Essen. Politik und Verwaltung bereiten den Weg für einen Ganzjahresbetrieb im Grugabad. Vor einem Umbau soll das Bad in die Denkmalliste kommen.
Nach Jahren des zähen Ringens um das Grugabad hat der Essener Sportausschuss am Dienstag (19. Mai) nach nur kurzer Beratung die weitere Planung für Sanierung und Umbau des Bades auf den Weg gebracht. Nach dem Willen von Politik und Verwaltung soll Essens größtes Freibad zum Teil überdacht und so ein Ganzjahresbetrieb ermöglicht werden. 70 Millionen Euro könnte das – so eine grobe Schätzung – am Ende kosten.
Die Summe ist doppelt so hoch wie die bisher angenommenen Sanierungskosten, die bei 34 Millionen Euro liegen. Dass der Vorstoß nun so rasch den Sportausschuss passierte, dürfte auch daran liegen, dass es zunächst nur darum ging, „einen ersten Schritt zu machen“, wie Sportdezernentin Simone Raskob betonte. Es wurde beschlossen, zeitnah einen Projektsteuerer einzusetzen, der wiederum helfen soll, den Arbeitsauftrag für einen späteren Generalplaner zu formulieren. Dieser könnte dann im Frühjahr 2021 seine Arbeit aufnehmen.
Kein Becken wird aufgegeben, das ganze Bad soll erhalten bleiben
Zwei Varianten wie ein teilüberdachtes Grugabad aussehen könnte, hat die Verwaltung bereits vorlegt: In einem Fall würde das bisher wenig genutzte Kinderbecken überdacht und um Bahnen fürs sportliche Schwimmen ergänzt. Im anderen Fall würde das 50-m-Sportbecken mitsamt der benachbarten Tribüne mit einer gigantischen Schwimmhalle überbaut. Bei dieser Variante wäre mit erheblichen Energiekosten zu rechnen. „Beides soll nur eine Vision sein“, versicherte Simone Raskob. Man wolle eine Idee davon geben, wie so ein Umbau aussehen könne.
In der Vorlage lässt sich das so lesen, als würde jeweils der nicht-überdachte Teil des Bades preisgegeben, das denkmalwürdige Ensemble also halbiert. Ein Missverständnis, wie Kurt Uhlendahl als zuständiger Abteilungsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben, betonte: „Wir wollen nicht die eine Hälfte des Bades umbauen und die andere aufgeben. Natürlich wollen wir keins der Becken schließen.“
Grugabad-Freunde: „Überdachung des Sportbeckens ist für uns ein No-Go“
Kontrovers wurde unter den Ausschuss-Mitgliedern beurteilt, wie mit dem lange aufgeschobenen Denkmalschutz umzugehen sei. „Das Bad muss nun endlich unter Schutz gestellt werden, damit wir wissen, was wir überhaupt machen dürfen“, forderte Herbert Bußfeld für die Linke. Andere fürchten, dass die Auflagen der Denkmalschützer die weiteren Planungen zu sehr einengen könnten. Doch die Stadtspitze ist inzwischen wohl ohnehin entschlossen, das Bad zeitnah in die Denkmalliste aufzunehmen. So hat es Oberbürgermeister Thomas Kufen dieser Tage gesagt, so signalisierte es jetzt auch Simone Raskob.
Das dürfte ganz im Sinne der Grugabad-Freunde sein, die sich in einem Brief an den Ausschuss gewendet hatten. Sie wünschen sich einen Erhalt des „großzügigen Ensembles“ mit sämtlichen Wasserflächen. Mit dem von Verwaltung, CDU/SPD sowie Grünen in verschiedenen Anträgen geforderten Umbau zum Ganzjahresbad könnten sie sich wohl anfreunden. Allerdings sehen sie die beiden jetzt im Raum stehenden Varianten nicht gleichwertig – im Gegenteil: „Im Blick auf etwaige Kombibad-Lösungen ist für die Grugabad-Freunde besonders eine Überdachung des Sportbeckens ein No-Go.“ Schließlich ist das 50-Meter-Becken im Freien einer der größten Anziehungspunkte des Grugabades.
Salomonisch empfahl der Sportausschuss dem Rat, der Mittwoch nächster Woche entscheidet, auch die Wünsche des Vereins Grugabad-Freunde zu würdigen.