Essen. Im Osram-Haus in Essen hat das Hotel Trip Inn eröffnet. Wie aufwendig der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes war, berichten die Architekten.
Im ehemaligen Osram-Haus an der Kruppstraße sind seit einigen Tagen endlich die Lichter wieder an. Die Hotelkette Trip Inn hat in dem denkmalgeschützten Haus ihr neues Hotel Trip Inn Living & Suites eröffnet. 15 Jahre stand das Gebäude leer und verfiel zusehens. Doch nach einer über zwei Jahre dauernden Sanierung bildet es nun einen gelungenen Eckstein an dieser vielbefahrenen Kreuzung zur B224.
Es gibt sicher bessere Zeiten, ein neues Hotel zu eröffnen. Wegen der Folgen der Corona-Pandemie kommen noch immer nur wenige Geschäftsreisende und Touristen in die Stadt. „Der Corona-Lockdown hat uns kalt erwischt“, räumte der Geschäftsführer von Trip Inn, Bimal Bista, bei einer kleinen Eröffnungsfeier ein. Allerdings setze er darauf, dass die Geschäftsreisenden schon bald ihr Homeoffice wieder verlassen und mit einem Hotelzimmer tauschen. Er hoffe, dass die Hotelkette diese dramatische Krise der Branche mit „einem blauen Auge“ übersteht. Für 15 Jahre hat Trip Inn das Haus gepachtet mit der Option auf Verlängerung.
Sanierung des Osram-Hauses nahm zweieinhalb Jahre in Anspruch
Doch nicht nur der Start als Hotel ist ein steiniger. Wer das 90 Jahre alte Gebäude mit der markanten Backsteinfassade und den vertikalen weißen Putzbändern heute sieht, ahnt vielleicht, wie aufwendig die Sanierung war.
Bereits 2016 hatte ein Family Office aus Frankfurt das Gebäude von der insolventen Westfälischen Grundbesitz und Finanzverwaltung (WGF) aus Düsseldorf erworben. Das Haus war Bestandteil eines größeren Immobilienpaketes gewesen. Der neue Besitzer knüpfte an alte Überlegungen an, das Osram-Haus zu einem Hotel bzw. Appartementhaus umzubauen. Doch schon als die beauftragten Architekten Suren Karmalker und Christoph Ritterbach 2017 erstmals die Baustelle betraten, ahnten sie: „Das wird eine spannende Aufgabe.“
Das Gebäude war damals stillgelegt. Es gab Probleme mit der Statik. Um die Standfestigkeit zu sichern, mussten zunächst 1,7 Kilometer Unterzüge (Träger) neu betoniert werden. Außerdem stellten die Architekten teils massive Schäden an Stützpfeilern fest. Diese sollen Bauarbeiter, die noch zu WGF-Zeiten mit den Umbauarbeiten befasst waren, mutwillig zerstört haben. Angeblich hatte ihnen der Auftraggeber den Lohn nicht bezahlt und so brach sich die Wut darüber Bahn. „Wir mussten an den Stellen neue Stahlelemente einschweißen“, erinnert sich Karmalker. Allein die Statikarbeiten dauerten acht Monate, ohne dass von außen irgendein Baufortschritt zu sehen war.
Fensterflächen der denkmalgeschützten Fassade stellten Architekten vor besondere Probleme
Doch das war nicht die einzige Herausforderung. Besonders forderte sie die Fassade mit den dreiteiligen Fensterflächen. Der Denkmalschutz hatte zur Auflage gemacht, dass das Äußere des Hauses möglichst naturgetreu wieder herzustellen ist. Für die Sanierung hieß das: Sämtliche Klinker wurden restauriert, alle Fugen dazwischen erneuert, die weißen Putzbänder ebenso.
Das größte Problem aber waren die Fenster. Laut Bauauflagen mussten in das Hotel Schallschutzfenster mit einer vorgeschriebenen Norm eingebaut werden. Doch für die dreiteiligen Fensteranlagen gab es natürlich nichts „von der Stange“. „Wir hätten für das Haus extra Fenster fertigen und zertifizieren lassen müssen. Das wäre ein enormer Aufwand gewesen, ohne eine Garantie, dass die Fenster am Ende auch zugelassen werden“, beschreibt Karmalker das Dilemma.
Sie fanden einen Kompromiss mit dem Denkmalschutz. In die Fensteröffnungen wurden vertikale Betonpfeiler eingezogen, die optisch die Dreiteilung der Fenster aufnehmen. Aber auch hier ging nichts von der Stange: Jeder der 500 Pfeiler musste individuell für jedes Fenster gegossen werden - in einem alten Haus sind eben selten alle Maße einheitlich.
Treppengeländer noch aus der Erbauungszeit
Im Inneren selbst erinnert heute so gut wie nichts mehr an die Erbauungszeit des Gebäudes, das 1929 für die Möbelfabrik Rosendahl & Bachrach nach den Plänen des Architekten Ernst Knobloch im Stil der neuen Sachlichkeit errichtet wurde. Das Geländer ist noch erhalten und wurde restauriert, wie auch die Treppen aus einem besonderen Werkstein. Ansonsten hat das Gebäude zu viele Besitzerwechsel in den 90 Jahren erlebt, als dass heute noch zu erkennen wäre, dass vor 90 Jahren dort Möbel verkauft und repariert wurden. Auch der namensgebende Mieter Osram hat keine bleibenden Spuren hinterlassen.
Stattdessen laden nun 109 Zimmer und Appartements Gäste zum Übernachten ein. Die Einrichtung ist in den Trendfarben grau, braun und türkis gehalten. Schwarze Metallmöbel und -accessoires sollen den Industriecharakter aufgreifen. Und wie bei vielen anderen Hotels, die in jüngster Zeit in Essen eröffneten, fehlt auch das im Trip Inn nicht: Ein Bild der Zeche Zollverein empfängt den Besucher schon in der Lobby.
Das Fazit der Architekten am Ende der zweieinhalbjährigen Sanierung stellt klar: „Wir haben das Gebäude nahezu neu erstellt“, sagt Karmalker. Für den Frankfurter Investor dürfte das Osram-Haus damit zumindest wirtschaftlich keine Freude gewesen sein, für das Stadtbild aber allemal.