Essen. Mit einer “Woche der seelischen Gesundheit“ will das Bündnis gegen Depression den Betroffenen helfen - mit Internet-Clips und Telefonstunden.
Das Essener Bündnis gegen Depression lädt zu einer "Woche der seelischen Gesundheit", die wegen Corona ausschließlich im Internet und per Telefon stattfindet. Sie richtet sich an Betroffene, die an Depressionen erkrankt sind, und an Angehörige. Es gibt - virtuelle - Veranstaltungen in deutscher und auf russischer Sprache.
Hinter dem Essener Bündnis gegen Depression stehen unter anderem die Kliniken Essen Mitte (KEM) mit ihrer Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Suchtmedizin, das Selbsthilfe-Netzwerk "Wiese e.v.", das Gesundheitsamt der Stadt Essen und weitere Institutionen. "Wir hatten im Dezember angefangen, die Woche der seelischen Gesundheit zu planen", berichtet Jane Splett, die Vorsitzende des Bündnisses. "Doch dann kam Corona."
"Vielen Betroffenen geht es derzeit schlechter"
Keine Treffen, keine Gruppen, keine Veranstaltungen - Menschen, die an Depressionen leiden, trifft die durch Corona erzwungene Isolation besonders hart. "Mit Videokonferenzen erreichen die Selbsthilfegruppen derzeit nur einen kleinen Teil der Betroffenen", sagt Gabriele Becker von der "Wiese e.V.". "Wir wissen, dass es vielen Kranken derzeit schlechter geht als sonst."
Martin Schäfer, der Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Suchtmedizin an den Kliniken Essen-Mitte, geht davon aus, dass "die große Welle an Notaufnahmen noch kommen wird", wenn sich draußen langsam wieder so etwas wie Normalität einstellt. "Das sind dann jene Patienten, die es jetzt noch zu Hause aushalten können." Doch wenn der normale Stress wieder beginnt, drohe ihnen der Kollaps. Jane Splett hat bereits jetzt in Erfahrung gebracht, dass es besonders unter Süchtigen eine große Anzahl von Menschen gibt, die derzeit nach Plätzen in Tageskliniken fragen, weil sie zu Hause in der Isolation wieder rückfällig wurden oder sie kurz davor sind, rückfällig zu werden.
Die Organisatoren der "Woche der seelischen Gesundheit" setzen jetzt auf eine Mischung aus Internet und Telefon. Vorproduziert wurden Filme, in denen Experten sich miteinander unterhalten, ähnlich wie in einer Talkshow; diese Filme sind ab Montag, 15. Juni, zu sehen. Dazu gibt es für Betroffene die Möglichkeit, sich per Telefon Rat zu holen in speziellen Telefon-Sprechstunden.
Das Programm
Los geht es am Montag, 15. Juni, mit Klinikdirektor Martin Schäfer, der vor der Kamera mit dem Mediziner Holger Cramer über Behandlungsmöglichkeiten der Depression spricht - dabei geht es um die Kombination aus Schulmedizin und Naturheilkunde. Oder, etwas überspitzt: Hilft Yoga bei Depression? Am gleichen Tag gibt es zu diesem Thema eine Telefonsprechstunde von 17.30 bis 18.30 Uhr.
Am Dienstag, 16. Juni, lautet das Thema: "Wie mit Kindern über Depressionen sprechen?" Es sprechen vor der Kamera Experten wie Simone Himmelberg ("Essener Kontakte") und Dirk Held, Oberarzt für Psychiatrie im Philippusstift Borbeck. Wieder gibt es am gleichen Tag eine Telefonsprechstunde zum Thema, 17.30 bis 18.30 Uhr.
"Mit mediterraner Ernährung gegen Depression?" Diese Frage wird am Mittwoch, 17. Juni, erörtert. Zu sehen ist ein Gespräch zwischen Jane Splett (Bündnis gegen Depression) und den Ernährungswissenschaftlern Lars Libuda und Judith Bühlmeier. Eine Telefonsprechstunde zum Thema wird am gleichen Tag ab 17.30 Uhr angeboten.
"Depression - wir reden drüber" heißt es am Donnerstag, 18. Juni - aber auf Russisch. Für Migranten aus Osteuropa ist dieser Filmbeitrag gedacht, in dem Igor Liberchuk zu Wort kommt, Psychotherapeut, sowie ein Mitglied einer russischsprachigen Selbsthilfegruppe. Die Telefonsprechstunde zum Thema beginnt um 16.30 Uhr.
Für deutschsprachige Zuschauer gibt es zum gleichen Thema ebenfalls einen Film; es spricht unter anderem Uli Tonder, Selbsthilfegruppe Essen-Werden. Die Telefonsprechstunde beginnt am Donnerstag, 18. Juni, um 17.30 Uhr.
Den Abschluss der Reihe bildet ein Gespräch des Vorstands des Bündnisses gegen Depression am Freitag, 19. Juni.
Alle Filmbeiträge sind von Montag, 15. Juni, bis 19. Juni online zu sehen auf der Internet-Seite www.ebgd.de, im Videoportal Youtube sowie auf der Facebook-Seite des Bündnisses gegen Depression. Die Nummer für die Telefonsprechstunden lautet 0201 8700180.