Essen. . Die Jugendberufsagentur ist Anlaufstelle für Jugendliche mit Problemen beim Start ins Berufsleben. Künftig sollen sie sich schon um Schüler kümmern.

  • Anlaufstelle gibt es seit einem Jahr
  • 750 Jugendliche betreut, die Probleme beim Start ins Berufleben haben
  • Künftig kümmert sich die Jugendberufsagentur auch um Schüler in sozial schwachen Stadtteilen

Die Arbeit der Jugendberufsagentur in Essen wird ausgeweitet. Sie soll sich künftig auch um Schulen kümmern, die einen hohen Anteil an Kindern haben, die von Hartz IV leben. Schüler sollen beim Wechsel von der Schule zur Ausbildung frühzeitig begleitet werden. Das kündigte Sozialdezernent Peter Renzel gestern an.

Die Jugendberufsagentur wird gemeinsam von Arbeitsagentur, Jobcenter und der Jugendberufshilfe organisiert. Seit ihrer Gründung vor einem Jahr ist es eine Anlaufstelle für Jugendliche mit vielschichtigen Problemen. Im ersten Jahr ihres Bestehens betreute die Einrichtung 750 junge Leute. Viele von ihnen, so Renzel, hätten keinen Schul- oder Berufsabschluss, seien drogensüchtig, hätten Schulden, seien bereits straffällig geworden oder brauchen Hilfe, ihr Leben selbstständig zu organisieren. „Das sind Jugendliche, denen der Weg in ein eigenständiges Leben schwer fällt“, unterstrich der Sozialdezernent.

Bislang 750 Jugendliche erreicht

Das Neue an der Jugendberufsagentur: Die Jugendlichen haben seither nur noch eine Anlaufstelle, müssen nicht von A nach B geschickt werden. Wenn früher beispielsweise die Berufsberater der Arbeitsagentur gemerkt haben, dass vor ihnen ein junger Mann oder eine junge Frau sitzt, die mehr Hilfe brauchen, dann konnten sie sie nur zum nächsten Amt schicken. „Ob sie dann dort angekommen sind, wussten wir nicht“, sagt Stephanie Herrmann von der Arbeitsagentur. Das sei nun anders. Die angegliederten Behörden und Einrichtungen treffen sich regelmäßig zu Fallbesprechungen und beraten über Fördermöglichkeiten für jeden einzelnen Jugendlichen. Die Betreuung ist übrigens freiwillig und für die Jugendlichen ohne Sanktionen belegt. „Das Wichtigste ist, dass wir die Jugendlichen erreichen, an die wir sonst nicht herankommen“, sagt Dörte Heiligtag, Teamleiterin beim Jobcenter. Deshalb gingen die Mitarbeiter der Jugendberufsagentur auch regelmäßig ins Café Basis oder die Notschlafstelle Raum 58.

Die Verantwortlichen sprechen nach einem Jahr von einem Erfolg ihrer Arbeit. In Zahlen messen lasse sie sich nicht, auch wenn es natürlich Ziel sei, die Jugendlichen in eine Berufsausbildung und später auf eine Arbeitsstelle zu vermitteln. „Wir wollen die Bedarfsgemeinschaften von morgen vermeiden“, so der Leiter des Jobcenters, Dietmar Gutschmidt.

Wenn nun die Arbeit auf die Schulen in sozial schwächeren Stadtteilen ausgeweitet wird, dann geht es vor allem darum, Schüler frühzeitig an die Hand zunehmen, so dass sie nicht durchs Raster fallen. Etwa 80 Schüler verlassen jedes Jahr die Schule, ohne dass jemand weiß, was aus ihnen geworden ist. Viele tauchen wenige Jahre später wieder beim Jobcenter auf – ohne Abschluss mit der Perspektive Hartz IV.

Ob für die künftige Betreuung die sieben Mitarbeiter ausreichen, die bislang in der Jugendberufsagentur arbeiten, ist offen. Renzel schloss eine Umschichtung von Stellen hin zu Jugendberufsagentur nicht aus.