Mülheim/Essen. Der Essener Heinz Hülsmann hat für das historische Fahrgastschiff einen Ankerplatz und eine Crew gefunden. Bald heißt es: Leinen los!

Die "Moornixe" ist am Ziel ihrer langen Reise angekommen: Am Montag hieß es "Leinen los" am Anleger in der Mülheimer Innenstadt, wo Eigener Heinz Hülsmann vor Wochen sein Schiff festgemacht hatte.

Das schmale Schleusentor am Wasserbahnhof ist ein letztes Hindernis. Bald darauf steuert das historische Fahrgastschiff, das 1933 als "Baldeney" auf dem kurz zuvor aufgestauten Baldeneysee erstmals seine Runden drehte, seinen Ankerplatz unweit der Mendener Brücke.

Außer dem Kapitän und "Bootsmann" Reiner Berner sind auch drei neue "Matrosen" mit an Bord. Sie alle waren durch den Bericht in der Zeitung auf die Odyssee der alten Baldeney aufmerksam geworden und sind nun voller Tatendrang.

Der ehemalige Sichereitsingenieur hat eine Beziehung zu Schiff uns See

Peter Hustermeyer ist einer von ihnen. Der 67-Jährige ist seit Jahren Segler auf dem Baldeneysee, war früher Sicherheitsingenieur bei der Essener Verkehrs-AG unter deren Flagge die Weiße Flotte Baldeney einmal fuhr. "Ich habe eine Beziehung zum Baldeneysee und zu dem Schiff", sagt Hustermeyer und selbst gespannt, was ihn erwartet.

Auch Hans Clodt ist Segler und verfügt über die Fahrerlaubnis, um ein Schiff wie die "Moornixe" zu steuern. Peter Hamann, der dritte im Bunde, bringt die meiste Erfahrung mit. Der 63-Jährige stammt aus Rostock und ist Maschinist auf Handelsschiffen der ehemaligen DDR zur See gefahren. Oft war Afrika das Ziel. Bis zur Wende 1989. Bald darauf veräußerte die Treuhandgesellschaft den ehemaligen Staatsbetrieb, der einmal 175 Schiffe und 8000 Seeleute zählte.

Der originale Deutz-Motor ist für sein Alter fast neuwertig, sagt er Maschinist

Peter Hamann hat seine blaue Arbeitshose gleich mitgemacht und steigt in den Maschinenraum. Der originale Deutz-Diesel mache ein guten Eindruck, so sein fachmännisches Urteil. Für sein Alter sei der Motor fast neuwertig. "Damals hat man hochwertige Materialien verwendet. Da geht nichts so schnell kaputt", ist sich Peter Hamann sicher. Dennoch hat er schon mal im Internet recherchiert. Ersatzteile seien noch zu bekommen. Eine Betriebsanleitung von 1957 hat Eigner Heinz Hülsmann schon mal mitgebracht.

Fünf Mitstreiter habe er für sein Projekt gefunden, erzählt der Inhaber der Essener Segel- und Yachtschule "Moby Dick", der die "Moornixe" für gut zwei Jahren in einem Anfall von Lokalpatriotismus ersteigert hatte. "Das ist toll." Mit der Resonanz hatte er wohl selbst nicht gerechnet. Auch ein Schreiner ist darunter. Geschickte Hände sind an Bord eines alten Schiffes stets willkommen.

Am Baldeneysee fand Heinz Hülsmann keinen sicheren Hafen für sein Schiff

Ist es noch gar nicht lange her, da sah es so aus, als würde die Geschichte von der Rückkehr der alten "Baldeney" kein gutes Ende nehmen. Hülsmann fand keinen sicheren Hafen für sein Schiff, die Weiße Flotte Baldeney winkte ab. Nun verfügt er über eine Mannschaft und einen festen Liegeplatz, wenn auch nicht am Baldeneysee wie er er sich gewünscht hätte.

Ausflüge mit dem historischen Fahrgastschiff wird nun ein Verein anbieten, den der Essener für diesen Zweck gegründet hat. Von den Passagieren will er eine Spende erbitten. Das Geld soll in die Unterhaltung der "Moornixe" fließen.

Die Crew hat bereits klar Schiff gemacht und fleißig trainiert, wie der gut 19 Meter lange Oldtimer auf das Steuer reagiert. "Sobald die Corona-Beschränkungen aufgehoben werden, können wir loslegen", sagt Heinz Hülsmann. Auf seiner Hompage will darüber informieren, wann es soweit ist. Mancher kann es offenbar kaum erwarten: "Drei Reservierungen liegen schon vor."

DIE ALTE BALDENEY

Die alte Baldeney ist eines von sechs Schiffen der damaligen "Verkehrsgesellschaft Baldeney", die nach Fertigstellung des Baldeneysees 1933 den Betrieb aufnahm. Gebaut wurde es von der Jean Stauf Schiffswerft in Königswinter. Das knapp 18 Meter lange Schiff wird von einem 65 PS starken Deutz-Motor angetrieben.

1979 verkaufte die Weiße Flotte Baldeney das Schiff. Es fuhr zunächst auf der Mosel, danach auf Kanälen in Ostfriesland.