Essen. Ende 2019 erschütterte ein Missbrauchsskandal Essen-Burgaltendorf. Betroffen waren gleich mehrere Grundschüler. Jetzt steht der Täter vor Gericht
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, die Schule lud sofort zu einem Info-Abend ein: Ende vergangenen Jahres erschütterte ein Missbrauchsskandal Burgaltendorf. Betroffen waren gleich mehrere Grundschüler.
Seit Dienstag steht der Täter in Essen vor Gericht – ein Erzieher und Pflegevater.„Ich möchte selbst herausfinden, was da in mir brodelt“, sagte der Angeklagte zum Prozessbeginn vor der 5. Strafkammer des Landgerichts. „Das ist alles ganz, ganz schlimm.“ Was passiert sei, dürfe sich nicht wiederholen. „Das belastet mich alles sehr.“
Angeklagter spricht von „Neugier“
Wie es überhaupt dazu kommen konnte, kann sich der 43-Jährige angeblich selbst nicht erklären. Im Prozess spricht er von „Neugier“ und von Situationen, die sich einfach so ergeben hätten.
Dass ausgerechnet er sich an Kindern vergeht, hätte aus seinem Umfeld wahrscheinlich niemand für möglich gehalten. Er war verheiratet, ist selbst Vater, hatte sich zuletzt sogar mit einer Kindertagespflege selbstständig gemacht. Den Richtern erzählt er von Lagerfeuer-Romantik, einem Pool im Garten, von Freizeit-Aktivitäten. „Ich habe mich in der Schule engagiert, Geburtstage organisiert, gekocht – die Kinder waren immer dabei.“
Opfer waren Freunde seines Sohnes
Die Opfer sind Freunde seines Sohnes. In der Anklage sind sechs Jungen aufgeführt, an denen er sich bei Übernachtungsbesuchen vergangen hat. „Ich will mich nicht rausreden, die Vorwürfe sind richtig“, so der 43-Jährige.
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In der Anklage geht es im Wesentlichen um Berührungen im Genitalbereich, um sexuell motivierte Massagen und um Urin-Spiele.
Die Tagespflegekinder waren dem Angeklagten nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort entzogen worden, seit rund neun Wochen sitzt er selbst in Untersuchungshaft.
Arbeit mit Kindern war seine „Berufung“
Wie es weitergehen soll? Der 43-Jährige hofft offenbar immer noch, dass er in Zukunft wieder Kinder betreuen kann. „Ich möchte meine Arbeit weiter machen“, sagte er den Richtern. „Das ist das, was ich liebe – meine Berufung, mein Traumjob.“ Der Fall war ans Licht gekommen, nachdem mehrere Eltern aus Burgaltendorf Anzeige erstattet hatten. Die betroffenen Kinder müssen aber wohl nicht vor Gericht aussagen. Das hat ihnen der Angeklagte durch sein Geständnis erspart. Der Prozess wird fortgesetzt.