Essen. Kunsthaus Essen: Katarína Marková, Marlene Ruther und Franziska Schneeberger verorten ihre Arbeiten zwischen Taksim Platz und Hambacher Forst.
Hektik prägt unseren Alltag. Morgens stürzen wir aus dem Haus, hetzen über die Straße oder stolpern gerade noch in die U-Bahn. Alles, um pünktlich zu sein oder Geld zu verdienen. Doch was ist, wenn wir bei dem ganzen Trubel nicht mehr mitmachen und einfach stehen bleiben? So machte es im Sommer 2013 der türkisch Aktivist und Choreograph Erdem Gündüz. Regungslos stand der „standing man“ auf dem Taksim Platz und starrte stundenlang ein Porträt von Atatürk, dem Staatsgründer, an.
Das fiel den Passanten auf, es sprach sich herum. So kamen immer mehr. Was folgte, ist bekannt: Eine Protestwelle brachte das Erdoğan-Regime ins Wanken. Gündüz’ subversive Geste inspirierte unter anderem auch Marlene Ruther und ihre Projektpartnerin. Beide blieben einfach minutenlang an einem Ort stehen und ließen sich dabei filmen. Die Kamera stellten sie bei Demos am Hambacher Forst, vor Leerständen oder einfach an abgelegenen, idyllischen Orten auf. „Das machen wir bereits seit 2018 und das wollen wir auch bis an unser Lebensende fortführen“, erzählt Marlene Ruther. Den Zwischenstand präsentiert sie im Rahmen der Ausstellung „Ich war hier“, die noch bis zum 12. Juli in drei Räumen des Kunsthauses zu sehen ist.
Auseinandersetzung mit einem ehemaligen Militärübungsgelände in der Slowakei
Zusammen mit Franziska Schneeberger und Katarína Marková entwickelte sie Installationen mit Videos, Stoff, Text oder anderen Datenträgern. Die Idee entstand, als sie sich im Studiengang der Szenischen Forschung an der Ruhr Universität Bochum kennenlernten. Sie wollten das Verhältnis zum Raum oder zur Landschaft befragen. „Körper und Umgebung sind die Motive“, erzählt Franziska Schneeberger. „Dafür wollen wir sensibilisieren.“ Ihr ging es dabei auch um die Frage von Informationen. Was verraten etwa Textilien über die Umgebung, in der wir waren? Schneeberger stellt etwa eine Collage aus Stücken eines Arbeitsanzugs aus, der noch voller Dreck ist. „Es geht um Oberflächen, die sich in ihrer Abnutzung verändern“, verrät sie.
Katarína Marková widmete ihren Beitrag dagegen einem ehemaligen Militärübungsgelände in der Slowakei. Zu sehen ist davon in der Ausstellung ein kleines Panzermodell. Daneben liegt ein Handy. Wer mehr erfahren will, kann Marková anrufen und direkt vor Ort erreichen. So präsentieren die drei Künstlerinnen auch ein Spiel mit Präsenz und Abwesenheit.
Um einen Infektionsschutz zu gewährleisten, kann die Ausstellung nur in Zeitslots besucht werden. Voranmeldung unter: ichwarhier@posteo.de