Essen. OB Kufen wirbt beim Land und beim Städtetag für Essener Vorstoß: Betriebe sollen mit Außengastronomie starten dürfen.
Während Gastronomen am Freitag auf ihre zunehmend prekäre Lage aufmerksam machten, in dem sie auf dem Kennedyplatz leere Stühle aufstellten, hat die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) ein Konzept vorgelegt, das auch gastronomische Betrieben den Weg zurück in die Normalität weisen soll.
Das Konzept sieht vor, ab dem 4. Mai mit einer teilweisen Öffnung der Außengastronomie zu starten. Biergärten mit mindestens zehn Tischen müssten diese dann so anordnen, dass ein Mindestabstand von 1,5 Metern gewährleistet ist, Tische müssten vorab reserviert und von maximal zwei Personen oder Familien mit maximal drei Kindern besetzt werden. Eine freie Platzwahl gäbe es nicht. Gäste dürften maximal zwei Stunden bleiben, um 22 Uhr wäre Schluss.
Verschäfte Hygieneregeln beim Bezahlen und beim Gang zur Toilette
Verschärfte Hygieneregeln würden für den Gang zur Toilette gelten, fürs Bezahlen und auch für das Personal. Der Zugang zum WC könnte beispielsweise über das Ausgeben von WC-Marken gesteuert werden, die auf Nachfrage ausgegeben würden. Das Bezahlen wäre mobil möglich oder indem Gäste das Geld in eine Schale legen, wie es etwa in vielen Supermärkten bereits praktiziert wird.
In einem zweiten Schritt könnten später Restaurants ohne Thekenbetrieb nach den gleichen Vorgaben öffnen, so EMG-Chef Richard Röhrhoff. In einem dritten Schritt würden klassische Kneipen folgen, wenn der Wirt sicherstellt, dass Gäste einen Mindestabstand von zwei Metern einhalten und das Personal Einlasskontrollen durchführt, damit es nicht zu voll wird. Wer bereits Einen über den Durst getrunken hat, dürfe nicht bedient werden.
Das Gesundheitsamt hat das Konzept laut EMG positiv bewertet
Erarbeitet wurde das Konzept laut EMG von Thomas Stauder, dem Geschäftsführer
der Stauderbrauerei, vom örtlichen Vorsitzenden des Gaststättenverbandes DEHOGA, Reinhard Schriever, und von Alexander Brambrink, Geschäftsführer der Finca Essen Gastro GmbH.
Das Gesundheitsamt habe das Papier aus infektiologischer Sicht bereits positiv bewertet. Oberbürgermeister Thomas Kufen habe es an den Städtetag NRW sowie an das Wirtschaftsministerium des Landes weitergeleitet. Dort könnte der Essener Vorstoß eine Basis für die mögliche Umsetzung in ganz Nordrhein-Westfalen sein, hofft Richard Röhrhoff. Ziel sei der Erhalt gastronomischer Betriebe und die Sicherung von Beschäftigung.
Betriebe brauchen auch für Kredite eine Perspektive
Kritisch sieht der EMG-Geschäfsführer die Situation insbesondere für Betriebe, deren Inhaber bereits auf die Rente zusteuern. "Wer 60 Jahre alt ist, der nimmt so schnell keinen Kredit mehr auf, sondern denkt an seine Alterssicherung", ist Röhrhoff überzeugt. "Die machen dann zu."
Betreiber von Gastronomie-Ketten hätten da einen längeren Atem. Doch auch sie müssten gegenüber ihre Bank eine wirtschaftliche Perspektive aufzeigen, wollten sie Geld aufnehmen, um die Krise zu überbrücken.
„An der Gastronomie hängen viele Jobs und die sind bald nur noch schwer zu retten. Verloren gegangene Einnahmen können nicht wieder reingeholt werden", betont der EMG-Chef. Daher müssten jetzt Wege gefunden werden, wie Gastronomie unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen möglich werde.