Essen. Nur noch eine Anlaufstelle: Die Jugendberufsagentur in Essen kümmert sich künftig um alle jungen Essener, die Arbeit oder Ausbildung suchen.

Die Stadt Essen will Jugendliche bei der Suche nach einem Job oder einer Ausbildung besser unterstützen und dabei bürokratische Hürden abbauen. Dafür wird die 2015 gegründete Jugendberufsagentur deutlich ausgebaut. "Wir machen jetzt die ganz große Lösung", sagte Sozialdezernent Peter Renzel.

Das heißt: Künftig haben Jugendliche in der Stadt mit der Jugendberufsagentur nur noch eine Anlaufstelle, egal welche Unterstützung sie brauchen. Denn hinter den Kulissen arbeiten Jobcenter, Arbeitsagentur und Jugendamt zusammen. Der Jugendliche soll dabei gar nicht merken, welche Behörde sich in seinem Fall einschaltet. Renzel nennt das Hilfe aus einer Hand.

Die Eröffnung war ursprünglich bereits für Anfang Mai geplant, musste wegen der Corona-Pandemie nun aber auf Spätsommer oder Herbst verschoben werden.

Jugendberufsagentur für 15.000 junge Essener zuständig

Rein rechnerisch ist die neue Jugendberufsagentur in Essen künftig für rund 15.000 junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren zuständig. Davon lebt der Großteil, nämlich 12.000, in Hartz-IV-Haushalten. Offiziell sind in Essen derzeit 2900 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Viele von ihnen haben keinen Schulabschluss.

Bislang war die Jugendberufsagentur ausschließlich für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen zuständig. Das konnten beispielsweise obdachlose Jugendliche sein oder junge Erwachsene, die zu Hause oder aus dem Heim ausziehen mussten. Etwa 800 Jugendliche betreute die Agentur. Sie half ihnen nicht nur, eine Ausbildung zu finden sondern kümmerte sich beispielsweise auch um eine Wohnung.

Die so gesammelten Erfahrungen seien durchweg positiv, meinte Renzel. Oftmals schreckte es junge Menschen zuvor ab, wenn sie von Amt zu Amt, von Mitarbeiter zu Mitarbeiter gereicht wurden, bis ihnen umfassend geholfen wurde. In der Jugendberufsagentur dagegen müssen die Jugendlichen keine Schleifen drehen, so Renzel.

Engere Zusammenarbeit mit allen Essener Schulen geplant

Auch die enge Kooperation, die die Jugendberufsagentur seit einiger Zeit mit drei Pilotschulen in Essen pflegte, sei erfolgreich. "Wir erkennen Jugendliche, bei denen sich schon Probleme in der Schule abzeichnen, viel früher und können sie besser bis zum Schulabschluss und in der Ausbildung begleiten", betonte Renzel.

Künftig sollen alle Schulen intensiver mit der Jugendberufsagentur zusammenarbeiten. Dafür bekommt jede Einrichtung einen festen Ansprechpartner im Jobcenter. Besonders eng soll die Zusammenarbeit mit Schulen werden, die einen hohen Anteil von Kindern aus Hartz-IV-Familien haben. Dazu zählen alle Hauptschulen, Gesamtschulen, Förderschulen und die Gymnasien Nord-Ost und Unesco. Zehn Mitarbeiter aus dem Jobcenter werden allein für diese Einrichtungen zuständig sein.

Die Stadt hofft, dass sie mit dieser besseren Betreuung so genannte Hartz-IV-Karrieren verhindert. Renzel weiß: Wenn ein Jugendlicher aus welchen Gründen auch immer, sich den Ämtern entzieht, ist die Gefahr groß, "dass er sich im Transfersystem etabliert". Renzel plädiert deshalb für eine "Politik des Hinterherlaufens".

Stephanie Herrmann, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Essen, pflichtete Renzel bei: "Kein Jugendlicher darf im System verloren gehen. Damit das gelingt, müssen Beratungs- und Unterstützungsangebote passgenau und leicht zugänglich sein."

Jugendberufsagentur Essen vorerst an zwei Standorten

Wenn das neue Bürgerrathaus gebaut ist, wird die Jugendberufsagentur dort unter einem Dach untergebracht. Bis dahin gibt es noch eine Übergangslösung. So wird die Jugendberufsagentur für "Nicht-Schüler" im Jobcenter am Fernmeldeamt angesiedelt. Schüler dagegen werden in den Räumen der Arbeitsagentur am Berliner Platz betreut, wo die Jugendberufsagentur schon heute sitzt.

72 Mitarbeiter aus den drei Ämtern werden in der Jugendberufsagentur künftig auch örtlich zusammenarbeiten. 31 Mitarbeiter stellt das Jobcenter, 39 kommen aus der Arbeitsagentur und zwei aus dem Jugendamt. "Es wird keine Neueinstellungen geben, sondern wir ziehen vorhandenes Personal zusammen", sagte Renzel.