Essen-Katernberg. . Der Arche Dialog, ins Leben gerufen vom Initiativkreis Religionen in Essen (IRE), soll das Verständnis füreinander stärken. Und noch wichtiger: die Menschen zusammenführen. Aus dem Arche Dialog heraus entstand in Katernberg ein Kochkurs für deutsche und türkische Männer. Einmal im Monat treffen sie sich im Bürgerzentrum Kontakt. „Köfte gegen Frikadelle“ ist der Kochkurs überschrieben. Die beiden traditionellen Hackfleischgerichte standen jüngst beim ersten Treffen im Mittelpunkt.
Der Arche Dialog, ins Leben gerufen vom Initiativkreis Religionen in Essen (IRE), soll das Verständnis füreinander stärken. Und noch wichtiger: die Menschen zusammenführen. Aus dem Arche Dialog heraus entstand in Katernberg ein Kochkurs für deutsche und türkische Männer. Einmal im Monat treffen sie sich im Bürgerzentrum Kontakt. „Köfte gegen Frikadelle“ ist der Kochkurs überschrieben. Die beiden traditionellen Hackfleischgerichte standen jüngst beim ersten Treffen im Mittelpunkt.
Die Idee zum Kurs kam Jens Kölsch-Ricken und Mustafa Mert, die sich vor zweieinhalb Jahren beim Arche Dialog kennen lernten. Man muss keine übersinnlichen Fähigkeiten besitzen, um zu erkennen, dass die beiden Organisatoren nicht nur leidenschaftlich kochen, sondern mit gleicher Hingabe auch essen. Beim evangelischen Pfarrer und dem türkischstämmigen Elektromonteur spannen die eigens angefertigten dunkelblauen Schürzen mit dem silberfarbenen Schriftzug „Männerkochkurs – Köfte gegen Frikadelle“ sichtbar über dem Hüftgold.
Ricken und Mert haben die Oberaufsicht, sind stets bereit, Fragen zu beantworten. „Wir wollen in diesem Kochkurs voneinander lernen. Wir wollen einfache Gerichte, aber auch mal mit Raffinesse kochen“, begrüßt Jens Kölsch-Ricken die Teilnehmer. Auf dem großen Tisch in der Mitte stehen zwei große Metallschüsseln mit dem Fleisch. „Selbstverständlich Rindfleisch, damit alle mitessen können“, sagt Jens Kölsch-Ricken. Köfte und Frikadelle allein wären allerdings doch zu eintönig. So werden die Frikadellen von Salat, Rosmarin-Ofenkartoffeln und Blumenkohl begleitet. Zu Köfte serviert Mustafa Mert Pilav (Reisgericht), Mercimek Corbasi (Suppe aus roten Linsen) sowie Sütlac (Milchreis) als Dessert. „Die Schärfe ist ein wenig gemildert“, sagt Mustafa Mert – und der 42-Jährige muss unweigerlich lächeln. Die deutschen Männer sollen die Gerichte ja ohne Reue kosten können.
Vor dem Genuss muss aber geschnippelt, geformt, gekocht und gebraten werden. Immer wieder zücken die Männer ihre Handys und drücken auf den Auslöser. „Die Männer müssen doch auch etwas machen“, freut sich Muhammed Koc (43), der bisher mit Kochen nicht gerade viel am Hut hatte, dass so ein Kurs angeboten wird. „In Zukunft“, sagt der Industriemechaniker, während er gefühlvoll ein Köfte-Bällchen nach dem anderen mit seinen Händen formt, „in Zukunft werde ich auch selber kochen“.
Bisher mal Spiegeleier mit Bratkartoffeln
Johannes Maas (63) rührt derweil einen Tisch weiter das Senf-Honig-Dressing für den Salat an. „Bisher habe ich mal Spiegeleier mit Bratkartoffeln oder ,Armer Ritter’ gemacht“, sagt der Vorsitzende des Katernberger Werberings, der während des Sprechens den Rührstab nicht eine Sekunde absetzt. Am Gasherd steht Sabri Kilinc. Der Tiefbaufacharbeiter (38) tauscht heute den Pflasterer-Hammer gegen den Kochlöffel und lässt diesen mit gleichem Elan durch die Mehlschwitze für den Blumenkohl kreisen.
Nach gut einer Stunde verwöhnen die würzigen Paprikadüfte der bratenden Köfte und Frikadellen, die süßliche Note des Salatdressings und die unverwechselbare Rosmarinnote der Ofenkartoffeln die Nase. Kein Zweifel, der Zeitpunkt des Essens naht. Und da das Auge mitisst, werden die zusammengestellten Tische, an denen sich die zehn Männer nach etwas mehr als eineinhalb Stunden niederlassen, ein wenig dekoriert. Aus dunkelgrünen Servietten gefaltete Bestecktaschen und orangefarbene Gerbera in kleinen Glasvasen sorgen zudem für Farbtupfer. Die Männer genießen das Essen. Die orientalischen Gewürze punkten. Danach wartet der Abwasch.
Auch das verbindet.
>>> Köfte-Rezept (4 bis 6 Personen)
Zutaten (4 bis 6 Personen): 500g Rinderhack, 500g Lammhack, 150g Zwieback, 3 mittelgroße Zwiebeln, 2 Eier, 1 kleiner Bund Petersilie, 6 Knoblauchzehen, Öl zum Braten, Salz, 5 TL Pfeffer, 1 TL Kümmel, 6 TL Paprika edelsüß, 2 TL Cayennepfeffer, 2 TL scharfe Paprikaflocken.
Den Zwieback mit einer Küchenmaschine sehr fein zerkleinern. Zwiebeln und Knoblauch schälen, Petersilie waschen und zusammen pürieren. Hackfleisch, Zwieback, Knoblauch, Petersilie und Eier in eine Schüssel geben und mit der Hand 5 Minuten gut durchkneten. Gewürze dazu und weitere 10 Minuten durchkneten, bis das Fleisch Fäden zieht.
Hackfleisch zu Fladen von 7 bis 8 cm Durchmesser und 2 cm Höhe formen, im heißen Öl goldbraun braten.
>>> Kohlrouladen und der „ohnmächtige Omam“
„Ist die Frau aus dem Haus, hat der deutsche wie türkische Mann ein verbindendes Problem: Die Küche bleibt kalt!“
Mit dem Männerkochkurs wollen Jens Kölsch-Ricken und Mustafa Mert Abhilfe schaffen. Die Termine: 19. Februar, 19. März, 16. April, 14. Mai, 18. Juni und 9. Juli – jeweils von 18 bis 20 Uhr im Bürgerzentrum Kontakt am Katernberger Markt 4.
An Rezeptideen wird es den Männern am Herd in Katernberg nicht mangeln. Als deutscher Küchenklassiker sind unter anderen Kohlrouladen fest eingeplant. Gegrilltes können – je nach Zubereitung – beide Seiten auftischen. Ein gefülltes Hühnchen schlägt zudem Jens Kölsch-Ricken vor. Mustafa Mert will mit Adana Kebab aufwarten. Und auch Imam bayildi („Ohnmächtiger Imam“) soll gemeinsam zubereitet werden. Es ist ein vegetarisches Auberginengericht.
Es steht zwar „Deutsch-Türkischer Männerkochkurs“ drauf, drin ist aber mehr. „Das ist der Arbeitstitel. Selbstverständlich können auch andere Nationalitäten teilnehmen“, erklärt Jens Kölsch-Ricken. Für das nächste Treffen ist Hummus angedacht, eine im Nahen Osten verbreitete Vorspeise auf Basis von Kichererbsen. Bei der Zubereitung werden zwei syrische Teilnehmer helfen.
Eine Kursgebühr wird im Übrigen nicht erhoben. Für den Kauf der Zutaten wird am Ende eines jeden Abends gesammelt. Jeder gibt, so viel er kann. „Wir geben uns Mühe, damit auszukommen“, sagt Jens Kölsch-Ricken. Wenn es nicht ganz ausreicht, steuert die Kirchengemeinde den Rest bei.