Essen. Im April kam der Hotelbetrieb in Essen wegen Corona fast zum Erliegen. Nun geht es nur sehr mühsam wieder bergauf.

Trotz der jüngsten Corona-Lockerungen nimmt das Geschäft der Hotels in Essen nur sehr schleppend wieder Fahrt auf. „Es läuft sehr sehr langsam an“, sagt Hotelier Reinhard Schriever und gleichzeitig Vorsitzender des Branchenverbandes Dehoga in Essen. Das bestätigen auch mehrere Hotelbetreiber auf Nachfrage.

Seit Mitte Mai dürfen Hotels nicht mehr nur Geschäftsreisende sondern auch wieder private Touristen beherbergen. Das war seit Mitte März nicht erlaubt. Allerdings glauben die Hoteliers trotz der Lockerungen nicht an eine baldige Erholung bei den Buchungen. Es heißt: Touristen kämen weiterhin kaum in die Stadt und auch bei Geschäftsreisen seien Unternehmen immer noch sehr zurückhaltend. Auch die hohen Hygieneauflagen, denen die Hotels unterliegen, machen derzeit eher wenig Lust auf Reisen.

„Im Moment geht es nur darum, die Verluste so klein wie möglich zu halten. Und ich denke, so geht es auch den anderen Häusern“, sagte der Direktor des Hotels Essener Hof, Emre Sinanoglu. Dehoga-Chef Schriever bangt daher um die Existenz der Hotel-Betriebe: „Ich hoffe, dass dennoch so viele wie möglich überleben.“ Die zum 1. Juli angekündigte Mehrwertsteuersenkung könnten die meisten Häuser wohl auch nicht an die Gäste weitergeben, vermutet er. „Es geht nicht darum, uns die Taschen voll zu machen. Es geht nur darum, sich zu retten.“

Übernachtungszahlen im April eingebrochen

Im April hatten die Übernachtungen in der Stadt einen bis dato nie gekannten Tiefpunkt erreicht. Nach den Zahlen, die das Statistische Landesamt am Dienstag veröffentlichte, checkten im April nur 4088 Gäste in den Beherbergungsbetrieben ein. Das bedeutet einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um fast 94 Prozent. Das Hotelgeschäft kam damit praktisch fast zum Erliegen.

Viele Hotels reagierten und stellten auch wegen der strengen Corona-Vorgaben ihren Betrieb zeitweise ganz ein. Vor allem die großen Ketten praktizierten wochenlang den Lockdown, um die Kosten soweit wie möglich herunterzufahren. Auch das ließ die Übernachtungszahlen einbrechen. Erst seit Mitte Mai, mit den ersten Lockerungen, öffnen die Häuser nun wieder nach und nach.

Beispielsweise empfängt das Atlantik Kongress Hotel erst seit diesem Montag wieder Gäste. Es war zweieinhalb Monate geschlossen. Das Mercure hat nach zweimonatiger Zwangspause seit einer Woche geöffnet und das Sheraton begann mit dem Betrieb wieder Mitte Mai.

Noch geschlossen sind dagegen das Hotel im Handelshof, das Niu und das Arosa, die allesamt zur Novum-Gruppe gehören. Einen Termin, wann dort wieder die ersten Gäste anreisen werden, gab es auf Nachfrage nicht. „Wir beobachten das Buchungsverhalten jeden Tag sehr intensiv. Da wir im Schnitt nur drei Werktage benötigen, um ein Hotel wieder zu öffnen, sind wir in der Lage, sehr kurzfristig auf ansteigende Buchungen zu reagieren“, teilte der Besitzer der Hotelkette, David Etmenan, lediglich mit.

Geringe Auslastung in Essener Hotels

Die Auslastungen der geöffneten Häuser sind derzeit bei weitem nicht so, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Schriever berichtet in seinem Haus von Auslastungen zwischen 10 und 60 Prozent. Im Essener Hof sind je nach Wochentag gerade mal zwischen 20 und 35 Zimmern von 114 belegt. Viele Mitarbeiter sind daher noch in Kurzarbeit. Während im Essener Hof vor allem Geschäftsreisende kleiner Unternehmen einchecken, profitiert der Kettwiger Betrieb von Schriever am Wochenende von Touristen, die den Ruhrtalweg entlang radeln. Der Essener Hof dagegen hat derzeit am Wochenende gar nicht geöffnet. „Das lohnt sich nicht“, sagt Sinanoglu.

Die Befragten hoffen, dass es im September wieder besser werden könnte. Dann werden auch die ersten Messen in Essen wieder stattfinden. Ob diese Hoffnung aufgeht, ist offen. Sinanoglu berichtet, dass es schon die ersten Zimmerstornierungen zur Sanitärmesse im September bei ihm gibt. Da die Messen kleiner würden, kämen viele Firmen auch nicht.