Viele Händler stellen Hinweisschilder auf: „Bitte 1,5 Meter Abstand halten.“ Viel Zustimmung, doch nicht alle Kunden möchten sich daran halten
Es ist sonnig-warm und viele Besucher zieht es auf den Rüttenscheider Markt. Regionale Produkte unter freiem Himmel zu kaufen, erscheint in Zeiten des Coronavirus offensichtlich attraktiv. Die eng gestellten Stände erschweren es aber, den gebotenen Abstand von 1,5 Metern einzuhalten. Auf dem Rüttenscheider Markt gibt es am Samstag daher nur eine der folgenden Optionen: Entweder stehen die Besucher alleine am Rande des Marktes, schlendern hinein in das Gedränge oder sie warten gerade schon in einer der Schlangen, die sich vor vielen Ständen bilden.
Wunsch in Essen-Rüttenscheid: Die Anzahl der Marktbesucher sollte kontrolliert werden
Kunden bemängeln, dass einige Personen nicht auf den Sicherheitsabstand achten. Janina Simon, die gerade am Obst- und Gemüsestand wartet, erzählt: „Wenn ich mir die Schlangen so anschaue, versuchen schon die meisten Personen, Abstand zu halten.“ Die 25-Jährige fügt aber hinzu: „In einigen Gängen ist es jedoch einfach nicht möglich, selbst wenn man wollte.“ Auf Nachfrage schlägt sie vor, dass alle Händler Abstandsmarkierungen mit Kreide einzeichnen könnten oder dass die Besucheranzahl kontrolliert werden könnte.
Der Rüttenscheiderin Monika Vogelsang fällt hingegen noch ein weiterer Aspekt auf dem Markt auf: „Viele Leute reagieren aggressiv, wenn ich sie auf den Mindestabstand aufmerksam mache.“ Sie bemängelt außerdem, dass nur rund ein Drittel der Marktbesucher Masken tragen würden.
Mundschutz aus dem 3D-Drucker ist praktisch für Brillenträger
Unter den Wenigen sind dafür viele bunte und selbstgemachte dabei. Martin Leins trägt am Samstag einen besonderen Mundschutz von seinem Freund Olaf Tuckiendorf: „Mein Kollege hat mir einen Gesichtsschutz aus Plexiglas mit seinem 3D-Drucker hergestellt.“ Als Brillenträger sei das sehr praktisch, „und man erkennt noch das Gesicht und die Mimik.“
Auch Rolf Krane ist mit Maske anzutreffen. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Rüttenscheid verrät: „Ich habe eine kleine Sammlung an Masken und freue mich, dass ab Montag die Maskenpflicht gilt. Ich komme mir nämlich ein bisschen dämlich dabei vor, wenn kaum jemand eine trägt.“
Händler profitieren vom großen Kundenandrang
Die Händler erzählen, dass die Märkte derzeit so gut besucht seien wie selten zuvor. Sandra Austrup, die fri
sche Landeier anbietet, hat als eine der Wenigen eine Markierung mit blauer Kreide auf dem Boden eingezeichnet und kleine Blumen auf die zwei Linien gestellt. Und tatsächlich reihen sich ihre Kunden dort ein – sogar mit ausreichendem Abstand. „Bei mir sind die Kunden sehr aufmerksam, obwohl sich teilweise eine lange Schlange bildet. Seit der Corona-Krise kommen viel mehr Besucher“, erzählt sie.
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Das hat auch Blumenhändler Frank Seibertz bemerkt: „Ich habe das Gefühl, die Menschen fühlen sich hier einfach wohler, weil sie an der frischen Luft sind. An unseren steigenden Umsätzen merken wir, dass wir sehr viel mehr Kunden haben.“ Verkäuferin Brunhilde Schandelle fügt noch hinzu: „Die Menschen kommen schon ab sieben Uhr morgens auf den Markt. Teilweise haben wir dann noch nicht mal alles aufgebaut.“
„Wir müssen alle einfach freundlich miteinander sprechen“
Während sie das erzählt, sagt eine Kundin am Stand gegenüber zu einer anderen Kundin: „Lassen Sie uns doch die Plätze tauschen, dann können Sie schon mal bestellen. Ich bekomme ja schon.“ Und die Verkäuferin nickt lächelnd: „So ist es richtig. Wir müssen alle einfach freundlich miteinander sprechen, das ist das Wichtigste.“