Essen. Der Essener Mustafa Mert und Mitstreiter haben 180 Portionen Çiğ Köfte gegen Spenden verteilt. Den Erlös erhält die Aktion „Deutschland hilft“.

Mustafa Mert ist Elektriker und Multiaktivist: Der Schonnebecker mischt beim Nachbarschaftsprojekt Mobilitea mit, leitet eine Mädchengruppe und stellt sich im multikulturellen Kochkurs „Köfte gegen Frikadelle“ mit anderen Männern an den Herd. „Ich möchte die Gesellschaft mitgestalten, immer nur meckern geht nicht“, sagt Mert. So hat er jüngst sein Kochtalent in den Dienst einer guten Sache gestellt und Spenden für die Aktion „Deutschland hilft“ gesammelt.

Gemeinsam mit seiner Frau Şerife und drei jungen Mitstreiterinnen vom Projekt Mobiltea hat Mert zwei Tage lang im heimischen Wohnzimmer 180 Portionen Çiğ Köfte zubereitet. Das sind vegane Frikadellen auf Bulgurbasis, die Mert nach einem persönlichen Geheimrezept in drei Schärfestufen herstellt. Dazu gibt es eine Spezialsoße. Zehn Jahre lang habe er sein Çiğ Köfte-Rezept verfeinert, darum gibt er nur preis, dass Isot dabei ist, Sumach, Tomatenmark, Knoblauch und Kreuzkümmel, Zimt, Zwiebeln und Zitrone.

Ehepaar hat vor der Spendenaktion ein Gesundheitszeugnis gemacht

„Ich hatte das Gefühl, dass ich noch drei Tage lang nach Knoblauch und Zwiebeln gerochen habe“, lacht Laura Schöler (27) von Mobiltea. Dabei trug das Fünfer-Team coronabedingt nicht nur Mundschutz, sondern auch Handschuhe. Schließlich hat Mert die Aktion akkurat vorbereitet, in juristischer wie in hygienischer Hinsicht: Schon vor einem Testlauf im April hat er sich von einer Anwältin beraten lassen, wie viel Geld er für die Zutaten veranschlagen darf. „Außerdem haben meine Frau und ich ein Gesundheitszeugnis gemacht.“

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Bei der Premiere im April wurden knapp 80 Portionen ausgeben, im erweiterten Bekanntenkreis von Mert. „Mustafa hat ein großes Netzwerk“, sagt Clara Gsella (29). So kam die Idee auf, er solle die Sache doch mal größer aufziehen - und Mert schlug noch mal 100 Portionen drauf. Er warb bei Freunden und Bekannten, sammelte Vorbestellungen ein: Das Essen wurde kostenlos ausgegeben, aber eine Spende in Höhe von etwa 15 Euro als Richtwert empfohlen.

Die Çiğ Köfte-Portionen wurden an der Haustür abgeholt

„Während der Coronakrise sind viele Leute hierzulande nur noch mit sich beschäftigt. Ich wollte sie darauf aufmerksam machen, dass es auf der Welt Menschen gibt, die noch dringender Hilfe benötigen.“ In der Aktion „Deutschland hilft“ haben sich 23 Organisationen zusammengeschlossen, um Nothilfe bei Krisen und Naturkatastrophen zu leisten.

Mühelos fanden sich Abnehmer für die 180 Portionen Çiğ Köfte, die aufgrund der aktuellen Distanzregeln nicht gemeinsam verzehrt werden konnten. Vielmehr wurde jede Portion bei Familie Mert an der Haustür abgeholt: Nach den zwei arbeitsreichen Vorbereitungstagen, gaben sie am Aktionstag Anfang Juni zwischen 13 und 20 Uhr das Essen aus – und sammelten so 2570 Euro Spenden ein.

„Für Privatpersonen ist ein solches Engagement außergewöhnlich“

„Das Geld geht in den Jemen, wo sich ein vergessener Konflikt abspielt“, erklärt Tanja Rerich von der in Bonn ansässigen Aktion „Deutschland hilft“. Zur Spendenübergabe ist sie eigens zu den Merts nach Schonnebeck gereist. Das mache sie nicht für jede Spende, „aber ein solches Engagement von Privatpersonen ist auch außergewöhnlich“. Und es soll nicht einmalig bleiben: Mustafa Mert plant für den Herbst schon den nächsten Çiğ Köfte-Marathon.