Essen. Stargeiger Daniel Hope macht aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ ein vergnügliches Konzert für die ganze Familie. Jubel in der Essener Philharmonie.

„Das ist eine Geige!“ tönte es klar und deutlich aus Reihe 20. Und das? Ein Kontrabass, ein Cembalo, eine Laute. Das junge Publikum wusste Bescheid über Antonio Vivaldis Orchesterinstrumente und blieb keine Antwort schuldig. Die Erwachsenen kamen gar nicht zu Wort. Aber schließlich waren wir ja in einem Familienkonzert und der neugierige Moderator kein anderer als Daniel Hope.

Tonmalerei mit Vivaldi – vom hereinbrechenden Gewitter bis zum Hundebellen

Vor zwei Jahren noch Residence-Künstler in der Philharmonie, zieht es den Stargeiger immer wieder zurück nach Essen. Zum Corona-Saisonschluss gab er gemeinsam mit dem Ensemble l’arte del mondo gleich dreimal „Die vier Jahreszeiten“, wobei für die Kleinen die Auszüge aus den vier Violinkonzerten völlig ausreichten.

Daniel Hope beherrscht neben der Violine auch den publikumswirksamen Auftritt, weiß die Besucher anzusprechen und Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen die Musik zu vermitteln. Durch Lustiges, Wissenswertes und besonders durch Klangbeispiele, die die zahllosen Tonmalereien Vivaldis vor Ohren führen: Man hört die stehende Sommerhitze ebenso plastisch wie das hereinbrechende Gewitter, den Kuckuck wie das Hundebellen der Bratsche (über die sonst meist Witze erzählt wird). Oder auch den vom Trinkgelage eingenickten Geiger, der durch ein lautes „Aufwachen!“ aus dem Schlaf gerufen werden musste. Es klappte.

Daniel Hope geht auf Herbstjagd: „Ich muss jetzt zwei Hörner sein“

Hope spielt und erzählt das alles mit spürbarer Begeisterung. Und wie gibt man eine Herbstjagd auf vier Saiten? Ganz einfach: „Ich muss jetzt zwei Hörner sein.“ Bevor er den Bogen mit winterlichem Zähneklappern und Gemütlichkeit in der warmen Stube schloss. Auch im stark dezimierten Alfried-Kupp-Saal war der Jubel am Schluss groß, und so bedankte sich Daniel Hope nicht nur mit Variationen über „Guten Abend, gute Nacht“, sondern auch mit einer Verbeugung vor dem legendären Sitar-Virtuosen Ravi Shankar: dem indischen Raga Pilu, von drei Stunden gekürzt auf drei Minuten.