Essen. Die NRW-Vorgaben, die ab Montag gelten, sind für Grundschulen nicht zu erfüllen. Die Notbetreuung läuft weiter, darf nur nicht mehr so heißen.

Die Essener Grundschulen stehen bei dem Neustart der Betreuung ab Montag, 15. Juni, vor unlösbaren Problemen. "Die Vorgaben des Landes sind nicht umzusetzen", sagen Schulleiter. Am Freitag, 5. Juni, hatte das Schulministerium angeordnet, dass ab Montag, 15. Juni, alle Kinder wieder unterrichtet werden sollen und die Ganztagsbetreuung in den Grundschulen (OGS) oder die "8-bis-1-Betreuung" wieder ihren Betrieb aufnimmt.

Das Problem: Die Klassen sollen nach dem Willen des Landes auch in der Nachmittagsbetreuung nicht durchmischt werden, um ein Infektions-Risiko zu minimieren. Dabei findet an den Grundschulen die Betreuung jenseits des Unterrichts nicht im Klassenverbund statt, sondern in separat organisierten Gruppen - ähnlich wie im Kindergarten.

"Den Klassenverband in der Betreuung aufrechtzuerhalten, ist einfach nicht möglich", berichtet zum Beispiel Udo Moter, Leiter der Maria-Kunigunda-Schule in Karnap. "Wir haben 15 Klassen, aber in der Betreuung vier Gruppen mit jeweils 25 Kindern. Wo sollen wir plötzlich elf zusätzliche Räume und elf Erzieher mehr hernehmen, wenn die Kinder auch nachmittags im Klassenverband bleiben sollen, um eine Durchmischung zu vermeiden?"

Notbetreuung wird erweitert, darf nicht mehr so heißen

Solche Fragen stellen sich alle Grundschulen, seit die Landesregierung am vergangenen Freitag überraschend ankündigte, den Regelbetrieb ab 15. Juni wieder aufzunehmen - elf Tage vor dem Beginn der Sommerferien.

Die meisten Grundschulen, die die OGS-Vorgaben nicht erfüllen können, verfahren jetzt nach Absprache mit Stadt und Schulaufsicht so: Die Notbetreuung, die offiziell nach Vorgabe des Landes am 15. Juni endet, wird in größerem Rahmen fortgesetzt, darf nur nicht mehr so heißen. "Wir suchen mit jeder einzelnen Schule nach bedarfsgerechten Lösungen, die den Eltern und den Schulen gerecht werden", sagt Andrea Schattberg, die Leiterin der Essener Schulverwaltung. Derzeit werde noch um weitere Honorar-Kräfte verhandelt, die die OGS-Betriebe ab Montag unterstützen könnten.

"Bedingungen weder erfüllbar noch zufriedenstellend"

Grundsätzlich fragen die meisten Grundschulen derzeit den Betreuungsbedarf bei den Eltern ab, um einen OGS-Betrieb möglich zu machen, der sich an den Maßstäben der letzten Monate orientiert, als es die Notbetreuung gab.

Grundschulen haben per Mail und Brief an Eltern die Rahmenbedingungen skizziert, die ab Montag gelten sollen, um dann um schriftliche Anmeldungen zu bitten. Dabei gibt es Schulleiter, die mittlerweile in erstaunlicher Offenheit darüber berichten, dass die Rahmenbedingungen weder erfüllbar noch zufriedenstellend sind. Doch die Folgen sind wie immer: Es entstehen angesichts des großen Durcheinanders haltlose Gerüchte, die jeder Grundlage entbehren - so machte am Mittwochmittag in manchen Stadtteilen die Runde, die Schulen würden am Montag gar nicht öffnen - was absolut falsch ist.

Die vielen abrupten Kurswechsel der Landesregierung haben massiv an den Nerven des Grundschulpersonals gezerrt: "Die täglich bis stündlich wechselnden Vorgaben der Landesregierung erschweren einen kontinuierlichen, ruhigen Betrieb erheblich", sagen Schulleiter. Für viele ist nicht nachvollziehbar, dass das Schulministerium elf Tage vor Ferien-Beginn eine Art Regelbetrieb an den Grundschulen wieder hochfährt und somit alle mühsam eingespielten Routinen zerstört, die seit dem 7. Mai aufgebaut wurden. Damals wurde der Unterricht jahrgangsweise wieder aufgenommen - unter anderem mit halbierten Klassen, um die Abstandsregeln zu wahren.

Zu allem Überfluss ist die derzeit so wichtige Kommunikation mit den Eltern für viele Grundschulen auch noch massiv gestört - denn die Internetseiten von rund 60 Essener Schulen -- die meisten davon Grundschulen -- sind seit Mitte Mai nicht mehr aufrufbar. Das Essener Systemhaus (ESH) arbeitet an einer Lösung, heißt es.