Essen-Stoppenberg. 113 Kinder werden künftig das kreative Konzept der Kindertagesstätte mit Leben füllen: Wenig Spielzeug, Tiere und Naturerlebnisse gehören dazu.

Das künftige Team der neuen Kita in Stoppenberg hat alle Hände voll zu tun: Der Neubau wurde gerade vom Bauherrn Allbau an den zukünftigen Betreiber SOS-Kinderdorf e.V. übergeben, nun folgt in den nächsten vier Wochen die Inneneinrichtung, bevor es am 1. August losgeht.

Freundlich aber relativ unspektakulär sieht er aus, der einstöckige rechteckige Kita-Neubau, der am Ende der Stichstraße „Am Schroerkotten“ liegt. Während Handwerker Teile des Eingangs- und Außenbereichs pflastern, ist das Team um die Kita-Leiterin Christine Krug dabei, sich zu finden, das ausgearbeitete Konzept zu diskutieren und sich um die Ausstattung der knapp 740 Quadratmeter großen Kindertagesstätte zu kümmern.

Auch interessant

Das Team der Kita Knifte besteht aus insgesamt 20 Leuten

„Das wird ein ganz besonderer Ort für Kinder“, ist Christine Krug überzeugt. „Ein offenes Konzept, weitgehender Verzicht auf vorgefertigtes Spielzeug und Plastik, stattdessen die Kreativität anregende Materialien“, zählt sie auf, während sie durch die sonnendurchfluteten Räume führt: Weiße Wände, heller Fußboden, weiße Möbel, „auch bei der Inneneinrichtung setzen wir auf Reizarmut statt auf -überflutung“, erklärt die 37-Jährige Pädagogin mit den auffallend türkisfarbenen Haaren. Seit einem Jahr bereitet sie sich intensiv auf die Leitung vor, erarbeitet Konzepte und stellt das Team zusammen. Elf Pädagogen sind schon da, die anderen folgen, „insgesamt werden wir 20 sein“. Neben Erzieherinnen und Erziehern gehören auch Erziehungswissenschaftler, Sozialarbeiter, Rehabilitations- und Heilpädagogen dazu.

Natascha Schmüling, Diana Lüke, Petra Mey, Stefanie Thamm, Christine Krug und Ramona Söhn (v.l.) müssen erst als Team zusammenfinden. Sie sind dabei, sich um die Innenausstattung der Kita in Essen-Stoppenberg zu kümmern.
Natascha Schmüling, Diana Lüke, Petra Mey, Stefanie Thamm, Christine Krug und Ramona Söhn (v.l.) müssen erst als Team zusammenfinden. Sie sind dabei, sich um die Innenausstattung der Kita in Essen-Stoppenberg zu kümmern. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Für den Träger SOS-Kinderdorf ist das die erste Kita in der Stadt, für Christine Krug die erste Leitungsfunktion, auf die sie hingearbeitet hat. „Ich habe nicht nur eine Ausbildung zur Erzieherin und entsprechende Berufserfahrung, sondern auch BWL studiert“, sagt sie. Schließlich sei eine Kita ja auch ein kleines Wirtschaftsunternehmen, und es würde nicht schaden, wenn man mit Zahlen umgehen könnte.

Auch interessant

Gegessen wird gemeinsam im Kinderrestaurant

Zahlen gibt es natürlich auch zur neuen Kita: 70 Kinder werden hier künftig spielend lernen, dafür stehen zehn Räume zur Verfügung, die sich je nach Lust und Laune in Puppenwohnungen, Toberäume, Ateliers oder Baustellen verwandeln lassen, dafür sind alle Möbel mit Rollen versehen und können kreuz und quer transportiert werden. Dazu gibt es noch eine Turnhalle, einen großen gemeinsamen Speiseraum, einen Ruheraum und ganz viel Platz draußen: Mit 1400 Quadratmetern verfügt die SOS-Kinderdorf-Kita über ungewöhnlich viel Fläche, die während der ganzen Zeit genutzt werden kann. „Jedes Kind kann immer raus, wir geben keine festen Zeiten vor“, so Christine Krug.

Noch sieht es hinter der Kita aus wie auf einem Acker, aber Rasen, Sand und Spielgeräte inklusive eines Bachlaufs mit Matschspielplatz werden in den nächsten Wochen aufgebaut und angelegt. Ein Clou ist sicherlich die Bobbycar-Rennstrecke, die wie eine große Acht angelegt wird, „das wird sicherlich eine Attraktion“, sagt Christine Krug, die während des gesamten Rundgangs von ihrem 15-jährigen Hund Ido begleitet wird. Denn Tiere sind in der neuen Kindertagesstätte, die das Team Kita Knifte getauft hat, ebenfalls willkommen, die „tiergestützte Pädagogik“, so der Fachjargon, gehört mit zum Konzept.

Naturnahe Erlebnisse in zwei Außengruppen auf dem Reiterhof Liefke

Auch interessant

Ebenso die beiden Außengruppen, die im Herbst folgen: Noch einmal 43 Betreuungsplätze wird es auf dem ehemaligen Reiterhof Liefke geben, der zu Fuß in zehn Minuten erreichbar ist. „Dort werden wir eine Art Waldkindergarten installieren, alle Kinder ab drei Jahren sollen hier die Möglichkeit bekommen, zu jeder Jahreszeit an der frischen Luft zu spielen und die Natur intensiv mit allen Sinnen zu erleben“, erklärt Christine Krug. Als Rückzugsort bei Regen wird zunächst ein Bauwagen aufgestellt, später soll das Reiterstübchen als Aufenthaltsraum umgebaut werden.

Allbau hat 2 Millionen Euro investiert

Das Allbau Investitionsvolumen für das gesamte Bauvorhaben beträgt 2 Mio. Euro beträgt.

Der SOS-Kinderdorf e.V. kommt zum Großteil für die Ausstattung des Haupthauses und die Spielgeräte des Außenbereiches (große Spielgeräte wie Klettertürme usw.) auf,wobei es auch hier Zuschüsse von Stadt und Land gibt.

Der SOS-Kinderdorf e.V. trägt einen Anteil von 200.000 Euro im Haupthaus und 68.000 Euro für den Ausbau im Außenbereich Reiterhof.

Die ersten 70 Plätze sind bis auf zwei für unter Zweijährige bereits vergeben. Für die weiteren 43 Plätze können sich Eltern über Little Bird bewerben.

Angedacht für die Außengruppen ist ein rotierendes System, „wir denken an einen Wechsel nach drei Wochen, damit wir genug Zeit für Projekte haben“. Natürlich sei das ein Entwicklungsprozess, an dem auch die Eltern beteiligt werden. Die freuen sich wie die Kinder und das Team auf den Start im August. Coronabedingt wird allerdings das offene Konzept noch nicht vollständig umgesetzt werden, „aber vielleicht gibt es ja ab dem 1. August eine weitere entsprechende Lockerung“, hofft Christine Krug.