Essen. Die meisten Grundschulen haben wieder für alle Kinder geöffnet. Weil viele Eltern auf Ganztagsbetreuung verzichten, gibt es wenig Reibereien.
Erstmals nach drei Monaten hat am Montag der Betrieb an den Essener Grundschulen mit allen Kindern begonnen. Der Start verlief weitgehend reibungslos. In den vergangenen fünf Wochen waren jeweils nur einzelne Jahrgänge an unterschiedlichen Tagen in halbierten Klassen unterrichtet worden.
Weil die meisten Eltern darauf verzichten, ihre Kinder wieder in die Übermittags- oder Ganztagsbetreuung zu geben, blieb das befürchtete Chaos bei der Betreuung aus.
"Keine große Nachfrage" nach Betreuung
"Die überwiegende Mehrheit der Väter und Mütter will die Kinder noch nicht in die Betreuung geben, weil dort das Infektionsrisiko am größten ist", sagt die Leiterin einer Grundschule im Essener Süden. "Wir können deshalb bedarfsgerechte Betreuung anbieten für jene Eltern, die keine andere Lösung haben." Auch eine Schule im Essener Norden meldet: "Für die Betreuung gibt es noch keine große Nachfrage." Die Gesundheit der Kinder und Angehörigen wolle derzeit niemand aufs Spiel setzen.
Die Grundschulen waren mit der Vorgabe des Landes, am 15. Juni wieder regulär für alle Kinder zu öffnen, überrascht worden. Bis zuletzt bereitete die Ansage, auch die Betreuungen sollten wieder ihren regulären Betrieb aufnehmen, für große Probleme - denn der Klassenverband, so die Vorgabe des Schulministeriums, sollte nicht aufgelöst, eine Durchmischung der Kinder vermieden werden.
Betrieb nach Vorgaben des Landes unmöglich
Deshalb fragten die meisten Grundschulen in der vergangenen Woche die Eltern den Betreuungsbedarf ab - mit dem Hinweis, dass von einem regulären Ganztagsbetrieb noch nicht die Rede sein könne, wenn die Kinder nicht durchmischt werden dürften. Mangelnde Räume und fehlendes Personal machten einen Betreuungsbetrieb, so wie das Land ihn plant, unmöglich.
Und so gibt es auch am Montag in den Essener Grundschulen teilweise "individuelle Standortlösungen", die einerseits dem Bedarf der Eltern gerecht werden, andererseits den engen baulichen und personellen Grenzen in den Schulen Rechnung tragen: "Zum Glück verzichten die meisten Eltern auf die Betreuung, deshalb werden wir gut durch die nächsten zehn Tage kommen, bis die Ferien beginnen", sagt eine Schulleiterin.
Internet-Seiten funktionieren nicht
Kein Problem bereitete den Schulen auch der versetzte Start der Unterrichtszeit - die Stunden sollten gestaffelt starten, um Gedränge auf Pausenhöfen und in -hallen sowie auf den Fluren zu vermeiden. Das größte Problem für viele Essener Grundschulen besteht in diesem Zusammenhang mit dem stockenden Informationsfluss in Richtung Eltern: Wie berichtet, ist mehr als die Hälfte der Essener Grundschulen seit fast einem Monat ohne funktionierende Internet-Seite.