Essen. Hitze und Trockenheit setzen den Essener Bäumen massiv zu. Der Borkenkäfer ist längst von der Fichte auch auf andere Bäume übergegangen.

Die Menge der Bäume im Ruhrgebiet, die durch Trockenheit und Schädlinge zerstört wurden, hat sich innerhalb eines Jahres verfünffacht. Das berichtet Peter Bergen, Leiter des Regionalforstamtes Ruhrgebiet, das auch für Essen zuständig ist. Im Jahr 2018 wurden 117.000 Kubikmeter so genannten „Schadholzes“ in den Wäldern des Reviers gezählt, im Jahr 2019 waren es schon 630.000 Kubikmeter. Damit gemeint sind Bäume, die durch Sturm oder Schädlinge wie den Borkenkäfer so zerstört sind, dass sie eigentlich gefällt werden müssten.

Seit Jahren sterben vor allem Fichten. In Essen gibt es insgesamt etwa 3500 Hektar Wald, die meisten mit Laubbäumen. Der Bestand der Nadelbäume in Essen liegt nach Angaben von Christina Waimann, Sprecherin von Grün & Gruga, bei gerade mal 3,5 Prozent. Doch auch die vergleichsweise wenigen Fichten, die auf dem Essener Stadtgebiet stehen, trifft es mit voller Wucht: Auf dem Bergfriedhof in Heidhausen sind zum Beispiel mehr als 60 Fichten abgestorben, die derzeit reihenweise gefällt werden.

Tote Bäume bleiben stehen

In den Wäldern wird die Zahl jener toten Bäume immer größer, die nach dem Borkenkäfer-Befall einfach stehen bleiben: „Die Borkenkäfer legen ihre Eier zwischen Holz und Rinde“, erklärt Bergen. „Das führt dazu, dass kein Wasser mehr durch den Baum geleitet wird, er vertrocknet.“ Die Zahl der kaputten Bäume sei mittlerweile so groß, dass die Säge- und Holzindustrie nicht dazu kommt, alle Bäume zu Spanplatten zu verarbeiten. „Deshalb lässt man sie einfach im Wald stehen.“

Weil auch der Frühling 2020 deutlich zu trocken ausgefallen ist - der Ruhrverband registrierte rund um die Ruhr insgesamt 13,4 Zentimeter Niederschlag, 40 Prozent weniger als der Durchschnitt -, wird für das laufende Jahr ein weiterer Anstieg der Zahl beschädigter Bäume erwartet.

Was an der Fichte besonders ist

Die Fichte ist vor allem deshalb so betroffen, weil sie einen hohen Wasserbedarf hat. Doch nach Angaben von Peter Bergen seien auch längst andere Bäume in Mitleidenschaft gezogen worden und befallen vom Borkenkäfer: „Roteiche, Traubeneiche, Kiefer und zum Beispiel Douglasie.“ Das liege an Hitze und Trockenheit - wobei die Buche, wenn sie in Himmelsrichtung Süden frei steht, häufig außerdem eine Art Sonnenbrand erleidet. „Besonders an den Buchen“, sagt Peter Bergen, „werden die Schäden langsam massiv.“

Um die Folgen des Klimawandels für den Essener Wald abzumildern, hatte es bereits vor einem Jahr in einem Gutachten geheißen, dass künftig mehr Weißtannen und Eichen gepflanzt werden müssten. Die Stadt Essen hatte zuletzt Bürger wiederholt dazu aufgefordert, Bäume und Pflanzen am Straßenrand zu gießen, damit sie nicht weiter austrocknen.