Essen. Auch Essener Sportvereine rufen immer lauter nach Lockerungen der Corona-bedingten Einschränkungen. Die IG Baldeney appelliert an OB Kufen.

Auch im Essener Sport wird der Ruf nach einer Lockerungen der "Corona-Einschränkungen" lauter: So äußert die Interessengemeinschaft Baldeney in einem Brief an Oberbürgermeister Thomas Kufen ihr Unverständnis darüber, dass der Sport auf Ruhr und Baldeneysee nach wie vor untersagt ist.

Während dort Stege und Bootshäuser weiter gesperrt sind, dürfen Segler, Ruderer und Kanuten ihren Sport auf anderen Seen in der Region, etwas dem Harkortsee bereits wieder ausüben. Die IG Baldeney hat deshalb ein Konzept vorgelegt, nach dem dies unter der Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygienevorgaben auch auf Gewässern in Essen wieder möglich sein soll.

Dem Essener Sportbund dient das Konzept der IG Baldeney als Blaupause

Dem Essener Sportbund dient dieses Konzept als Blaupause: Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg hat die Leiter sämtlicher Sparten aufgefordert, ebenfalls Gedanken zu entwickeln, wie auch ihre Sportler unter den Bedingungen von Corona wieder aktiv werden könnten.

Nach dem Geschmack der Interessengemeinschaft Baldeney legt die Stadt Essen die Ordnungsverfügung des Landes zu eng aus, in dem sie Stege und Bootshäuser als Sportstätten betrachtet. Dabei dienen diese nur mittelbar der Ausübung des Sports. Gesegelt und gerudert werde aber immer noch auf dem Wasser. Wen ein einzelner Ruderer dort anstecken soll, bleibt wohl nicht nur der Interessengemeinschaft ein Rätsel. Auch in einem Segelboot sitzt man in der Regel zu zweit, wenn nicht gar alleine.

Clubhäuser und Gemeinschaftsräume sollen gesperrt bleiben

Die IG Baldeney weist ferner daraufhin, dass nach Angaben der Polizei NRW die individuelle Ausübung des Wassersports, also zum Beispiel das führen eines Bootes, erlaubt ist, sofern dabei die Corona-Schutzverordnung eingehalten wird. Lediglich Training, Wettkämpfe und Zusammenkünfte im Verein sind den Sportlern untersagt.

Clubhäuser und Gemeinschaftsräume sollen auch nach den Vorstellungen der Interessengemeinschaft geschlossen bleiben, organisiertes Training oder Wettkämpfe soll es auch weiterhin nicht geben. Zugang zum Vereinsgelände sollen nur Mitglieder gestattet sein, Abstandsregeln seien einzuhalten. Ihren Sport sollen die Aktiven dann maximal zu zweit oder als Familie ausüben dürfen.

Landessportminister stellen Lockerungen für Breitensport in Aussicht

Ähnliche Vorgaben kann sich Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg auch für andere Sportarten vorstellen. "Warum sollte das Tennisspielen nicht erlaubt sein, wenn Sportler bereits umgezogen zur Anlage kommen und nach dem Match direkt wieder nach Hause fahren ohne zu duschen und ohne sich in der Umkleide umzuziehen", fragt Rohrberg, dem genügend andere Beispiele einfallen. Auch auf einem Golfplatz könne man sich leicht aus dem Weg gehen. Selbst Sport in der Halle hält Rohrberg für möglich, sofern der Mindestabstand eingehalten wird.

Beim traditionsreichen Etuf am Baldeneysee, wo sie Segeln, Golf- und Tennis spielen, "scharren sie schon mit den Hufen", berichtet Geschäftsführer Jens Wachowitz. Täglich bekomme er Anfragen von Mitgliedern, die wissen wollten: "Wann geht es wieder los?"

Wachowitz muss seine Sportler vertrösten. Die allermeisten zeigten Verständnis für die Einschränkungen, berichtet der Geschäftsführer. Dass aber in anderen Bundesländern zum Beispiel das Golfen wieder erlaubt ist, verstehe nicht jeder. Der Verein bereitet sich darauf vor, dass es auch am Baldeneysee bald soweit sein könnte. "Beschilderungen und Desinfektions-Möglichkeiten sind schon da", betont Wachowitz.

Die Landessportminister haben sich dieser Tage in einer Telefonkonferenz darauf verständigt, dass Freizeit- und Breitensport wieder möglich sein soll, ohne Details zu nennen. Sporthallen sollen allerdings weiter geschlossen bleiben. Ministerpräsident Armin Laschet hat weitere Lockerungen für Mai in Aussicht gestellt.

Laschet sprach von Sportangeboten für Kinder und Jugendliche. Aus Sicht des Essener Sportbundes wäre das ein Anfang, aber auch nicht mehr. Wie geht es weiter? Eine Antwort des Oberbürgermeisters auf das Schreiben der IG Baldeney steht noch aus.

IG BALDENEY

In der Interessengemeinschaft Baldeney sind die am Baldeneysee ansässigen Rudersport- und Segelvereine organisiert. Sie vertritt die Interessen von rund 6000 Wassersportlern. Langjähriger Sprecher der IG Baldeney ist der Vorsitzende des Yachtclub Ruhrland Essen, Hans-Walter Fink.