Essen. Zuerst die Corona-Krise, nun der Peitschenschlag bei Karstadt: Die Schließung von zwei Warenhäusern stellt Essen vor eine harte Bewährungsprobe.
An die Schließung von gleich zwei Warenhäusern in der Einkaufsstadt haben selbst hartgesottene Pessimisten nicht zu denken gewagt. Optimisten hatten trotz der aufziehenden dunklen Wolken sogar die gegenteilige Rechnung aufgemacht: Der größte Warenhaus-Konzern im Land hat seinen Sitz in dieser Stadt, deshalb werde man allein schon aus Prestigegründen beide Häuser erhalten.
Von wegen: Jetzt besteht die traurige Gewissheit, dass Essen beide Standorte verliert. Eine beklemmende Nachricht, die gespenstische Szenarien hervorruft: hier die Warenhaus-Ruine am Willy-Brandt-Platz, dort etagenweise verklebte Glasscheiben im Einkaufszentrum am Limbecker Platz. Und das womöglich über Jahre.
So mancher hält klassische Warenhäuser für Dinos, aber viele halten ihnen die Treue
Jetzt wähnen sich jene im Recht, die Warenhäuser schon seit langem für bemitleidenswerte Dinos halten, also für eine aussterbende Gattung des Einzelhandels. Aber stimmt das wirklich?
Das eine Haus dominiert das Entree zur Innenstadt, das andere ist Ankermieter am anderen Ende, am Limbecker Platz. Beide sorgen für Frequenz: ein Zeichen dafür, dass eine treue Kundschaft dem klassischen Warenhaus immer noch die Stange hält. Schade nur, dass das gescheiterte Management dieses Vertrauen so sehr mit Füßen getreten hat. Wer an qualifiziertem Personal spart, muss sich nicht wundern, dass die Kundschaft auf Distanz geht.
Zuerst die Corona-Krise, nun der Peitschenschlag bei Karstadt: Essen steht vor einer schmerzhaften Bewährungsprobe. Und die 200 gekündigten Mitarbeiter? Die meisten ahnen, dass sie auf der Strecke bleiben werden.