Essen. Der Zulieferer KMT schließt seine Produktion. Ein Mitarbeiter schildert, wie der Belegschaft das Aus verkündet wurde. Manager kam mit Bodyguard.

Es war zwar kein Freitag, der 13. Aber für die Mitarbeiter des Essener Automobilzulieferers Kolektor Magnet Technology (KMT) muss sich der vergangene Freitag so angefühlt haben. An dem Tag verkündete ein Manager der slowenischen Muttergesellschaft das Aus für den Standort im Norden der Stadt. Grund sei die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens, die sich durch die Corona-Krise nochmals verschärft habe.

160 Arbeitsplätze fallen mit der Schließung des Betriebes weg. Im Gespräch mit dieser Zeitung schildert der langjährige Mitarbeiter und frühere Betriebsrat Horst Dotten, wie er die Verkündung erlebt hat und macht auch seiner großen Enttäuschung Luft:

Bereits am vergangenen Dienstag oder Mittwoch, als Horst Dotten Nachtschicht hatte, gab es von der Geschäftsleitung eine Einladung zu einer Versammlung am Freitag. „Es hieß, es geht um die Zukunft des Unternehmens. Man hatte sich schon auf einiges gefasst gemacht. Schließlich waren bereits früher immer wieder mal Lohnkürzungen oder Entlassungen im Gespräch gewesen“, erzählt Horst Dotten.

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Am Freitag, 11.45 Uhr, begann dann die Versammlung in der Kantine. „In einem etwa einminütigen Beitrag verkündete ein Herr Leban vom Management aus Slowenien die Schließung des Betriebes. Er wurde dabei von einem Bodyguard begleitet. Wir stellten uns beim Anblick des Personenschützers die Frage, ob wir Kriminelle sind. Ich bin schon 37 Jahre in dem Unternehmen, aber so unwürdig sind wir noch nicht behandelt worden“, sagt Horst Dotten. Viele empfanden es auch als respektlos, dass Leban die Nachricht nur auf Englisch verkündete und sich niemand im Vorfeld um eine Übersetzung gekümmert hatte.

Kollegen reagierten geschockt auf die Schließungspläne

Die Versammlung war den Schilderungen nach schnell beendet. „Viele Kollegen waren geschockt, manche richtig bleich im Gesicht. Die Schließungsnachricht kam für alle überraschend“, berichtet Horst Dotten. An Arbeit sei an diesem Tag nicht mehr zu denken gewesen. Die Belegschaft soll noch einige Zeit mit dem Betriebsrat diskutiert haben, wie es nun weitergehen soll. Die Betriebsleitung schickte schließlich alle nach Hause.

Horst Dotten macht sich um seine eigene berufliche Zukunft wenig Sorgen. „Ich bin bis zum Jahresende durch und gehe dann in Rente.“ Aber was wird aus den jungen Kollegen?, fragt er sich. „Wir stecken in einer Wirtschaftskrise, da wird es sicher schwer, wieder einen Arbeitsplatz zu finden. Was nützen da Abfindungen?“

Horst Dotten ist natürlich bestürzt über die Schließung selbst, aber auch über die Art und Weise, wie sie verkündet wurde: „Ich habe in all den Jahren in der Firma immer mein Bestes gegeben, und nun stellt man sich hin und fertigt die Leute einfach so ab. So behandelt man niemanden!“

Er berichtet, dass nach dem ersten Schock am Freitag mittlerweile die Wut bei den Kollegen wächst. Viele wollten die Schließung nicht einfach so hinnehmen.