Essen. Mit ihrer Sommerschule will die Essener CSE helfen, coronabedingte Lücken zu schließen: Kinder gehen gleich nach Ferienstart wieder zur Schule.
Die Schulferien, die am Freitag (26.6.) beginnen, sind für einige Essener Schüler ganz kurz: So sitzen Kinder der Grundschule im Nordviertel schon Montag (29.6.) wieder auf der Schulbank. Was zu anderen Zeiten eine Strafe wäre, ist nach monatelangem Schulausfall ein Geschenk: Die CSE (Gesellschaft von Caritas und SKF) organisiert eine Sommerschule, die coronabedingte Bildungslücken schließen will.
„Die Chancen, angemessen beschult zu werden, waren sehr unterschiedlich verteilt“, betont Caritas-Direktor Björn Enno Hermans. Einmal habe es von der jeweiligen Schule oder gar vom einzelnen Lehrer abgehangen, welches Angebot die Kinder erhielten. Zum anderen habe es in manchen Familien an der technischen Ausstattung (PC, Drucker) gefehlt, andere Eltern hätten nicht die nötigen Kenntnisse oder die Zeit, um ihren Kindern zu helfen.
In manchen Familien wurde nur Arabisch gesprochen, die Deutschkenntnisse der Kinder verblassten
Die Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule, Deborah Halbach, berichtet: „Viele Familien leben in beengtem Wohnraum. Im Umfeld wird oft nur Arabisch gesprochen. Mühsam erworbene Deutschkenntnisse verblassen so schnell.“ Oft müssten größere Kinder die kleinen Geschwister betreuen.
Dank solcher Einblicke kann die Sommerschule passgenau helfen: Die CSE hat Schulsozialarbeiter an Essener Schulen und dort über die Schulleitungen nachgefragt, welche Kinder Lern-Hilfe benötigen. „Wir haben vor allem Grundschulen im Blick“, sagt CSE-Geschäftsführer Andreas Bierod.
An acht Schulstandorten läuft die Sommerschule jeweils zwei Wochen lang, täglich drei Stunden. „Wir machen kleine Gruppen von fünf, sechs Schülern“, erklärt Markus Heijenga, der die Abteilung Bildung der CSE leitet. Die Gruppengröße sei nicht allein Corona geschuldet: „Wir machen ja ein Förderangebot, kein Betreuungsangebot.“ Es werde aber auch für spielerische Abwechslung gesorgt.
Die CSE weist darauf hin, dass auch die Stadt und andere freie Träger Ferienangebote aufgelegt hätten. Besonderheit der Sommerschule sei, dass sie nicht nur für Familien gedacht sei, die Sozialleistungen erhalten und einen Anspruch auf Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket haben. „Unsere Sommerschule ist für alle Kinder offen, die unter dem Schulausfall gelitten haben“, betont Bierod. Etwa Kinder berufstätiger Alleinerziehender, die oft allein zu Hause waren.
„Eigentlich müsste das Schulministerium dafür sorgen, dass sich der Bildungsstand der Kinder wieder angleicht“
„Im Homeschooling hat sich die Bildungsungleichheit erheblich vergrößert“, sagt Caritas-Direktor Hermans. Nun wolle man helfen, Lücken zu schließen: mit Unterstützung jener Familien, die problemlos durch den Lockdown gegangen seien und auf den staatlichen Corona-Zuschuss für Kinder nicht angewiesen seien. Mit dem Slogan „Bonus für Bildung“ bittet die CSE sie um Spenden für die Sommerschule.
Binnen einer Woche haben sich schon 240 Kinder für die 290 Plätze angemeldet. Während es zuletzt Kritik gegeben hat, das Land habe sein Ferienprogramm zu spät aufgelegt, hat die CSE die Familien pünktlich erreicht. „Eigentlich müsste das Schulministerium dafür sorgen, dass sich der Bildungsstand der Kinder wieder angleicht“, sagt Hermans. „Aber es ist dem Ministerium nicht gelungen, ein einheitliches Angebot für die Kinder aufzulegen, die abgehängt worden sind.“