Essen. Mit Hilfe des neuen Forstbetriebswerkes will Essen seine Wälder besser gegen die Folgen des Klimawandels schützen. Kritik kommt vom Naturschutz.
Ungeachtet teils deutlicher Kritik von Seiten des ehrenamtlichen Naturschutzes hat der Umweltausschuss des Stadtrates dem Gremium empfohlen, dem von der Verwaltung vorgelegten Entwurf eines neuen Forstbetriebsplanes zuzustimmen. Der Plan legt fest, wie die Stadt in den kommenden zehn Jahren mit ihrem Wald umgehen will. Angesichts des Klimawandels ist dies allerdings sehr wohl mit Unsicherheiten verbunden, wie städtische Förster durchaus einräumen.
Mit dem neuen Forstbetriebsplan will die Stadt sicherstellen, dass sich die Wälder möglichst naturnah weiterentwickeln und auf Dauer erhalten bleiben. Den Anteil von Flächen, auf denen der Wald sich selbst überlassen wird, soll in den kommenden Jahren schrittweise erhöhen von derzeit knapp neun Prozent auf 14 Prozent. Auf 90 Prozent der Flächen will Grün und Gruga nur einmal innerhalb von zehn Jahren die Axt ansetzen.
Grün und Gruga will wieder Bäume fällen
Dass wieder Bäume gefällt werden sollen, sei kein Widerspruch. Im Gegenteil. Dies soll die so genannte Naturverjüngung fördern und dazu beitragen, dass junge Bäume genügend Platz und Licht finden, um zu wachsen. Der von Grün und Gruga mit der Erstellung des Forstbetriebsplans beauftragte Gutachter empfiehlt, pro Jahr rund 4500 Festmeter Holz zu entnehmen. Das vorangegangene Werk nannte 8000 Festmeter als Zielgröße. Diese Zahl sei aber nur in einem einzigen Jahr. Nach Pfingststurm „Ela“ 2014 hatte Grün und Gruga den Holzeinschlag ausgesetzt.
Wie viele Bäume tatsächlich gefällt werden sollen, legt der Rat der Stadt jedes Jahr aufs Neue mit der Verabschiedung des Wirtschaftsplanes von Grün und Gruga fest. Die im Forstbetriebswerk genannten Zielgrößen sind also nicht in Stein gemeißelt.
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Nach Ansicht des „Waldforums Essen“ sollte es die Stadt beim Verzicht auf den Holzeinschlag belassen. Angesichts des offensichtlich rasant fortschreitenden Klimawandels sei jeder Baum, der gefällt wird, einer zuviel. Die Gruppe kritisiert, dass Erkenntnisse aus dem „Dürrejahr 2018“ nicht in den neuen Forstbetriebsplan eingeflossen seien. Die Initiativen Transition Town, der VCD Essen und Parents for Future schließen sich an.
Die Stadt will den Anteil an Eichen im Wald erhöhen und Weißtannen pflanzen
Die Kritik repräsentiert nicht die Meinung des ehrenamtlichen Naturschutzes in Gänze, trifft aber insofern zu, da der Forstbetriebsplan auf einer Waldinventur von 2018 basiert. Die Datengrundlage dafür stammt aus 2017. Gleichwohl will die Stadt auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren. So soll der Anteil an Eichen in den Wäldern erhöht werden. Auch will Grün und Gruga vermehrt Weißtannen pflanzen, in der Annahme, dass diese in diesen Breiten eigentlich nicht heimische Baumart sich als widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels erweist. Sicher können sich die Förster nicht sein.
Der Forstbetriebsplan
Laut Landesforstgesetz hat die Stadt verpflichtet den Wald nach einem Forstbetriebswerk zu bewirtschaften. Die biologische Vielfalt des Waldes und seine Fähigkeit, sich zu verjüngen sind dabei zu erhalten.
Die Verwaltung weist daraufhin, dass der Forstbetriebsplan zu ändern, wenn sich der Zustand stark verändert. Ein Betriebsplan ist alle zehn Jahre neu aufzustellen.
Cornelia Fitger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) weist daraufhin, dass aktuell der Eichenprozessionsspinner den Eichen zusetzt. Im Schwarzwald litten die Weißtannen unter dem Borkenkäfer. „Die Zeit ist darüber hinweggegangen“, sagt Fitger zu den Plänen von Grün und Gruga. Das Problem auch aus Sicht des BUND: Auch die von Naturschützern favorisierte heimische Buche knickt unter der extremen Trockenheit ein.
Den neuen Forstbetriebsplan nennt Fitger trotz aller Unsicherheiten einen Fortschritt gegenüber vorherigen Werken. Ökologische Belange würden stärker berücksichtigt. Dennoch sagt auch sie: „Wir brauchen größere Waldflächen.“ Der jährliche Hiebsatz sei deshalb unbedingt zu hinterfragen.