveau liegen“.

Außerdem werde die Siedlung von der Aufstockung profitieren, zumal sie ohne „nennenswerten Bodenverbrauch“ geschehe. Der „gewachsene Siedlungscharakter“ werde nicht nur erhalten, sondern sogar verbessert.

Mehrere Mieter schalten einen Anwalt ein

 So soll die ehemalige Krupp-Siedlung in Zukunft aussehen.
 So soll die ehemalige Krupp-Siedlung in Zukunft aussehen. © Covivio

Die Mieter des ersten Bauabschnitts seien bereits Anfang März über das komplette Programm in zwei Veranstaltungen informiert worden, weitere für April und Mai geplante Info-Abende seien wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Dafür seien die Mieter der weiteren Bauabschnitte schriftlich und mit einer Präsentation umfangreich informiert worden. Ansprechpartner mit ihren Kontaktdaten seien den Mietern zudem mitgeteilt worden.

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Das scheint nicht überall angekommen zu sein. Jedenfalls hat Rechtsanwalt Lothar Staudinger (Oberhausen) nach eigener Aussage den Auftrag von etwa 15 Mandanten, ihre Interessen zu vertreten. Mängel wie Lärm, Staub, von Gerüsten versperrte Balkone und jetzt schon drängende Parkplatzprobleme hätten sie dazu veranlasst. Außerdem gebe es nun keine Trockenräume mehr unterm Dach.

„Bei der Umsetzung ist es katastrophal“, sagt der Anwalt, der selbst in Gerschede wohnt. Schon morgens werde vor 7 Uhr gearbeitet und erst gegen 20 Uhr Feierabend gemacht. „Ich habe meine Mandanten empfohlen, Lärmprotokolle zu schreiben“, sagt Lothar Staudinger.

Risse in den Decken machen Mietern Sorgen

Ernsthafte Sorgen um die Statik bereiten einigen Mietern die Risse in den Decken, die seit Beginn der Arbeiten aufgetreten sind.

Wurzeln liegen im Werkswohnungsbau

Die Covivio-Wurzeln in Deutschland liegen nach eigenen Angaben im Werkswohnungsbau von Thyssen und Krupp.

Nach der Fusion von Thyssen und Krupp steuerte die ThyssenKrupp Immobilien GmbH den Werkswohnungsbestand. Nach Ende des Konzernverbunds sowie dem Verkauf an Morgan Stanley und die Corpus Immobiliengruppe erfolgte die Umfirmierung in „Immeo”.

Im Jahr 2006 übernahm die Foncière des Régions, eine französische Immobiliengruppe, die Immeo. Seit 2011 erwirbt die nun Covivio genannte Firma Objekte in Berlin, Potsdam, Dresden, Leipzig und Hamburg.

Ein Vorgang, den Covivio nicht bestreitet. „Durch das Abstemmen der vorhandenen Betonwiderlager entstehen Zwangsspannungen. Diese Spannungen führen leider zu diesen unvermeidbaren Haarrissbildungen zwischen Decke und aufgehenden Wänden.“ Die Risse seien „in der aufgetretenen Form aus statischer Sicht völlig unbedenklich“. Es handele sich lediglich um optische Beeinträchtigungen, die die Tragfähigkeit der Gebäude in keiner Weise beeinträchtigten.

Schäden werden behoben

Das Wohnungsunternehmen Covivio stockt in der Südseestraße Mietshäuser auf. Foto: Christof Köpsel / FUNKE Foto Services
Das Wohnungsunternehmen Covivio stockt in der Südseestraße Mietshäuser auf. Foto: Christof Köpsel / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Planung des Tragwerks für die Aufstockungen seien durch ein externes Ingenieurbüro aufgestellt und durch einen staatlich anerkannten Prüfingenieur für Baustatik geprüft worden.

Mit den betroffenen Mietern stehe Covivio in Kontakt, eventuelle Schäden würden „selbstverständlich vollumfänglich behoben“. Und Trockenböden stünden den Mietern im Keller zur Verfügung.

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