Düsseldorf. Lieber zum Training als im Einkaufszentrum abhängen? Die über 18.000 Breitensportvereine in NRW könnten für Jugendliche bald wieder öffnen.

Zuerst schien nur die Fußball-Bundesliga im Fokus von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zu sein. Gemeinsam mit seinem bayerischen Amtskollegen Markus Söder (CSU) hatte er sich dafür ausgesprochen, ab 9. Mai die Profis mit „Geisterspielen“ die Saison beenden zu lassen. Da beide Länder ein Drittel aller Erst- und Zweitligisten repräsentieren, war die Einlassung der Regierungschefs für die Liga so wichtig wie ein frühes Tor in jeder Partie.

Nun hat Laschet nachgelegt und dabei vor allem die soziale Bedeutung des Jugendsports in den Blick genommen. Seit Wochen ruht der Trainingsbetrieb, Hallen und Plätze sind gesperrt, weshalb gerade vielen Kindern wichtige Anlaufstellen wegbrechen. Er glaube, „dass man noch einmal über ein paar weitere Maßnahmen nachdenken muss. Ein Thema steht schon fest, der Sport“, sagte Laschet der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Der NRW-Ministerpräsident gehört zwar erkennbar zu den Urhebern der „Öffnungsdiskussionsorgien“, die Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Corona-Krise für so gefährlich hält. Das hindert Laschet aber offenkundig nicht daran, einer weiteren riesigen gesellschaftlichen Zielgruppe neue Hoffnung auf eine Rückkehr in ein bisschen Normalität zu machen. „Wenn die Jugendlichen jetzt alle in Shopping-Malls gehen oder sich in Parks treffen, statt auf den Sportplatz zu gehen, ist das ja auch nicht Sinn der Sache“, findet Laschet. Deshalb sei nun die Sportministerkonferenz aufgerufen, „ein Konzept zu entwickeln, wie man in Teilen Freizeitsport wieder ermöglichen kann“.

Beim Landessportbund (LSB) stießen Laschets Einlassungen auf großes Interesse. „Weil es keinen Zweifel darüber geben dürfte, dass der organisierte Sport ein ganz wichtiges Element im Leben ist, richten wir unsere klare Bitte an die Politik, uns nicht im Regen stehen zu lassen“, sagte LSB-Präsident Stefan Klett unserer Redaktion. Deshalb müsse es „zeitnah wieder losgehen, sportliche Betätigung mit ihren vielen positiven Elementen und Auswirkungen schrittweise zu erlauben“. Die rund 18.300 NRW-Sportvereine sind für Hunderttausende Jugendlichen, die nunmehr seit sechs Wochen zu Hause sitzen, von großer Relevanz.

Der Kinderschutzbund NRW reagierte gespalten auf den Laschet-Vorstoß. Sportangebote für Kinder und Jugendliche seien aus sozialer und gesundheitlicher Perspektive sinnvoll. „Allerdings muss bei jeder Lockerung der Corona-Maßnahmen zwischen dem Ansteckungsrisiko und dem Nutzen für die Kinder und Jugendlichen gut abgewogen werden. Da die Sportarten ja höchst unterschiedlich sind und die Fähigkeit von Kindern, den nötigen Abstand zu wahren, auch sehr verschieden ist, können wir nicht abschätzen, inwieweit eine Lockerung in diesem Bereich zu verantworten wäre“, sagte eine Sprecherin unserer Redaktion.