Essen. Händewaschen und Hygiene werden groß geschrieben, die Gruppen werden verkleinert. Was Tagesmütter in Zeiten von Corona beachten müssen.
Der gemeinsame Obstteller ist abgeschafft, ein Teil des Spielzeugs einkassiert und Händewaschen ist nun erste Bürgerpflicht, wobei es sich um ganz kleine Bürger handelt: Ein bis drei Jahre alt sind die Kinder, die von Tagesmüttern und -vätern betreut werden, auch in Zeiten von Corona. Wie das geht, schildert Rebecca Eggeling, Sprecherin der Interessengemeinschaft Kindertagespflege.
Gemeinsam mit einer Kollegin betreut sie normalerweise neun Kinder, derzeit sind es nur sechs. Und die bekommen aktuell jeweils eine eigene Portion Obst, statt alle von einem Teller zu naschen. Aus hygienischen Gründen wurde auch die Zahl der Spielsachen reduziert; schließlich muss in diesen Tagen ständig alles desinfiziert werden, mit dem die Kinder in Berührung kommen. Einen Mundschutz trage sie aber nur in der Bring- und Abhole-Situation, „wenn mal ein Kind von Arm zu Arm übergeben wird“. Ein Pluspunkt in der neuen Situation: „Kinder mit laufender Nase oder anderen Krankheitssymptomen werden nicht bei Tageseltern abgegeben.“
Welche Kinder ein Recht auf Betreuung haben, ändert sich regelmäßig
Mit den gesunden Kindern sei sie jetzt viel an der frischen Luft, mache Spaziergänge. Rebecca Eggeling und ihre Kollegin haben auch einen Garten, in dem sich die Kinder austoben können. Andere Tageseltern seien dagegen erleichtert, dass sie seit vergangener Woche mit den Kindern wieder auf den Spielplatz gehen können. „So kleine Kinder verstehen ja auch schwer, warum der gesperrt ist.“
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Auch die Erwachsenen verstehen dieser Tage vieles nicht: „Eltern rufen an, ob ihr Kind nun kommen dürfe, und wir müssen gucken, wie die Regelungen gerade sind.“ Anfangs durfte nur ein einziges Kind zu ihnen in die Tagespflege kommen: Es hat zwei Elternteile in systemrelevanten Berufen. Inzwischen reicht es, wenn Mutter oder Vater in der Pflege, als Arzt oder etwa bei der Feuerwehr arbeiten. Auch Kinder von Alleinerziehenden werden nun betreut, und ab Donnerstag (14. Mai) gebe es ein Betreuungsrecht für alle Zweijährigen. „Wir hätten dann sieben Kinder hier und müssten die Gruppe teilen. Allerdings fehlen uns für zwei Gruppen die Räumlichkeiten.“
„Wir merken, dass die Kinder ihre Spielkameraden vermisst haben.“
Rebecca Eggeling muss solche Fragen nicht nur für die eigene Arbeit klären, sondern auch den Überblick behalten für die Mitglieder der IG Tagespflege, von denen viele jetzt anrufen und mailen. Sie schätzt, dass derzeit ein Drittel der Tageseltern arbeiten, „auch wenn manche von ihnen Angst vor Ansteckung haben, weil sie ihre alten Eltern pflegen oder der Mann zur Risikogruppe zählt“. Einige hätten sich daher abgemeldet, doch es sei fraglich, wie lange das Geld von der Stadt noch fließe, wenn das noch Monate so weitergehe. „Die Stadt wird da vermutlich irgendwann eine Ansage machen. Wir sind ja Selbstständige.“
Tagesmütter und -väter brauchen eine Pflegeerlaubnis
Auch Tagesmütter und -väter sind natürlich an gesetzliche Regelungen und die Vorgaben der Stadt gebunden: Zum einen müssen sie eine ausführliche Qualifikation absolvieren. Zum anderen werden vor Aufnahme der Tätigkeit die Räumlichkeiten überprüft, in denen sich die Kinder aufhalten sollen. Alle fünf Jahre müssen Tageseltern die Pflegeerlaubnis verlängern lassen. Alle zwei Jahre werden der Erste-Hilfe-Kurs und die Hygiene-Belehrung aufgefrischt. Die Fachdienste, die die Tagespflegepersonen betreuen, bieten Fortbildungen an.
In Essen gibt es folgende Fachdienste: Arbeiterwohlfahrt (Awo), CSE (gemeinsame Gesellschaft von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen), Diakoniewerk sowie der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. Sie vermitteln die Tageseltern und kontrollieren deren Arbeit.
Sie selbst habe Dank der Informationsarbeit im Moment mehr zu tun als sonst und sei daher froh, dass ihre eigenen Kinder (6, 8) in die Notbetreuung von Kita und Schule gehen und dort ihre Freunde treffen.
Gerade laufe bundesweit die Woche der Kindertagespflege, doch die Interessengemeinschaft in Essen habe den für Samstag geplanten Tag der Offenen Tür leider absagen müssen. Momentan könnten sie und ihre Kolleginnen die Bedeutung ihrer Arbeit am besten zeigen, indem sie trotz widriger Umstände für die Kinder da sind. „Wir merken, wie die Kinder ihre Spielkameraden vermisst haben – und wie gut ihnen das Zusammensein mit anderen Kindern tut.“