Essen. Das heutige Gewerbegebiet an der Prinz-Friedrich-Straße in Kupferdreh soll zum „Seeviertel“ werden. Platz für Wohnen, Einzelhandel und Gewerbe.

Der Baldenysee liegt gleich vor der Haustür, am Garten dampft die historische Hespertalbahn vorbei: Wer am „Seebogen“ in Kupferdreh zuhause ist, darf das Wort Naherholung wörtlich nehmen. In unmittelbarer Nachbarschaft zu der schmucken Siedlung, die vor nunmehr sechs Jahren auf dem Gelände einer ehemaligen Zementfabrik entstanden ist, plant die Stadt Essen nun eine weitere Wohnbebauung. Ziel der städtebaulichen Entwicklung ist ein urbanes Quartier. Kurz: das „Seeviertel“.

Die Spedition Torwesten denkt seit längerem über einen neuen Standort nach.
Die Spedition Torwesten denkt seit längerem über einen neuen Standort nach. © FUNKE Foto Services | Foto: Julia Tillmann

Konkret geht es um das Gewerbegebiet an der Prinz-Friedrich-Straße. Die dort ansässige Spedition Torwesten beschäftigt sich seit längerem mit dem Gedanken einer Verlagerung. Gemeinsam mit der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft ist das Unternehmen auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück und offenbar hoffnungsvoll, bald Vollzug melden zu können.

Die International School Ruhr könnte vom Moltkeplatz an den Baldeneysee ziehen

Das setzt Fantasie frei. Planer und Architekten haben sich bereits Gedanken darüber gemacht, was auf dem Gelände der Spedition entstehen könnte. Ein Entwurf sieht eine gemischte Nutzung aus Einzelhandel, Büros und eine Kita vor. Die Planungsverwaltung betont, dass es sich dabei um erste Überlegungen des Eigentümers handelt. Auch wenn diese nicht in allen Punkten deckungsgleich mit eigenen Vorstellungen seien, werten die Stadtplaner dies als positiv: Es kommt etwas in Bewegung.

Die Hochschule der bildenden Künste denkt über eine Erweiterung nach.
Die Hochschule der bildenden Künste denkt über eine Erweiterung nach. © FUNKE Foto Services | Foto: Julia Tillmann

Auch der zweite große Eigentümer von Gewerbeflächen an der Prinz-Friedrich-Straße, die Timpe Gruppe, könne sich sehr gut vorstellen, dass auf seinen Grundstücken etwas Neues entsteht. Denkbar wäre demnach, die Hochschule der bildenden Künste (HBK) zu erweitern und deren Campus auszubauen. Auch als neuer Standort für die International School Ruhr (IS Ruhr) käme das „Seeviertel“ in Frage, heißt es. Die am Moltkeplatz ansässige Bildungseinrichtung sucht ebenfalls seit Jahren nach einem alternativen Standort im Essener Stadtgebiet.

Seeviertel schließt die städtebauliche Lücke zwischen Ortskern und Neubaugebiet

Erste städtebauliche Ideen haben Eingang in einen Masterplan gefunden. Ziel sei ein urbanes Quartier mit dem Campus als Zentrum, an das sich eine Wohnbebauung in Richtung Baldeneysee anschließen könnte. Wie viele Wohnungen es seien werden, ist noch offen. „Die Dichte der Bebauung wird ein großes Thema sein“, sagt der Leiter des Planungsamtes, Ronald Graf. Weitere Fragen wären zu klären, etwa der Umgang mit Altlasten im Boden. Und dann ist da noch der Deilbach, der durch das Gewerbegebiet unter einer Betonplatte dahinfließt und dessen Bett derzeit verlegt wird.

Aus Sicht der Planer wäre das Seeviertel ein gelungener Lückenschluss zwischen dem Kupferdreher Ortskern und den schmucken Häusern am Seebogen. Denn der Zugang vom Kupferdreher Marktplatz zum Baldeneysee durch das Gewerbegebiet wirkt alles andere als einladend. Ortsunkundige fühlen sich hier schnell verloren. Das neue Quartier würde zudem auf bereits versiegeltem Boden entstehen.

Auf Beschluss des Ratsausschusses für Stadtplanung und Bauordnung soll die Verwaltung den Masterplan gemeinsam mit den Grundstückseigentümern weiterverfolgen. Die Bürger sollen bei den Überlegungen ausdrücklich beteiligt werden, heißt es. Es wäre der Einstieg in ein formelles Verfahren an dessen Ende der erste Spatenstich für ein neues Viertel am See stehen soll.