Essen. Schüler und Firmen aus dem Ruhrgebiet sollen sich im Herbst auf einer virtuellen Ausbildungsmesse treffen. Das Format hilft in Coronazeiten.
Keine Ausbildungsmessen, keine Azubi-Speeddatings, keine Berufsvorbereitung in den Schulen. Corona hat sich wie Mehltau über den Ausbildungsmarkt gelegt, sagt Franz Roggemann, Geschäftsführer bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) und für den Bereich Bildung zuständig.
Die Folgen sind spürbar: Unternehmen zögern noch bei der Lehrstellenbesetzung und Schüler haben sich in der schulfreien Zeit offenbar zu wenig um ihre berufliche Zukunft gekümmert. "Es hat ja auch nichts stattfinden können, um Unternehmen und Schüler zusammenzubringen", sagt Roggemann. Doch auch in Zukunft können Ausbildungsmessen und Speeddatings wegen der geltenden Hygieneauflagen und Besucherbeschränkungen kaum vernünftig organisiert werden.
IHK im Ruhrgebiet arbeiten gemeinsam an digitaler Messe
Da kommt es scheinbar wie gerufen, dass die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet gemeinsam an einem neuen Format arbeiten: Im November wollen sie erstmals eine virtuelle Ausbildungsmesse auf die Beine stellen. Diese soll für das gesamte Ruhrgebiet organisiert werden und Arbeitgeber und Schüler digital zusammenbringen. Der Vorteil, so Roggemann, ist, dass man den Jugendlichen so ein viel breiteres Spektrum an Unternehmen anbieten könne.
Die Messe kommt freilich für die Schüler, die jetzt noch keinen Ausbildungsplatz haben, recht spät. Allerdings hatten die Kammern ihre virtuelle Ausbildungsmesse längst vor Corona geplant. Aber Roggemann betont auch: "Eine Ausbildung kann man nicht nur im August oder September beginnen sondern auch noch später."
Einen mittleren fünfstelligen Betrag geben die Kammern für ihr digitales Messeformat aus, das ein Dienstleister in ihrem Auftrag entworfen hat. "Es wird eine virtuelle Messehalle geben mit Ständen der einzelnen Unternehmen", erklärt Roggemann die Umsetzung. Dort könnten sich die Firmen mit digitalen Angeboten den Jugendlichen vorstellen. Das können elektronische Flyer sein, aber auch virtuelle Rundgänge durch das Unternehmen. So genannte Avatare, das sind künstliche Personen, empfangen und begleiten die Besucher am jeweiligen Messestand.
Virtueller Messerundgang, Chats und Videoformate
Um sich austauschen zu können, soll es Chats geben. Schüler können Fragen stellen, aber auch erste Kennlerngespräche sind damit möglich. "Das Ganze ist mehr als ein Speeddating, was wir bisher angeboten haben", unterstreicht Roggemann. Denn Unternehmen könnten sich den Schülern viel besser präsentieren. "Es ist ein modernes, digitales Format, dass die Jugendlichen ansprechen soll."
In den nächsten Wochen wollen die IHK in die Vermarktung gehen. Das heißt, sie suchen Unternehmen, die sich auf dem virtuellen Marktplatz präsentieren wollen. Die Zahl der Plätze ist allerdings auf 120 beschränkt. "Die Idee ist aber, das regelmäßig anzubieten", betont Roggemann, so dass am Ende mehr Firmen dies auch nutzen könnten. Die Unternehmen müssen ihre Inhalte, die sie an ihren Messeständen zeigen wollen, freilich selbst mitbringen. Zudem wird ein Messebeitrag zwischen 600 und 800 Euro fällig. Dafür erhalten sie auch technische Hilfestellung.
"Ursprünglich sollte die virtuelle Ausbildungsmesse unsere bestehenden Formate ergänzen. Jetzt in Coronazeiten wird sie sie ersetzen müssen", meint Roggemann.